»Der Westen reagierte zynisch, dumm«
Es gab eine Zeit, da die meisten denkenden Afrikaner wirklich glaubten, sie hätten etwas zu befürchten, wenn sie freundschaftliche Beziehungen zu Russen und Chinesen unterhielten. Die afrikanischen Staaten halfen in der Uno, die Resolutionen der Sowjet-Union zu Fall zu bringen, das kommunistische China aus der Weltorganisation fernzuhalten.
Aber nach und nach begannen die Afrikaner, die Kommunisten in einem neuen Licht zu sehen, und Russen wie Chinesen müssen der westlichen Heuchelei dafür dankbar sein.
Die Chinesen leisteten Hilfe zu Bedingungen, mit denen es der Westen hätte aufnehmen können, die er jedoch nicht gewährte. Bei der Vertragsvergabe für den Bau der Tan-Sam-Bahn gab es keinen Hauch von Skandal, während ähnliche Projekte westlicher Länder stets von Bestechungsgeldern, hohen Zinssätzen und der politischen Absicht durchsetzt waren, afrikanische Marionetten im Amt zu halten.
Es ist der Aufmerksamkeit der Afrikaner nicht entgangen, daß der Westen Portugal über die Nato bis an die Zähne aufrüstete und westliche Waffen eingesetzt wurden, Afrikaner zu töten. Die Kommunisten haben sich bei jeder Gelegenheit öffentlich mit den Bestrebungen der Afrikaner identifiziert, ihren Kontinent von den letzten Resten des Kolonialismus und der rassischen Unterdrückung zu befreien.
Die westlichen Länder dagegen haben nie die ganze Tiefe des Hasses begriffen, den die Afrikaner empfinden, weil sie sich durch die bloße Existenz des südafrikanischen Apartheid-Systems als Rasse erniedrigt fühlen. Wie oft müssen wir erklären, daß kein Afrikaner das Gefühl hat, er könne wirklich aufrecht gehen auf dieser Erde, solange Apartheid und Rassendiskriminierung nicht gänzlich abgeschafft sind.
Was, glauben Sie, bringt wohl einen Menschen wie den rhodesischen Bischof Muzorewa, einen christlichen Priester also, so weit, Zuflucht zum bewaffneten Kampf zu nehmen? Dabei machten es Institutionen und Gewohnheiten, welche die Afrikaner von den Kolonialmächten übernommen hatten, ihnen leicht, den Westen zu verstehen. Aber die Reaktion des Westens auf diese Vorteile war zynisch und dumm.
Es gab das Syndrom des rassischen Überlegenheitskomplexes, von dem der Westen sich nicht trennen konnte, das ihn dazu verführte, auf die Afrikaner als »Kinder« herabzusehen, die nach Belieben geführt und manipuliert werden könnten. Es gab auch die kapitalistische Gier, die den Westen verleitete, kurzfristige wirtschaftliche Gewinne gegen langfristige politische Vorteile einzutauschen.
Heute betrachten die meisten Afrikaner das Gezeter über die angebliche kommunistische Gefahr für ihren Kontinent schlicht als die schizophrenen Sorgen früherer Kolonialmächte und ihrer Alliierten, die ängstlich bemüht sind, ihren neokolonialistischen Einfluß aufrechtzuerhalten. Deshalb begrüßen viele Afrikaner, die normalerweise nichts für den Kommunismus übrig haben -- und ich glaube, das ist bei der Mehrheit der Fall -, die Intervention der Russen und Kubaner in Angola.
Nach Angola wächst jetzt in Afrika die Versuchung, die Zusammenarbeit mit den Kommunisten zu verstärken, bis Südafrika und Rhodesien befreit sind.
Wenn es in Afrika eine kommunistische Gefahr gibt, so die, den traditionellen westlichen Einfluß zu erschüttern, der zum Schaden der Afrikaner ein Monopol geworden ist. Die Afrikaner glauben nicht, daß das schlecht ist. Die strategische Zusammenarbeit mit kommunistischen Staaten macht jedenfalls nicht automatisch eine Nation zu Kommunisten.
Als sich Großbritannien unter dem Konservativen Churchill mit dem Kommunisten Stalin verbündete, um den Nationalsozialismus zu bekämpfen, dachte kein vernünftiger Mensch daran, Churchill würde dadurch Kommunist. Der Westen ist in der Hysterie seiner eigenen Propaganda und Furcht gefangen.