RONALD GRZYWINSKI Der Robin Hood von Chicago
Das Eigenheim ist die Trophäe der amerikanischen Mittelschicht. Es zeigt, wer es geschafft hat in einem Land, das für Erfolglose nur Verachtung übrig hat. Seit im Frühjahr die Immobilienkrise hereinbrach, sind Hunderttausende Amerikaner mit ihrem Häuschen in der Vorstadt vom sozialen Absturz bedroht. Weil viele von ihnen die Raten nicht mehr aufbringen wollen, lassen die Banken sie fallen. Ronald Grzywinski bildet die Ausnahme: Sein Geldinstitut, die ShoreBank in Chicago, verteilte mitten in der Krise 4,5 Millionen Dollar Darlehen an klamme Eigenheimbesitzer. Mit einem Sonderprogramm von insgesamt 200 Millionen Dollar will er Tausende Hauseigner vor der Zwangsversteigerung bewahren. Der Banker begann seine Karriere bei der First National Bank. Aber er will mehr als nur Geld verdienen: Er will den Schwachen Schutz bieten, den der Staat versagt. Ronald Grzywinski ist der Robin Hood des amerikanischen Kapitalismus. Schon 1973 kaufte er mit drei Kollegen die South Shore National Bank in der South Side von Chicago und baute sie zu einem Kreditinstitut für Schwarze und andere Minderheiten aus. Um deren Viertel machen die anderen Geldhäuser einen weiten Bogen. Allein in Chicago half er, mit drei Milliarden Dollar 52 000 Sozialwohnungen zu finanzieren. Seit den achtziger Jahren ist Grzywinski auch in der Dritten Welt aktiv. In Bangladesch beriet die ShoreBank Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus, der sich dafür einsetzt, sogenannte Mikrokredite zu vergeben, statt Millionen in gigantischen Entwicklungshilfeprojekten zu verpulvern. Ex-Präsident Bill Clinton nannte die ShoreBank »die wichtigste Bank Amerikas«. Und das Magazin »US News & World Report« wählte Grzywinski zu einer der wichtigsten Führungspersönlichkeiten des Jahres 2007.