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ISRAEL Der Wille Gottes

aus DER SPIEGEL 33/2005

Die heftig umstrittene Räumung der Siedlungen im Gaza-Streifen bringt die regierende Likud-Partei von Ministerpräsident Ariel Scharon an den Rand der Spaltung. Nur noch rund ein Drittel der Mitglieder folgt nach Umfragen ihrem Premier, die Mehrheit stützt Benjamin Netanjahu, der vergangene Woche aus Protest gegen die Räumung als Finanzminister zurücktrat. In der israelischen Bevölkerung, die dagegen mit knapper Mehrheit den Kurs von Scharon weiter mitträgt, wächst angesichts der nationalen Krise der Wunsch nach einer starken Führung aus dem politischen Zentrum.

Würde Scharon ein neues Bündnis zusammen mit dem Führer der sozialdemokratischen Arbeitspartei, Schimon Peres, und dem strikt säkularen Oppositionsführer Tommi Lapid gründen, sagen ihm Meinungsforscher bei möglichen Neuwahlen eine Mehrzahl der Sitze voraus. Offiziell will Scharon von einem solchen Schritt allerdings noch nichts hören. Unmittelbar vor Beginn der Räumung wuchs Ende vergangener Woche im ganzen Land die Nervosität. Erneut konnten sich Hunderte teilweise radikale Sympathisanten trotz massiver Polizeisperren in die Gaza-Siedlungen hineinschmuggeln. Die Armee gab den Siedlern eine letzte Frist bis Dienstag um Mitternacht, freiwillig ihre Häuser zu verlassen. Danach sollen sie notfalls mit Gewalt evakuiert werden. »Das Motto des Krieges gegen den Scharon-Plan heißt: Chaos im

ganzen Land«, drohte die radikale Aktivistin Nadja Matar.

Staatschef Mosche Kazaw dagegen forderte die überwiegend national-religiösen Siedler auf, dem Willen von Regierung und Parlament zu folgen: »Die Stimme der Mehrheit ist gleichbedeutend mit dem Willen Gottes.«

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