Alkohol am Steuer Beckstein rät nach Bierpatzer zur Abstinenz
Nürnberg - Zwei Liter Bier intus - und trotzdem fahrtüchtig? Mit der These, Autofahren nach "zwei Maß in sechs, sieben Stunden auf dem Oktoberfest" sei in Ordnung, hat Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein für Aufruhr gesorgt. Jetzt versuchte sich der CSU-Politiker in Schadensbegrenzung. "Wer fährt, trinkt am besten gar nichts", stellte Beckstein am Mittwoch in Nürnberg klar. Zuvor hatte er bereits eingeräumt, seine Äußerung zum Bierkonsum sei ein "etwas verunglückter Beitrag" gewesen.
Beckstein zeigte sich in Nürnberg zuversichtlich, dass seine Äußerung ihm im Wahlkampf nicht schaden werde. "Die Leute haben mehr Angst vor einer Alkoholverbotsregelung als vor einer Verharmlosung", sagte er mit Blick auf das Rauchverbot. Den Alkoholmissbrauch müsse man massiv bekämpfen. "Aber ein gesellschaftlich seit Jahrhunderten akzeptierter Gebrauch von Alkohol ist nicht zu beanstanden." Ein Glas Wein oder Bier sei Teil der Kultur in Bayern.
Zugleich griff er seine politischen Gegner scharf an. Beckstein warf SPD und Grünen einen "schmutzigen Wahlkampf" vor. Seine Aussagen würden verdreht. SPD-Spitzenkandidat Franz Maget beschuldigte Beckstein seinerseits der Verdrehung von Tatsachen: "Niemand hat ihm das Wort im Mund herumgedreht. Das ist grober Unsinn."
Beckstein habe seine Zwei-Maß-Bier-Äußerung mehrfach in immer neuen Variationen wiederholt. "Ein Ministerpräsident, der so tut, als könne man ein oder zwei Maß trinken und sich dann noch ans Steuer setzen, der ist fehl am Platz." Beckstein ziehe jetzt zwar die Notbremse, so Maget. "Der Unfall mit Totalschaden ist aber schon passiert."
Seehofer bevorzugt Milch
Bundesverbraucherschutzminister Horst Seehofer (CSU) sagte dem Fernsehsender N24, er selbst trinke unterwegs "mal ein Gläschen Rotwein, vielleicht auch mal zwei - dann fährt man nicht mehr Auto". Beckstein sei aber "wie wir alle dagegen, dass Alkohol im Straßenverkehr eine Rolle spielt", betonte der stellvertretende CSU-Chef. "Ich trinke privat eigentlich nur Milch", fügte Seehofer hinzu.
FDP-Chef Guido Westerwelle attackierte Beckstein in der Haushaltsdebatte des Bundestags scharf: "Jemand, der die Leute betrunken hinter das Steuer setzen will, der ist ein Sicherheitsrisiko." Westerwelle reagierte damit auf Äußerungen Becksteins, der der bayerischen FDP einen unverantwortlichen Kurs in der Sicherheitspolitik vorgeworfen hatte.
Beckstein und Maget werden am Donnerstagabend im Bayerischen Fernsehen beim ersten TV-Duell in der Wahlkampfgeschichte des Freistaats aufeinandertreffen. Becksteins Amtsvorgänger Edmund Stoiber hatte 2003 ein Fernsehduell mit Maget noch abgelehnt. Nach einer neuen Umfrage konnte die Union ihren Vorsprung auf die Sozialdemokraten wieder leicht ausbauen.
amz/dpa/AP