Der Verlierer der Hessenwahl
ist unter den Demoskopen der Mannheimer Politprofessor Rudolf Wildenmann. Er nannte im August-Heft von »Capital« anhand von Zahlen, die ihm das Münchner Institut Infratest im Juni geliefert hatte, »in Hessen dieses Wahlergebnis wahrscheinlich": SPD 47 bis 49 Prozent (es waren dann 44,3 Prozent), CDU 41 bis 43 Prozent (Ergebnis: 46 Prozent). Für FDP und »Grüne« sagte Wildenmann je fünf Prozent voraus.
Infratest selbst lieferte seinen Auftraggebern in Hessen ganz andere Zahlen, als Infratest-Kunde Wildenmann publizierte. Grund: Wie Infas (Bonn) und das Allensbacher Institut für Demoskopie »gewichtet« Infratest die Parteizahlen; die SPD-Prozente werden dabei reduziert, die CDU-Prozente erhöht.
Wildenmann zu seinem capitalen Bock: »Daß ich nicht absolut recht hatte, sehe ich ein. Ich hatte aber auch nicht unrecht.« Er glaubt, daß in der Zeit zwischen seiner Umfrage und der Wahl die CDU ihre Anhänger mobilisiert habe, und bestreitet gegenteilige Zahlen aus Allensbach.
Das Institut der Professorin Elisabeth Noelle-Neumann hatte im »Stern« drei Wochen vor der Wahl 1,2 Prozent mehr Anhänger der CDU gemeldet, als am 8. Oktober ausgezählt wurden. Wildenmann: »Wenn Frau Noelle recht hätte, hätte Dregger im Wahlkampf Anhänger verloren, und das ist doch Unfug.«
Die Institute Marplan (Offenbach) und Infas meldeten im Juni Daten, die sich ausschlossen. Infas lag schon in der Nähe des Wahlergebnisses, Marplan sah die FDP nicht im Landtag und die SPD vor der CDU. Erst kurz vor der Wahl stimmten alle Institute ziemlich überein. Prognosen am Wahltag lieferten Allensbach und Infas (siehe Graphik).
Die Wahlen in Hessen waren für die Demoskopen ein Trauerspiel mit vordergründigem Happy-End.
