DEUTSCHLAND DDR-ULTIMATUM.
Sechs Tage
lang lag in Bonn ein Ultimatum der DDR vor, ohne daß Bundeskanzler Erhard etwas davon wußte. Am 24. September, dem Tag der Unterzeichnung des Berliner Passierscheinabkommens, war dem Interzonentreuhänder Leopold in Ost -Berlin eröffnet worden, die DDR erwarte nunmehr, daß die Bundesregierung ihr innerhalb von sechs Tagen wirtschaftliche Vergünstigungen, unter anderem einen Kredit von einer halben Milliarde Mark, einräume. Falls diese Frist nicht eingehalten werde, könne es Schwierigkeiten geben. Leopold, der Pressionen gegen den Berlin-Verkehr erwartete, alarmierte den Ministerialrat Kalkhorst aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Kalkhorst maß dem Ultimatum jedoch keine Bedeutung bei und ließ den Vorgang auf seinem Schreibtisch liegen. Erst sechs Tage später erfuhren Bundeskanzleramt, Auswärtiges Amt und Gesamtdeutsches Ministerium aus Zeitungen von der östlichen Berlin-Drohung.