Zur Ausgabe
Artikel 56 / 103

GROSSBRITANNIEN Desaster für Brown

aus DER SPIEGEL 19/2008

Im Vorfeld der englischen Kommunalwahlen hatten Politiker der Labour Party vor einer heftigen Niederlage gewarnt, aber das Ergebnis vom vergangenen Donnerstag übertrifft sogar die schlimmsten Erwartungen. Gerade einmal 24 Prozent der Stimmen erreichte die Regierungspartei noch, ein Absturz so dramatisch, wie ihn Labour seit 40 Jahren nicht mehr erlebt hat. Damals war der Premier Harold Wilson für die Abwertung des Pfunds abgestraft worden, zwei Jahre später musste er die Macht an die Konservativen abgeben.

Auch diesmal sieht es so aus, als befürworteten die Wähler nach elf Jahren Labour einen grundsätzlichen Wechsel. 44 Prozent der Stimmen erreichten die Tories, und sie konnten darüber hinaus an Orten zulegen, wo sie lange chancenlos waren.

Die Eroberung des multikulturellen London durch Boris Johnson bestätigt diesen Trend, ebenso wie Erfolge in traditionellen Labour-Territorien Nord- und Mittelenglands sowie im ehemals tiefroten Wales. Labour verlor auch Reading an die Konservativen und hält jetzt nur noch zwei Parlamente im Südosten Englands.

Der sichtlich angegriffene Premier Gordon Brown führte das Ergebnis auf die angespannte ökonomische Lage zurück. Zwar muss er nicht vor 2010 die Parlamentswahl abhalten, aber es wird bezweifelt, ob er sich von diesem Tiefschlag erholen kann. Vor allem David Cameron, Chef der Konservativen, profitiert von Browns Schwäche. Er warnte davor, allein auf Fehler der Regierung zu bauen: »Wir müssen klarmachen, dass wir notwendige Änderungen aus eigener Kraft vollziehen können.«

Zur Ausgabe
Artikel 56 / 103
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren