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AUSLAND DER BÜCKLING EINES HAUPTMANNS

aus DER SPIEGEL 38/1962

der Düsseldorfer Schutzpolizei vor Frankreichs General -Staatschef wurde für die französische Illustrierte »Parismatch« zum Symbol der »Eroberung Deutschlands durch Charles de Gaulle«. Und die Zeitung »Paris-presse« schrieb über den Empfang des Generals in der Bundesrepublik: »Es war wie eine Monsterrevue von Cecil B. de Mille in der Bearbeitung von Leni Riefenstahl. Die Journalisten hatten noch nie ein so riesiges Publikum gesehen. Die Anteilnahme und Begeisterung war größer als bei der letzten Etappe der Tour de France. Sogar in Frankreich, von Italien oder den USA ganz zu schweigen, ist de Gaulle noch niemals so gefeiert worden ... Um überhaupt einen Vergleich zu finden, müßte man schon die Befreiung von Paris heraufbeschwören.« Frankreichs gefeierter Präsident, der seinen Gastgebern eine deutsch-französische Union vorschlug, hatte selbst einst die Möglichkeit einer Freundschaft zwischen Deutschen und Franzosen in seinem 1934 erschienenen Buch »Vers l'armée de métier« wortreich verspottet: »Der Franzose, der soviel Ordnung im Denken hat und sowenig im Handeln, dieser alles bezweifelnde Logiker, dieser launisch seiner Arbeit hingegebene Mensch, der sich für Frackschöße und öffentliche Parks begeistert, der sich aber nachlässig anzieht und Abfälle auf den Rosen wirft, kurz, wie kann der Teutone mit dieser wetterwendischen, unsicheren, widersprüchlichen Nation empfinden, sie verstehen oder ihr vertrauen? Und umgekehrt beunruhigt Deutschland uns, dieser Hort mächtiger, aber verschwommener Instinkte, geborener Künstler ohne jeden Geschmack, feudal denkender Techniker; mit Gaststätten, die wie Tempel, und mit Toiletten, die wie gotische Paläste aussehen, von Unterdrückern, die geliebt werden möchten, von sklavisch gehorsamen Separatisten, von Salonlöwen, denen schlecht wird, wenn sie zuviel Bier getrunken haben.

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