Detektive in Höhle 7
Wort für Wort der berühmten Bergpredigt stamme von Jesus. Aufgeschrieben wurde sie von Matthäus, der einer der zwölf Jünger gewesen sein soll. Der Text der langen Predigt stehe authentisch im Evangelium, das nach diesem Apostel benannt ist. Und so habe es sich ereignet, glaubt Carsten Peter Thiede, 43, ein Papyrologe in Paderborn.
Ganz anders war es damals nach Ansicht von Gerd Lüdemann, 49, einem evangelischen Theologen der Universität Göttingen:
Die Bergpredigt hat nie stattgefunden. Der Verfasser des Matthäus-Evangeliums hat verstreute Worte Jesu aus schriftlichen Quellen zusammengestellt, ihm einige weitere in den Mund gelegt und sich eine Szene ausgedacht: »Als er aber das Volk sah, ging er auf den Berg . . .«
Laut Lüdemann war der Autor weder Jünger noch Apostel, er hieß auch nicht Matthäus, und Jesus hat er nie gesehen. Das Evangelium schrieb er erst etwa 60 Jahre nach dessen Tod.
So grundverschieden wie über die Bergpredigt denken der Paderborner Papyrologe und der Göttinger Theologe in nahezu jeder Hinsicht über die Evangelien und über Jesus.
Das gilt auch für das Wunder, mit dem Pfingsten als das Fest des Heiligen Geistes begründet wird. Laut Apostelgeschichte erschienen 120 Christen nach einem »Brausen vom Himmel her, Zungen wie von Feuer, die sich verteilten, auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab«.
Für Thiede »ist das Gesamtgeschehen durchaus als historisch zu akzeptieren. Die Frage ist nicht, ob es geschah, sondern wie, warum und mit welchen Konsequenzen«. Und er ist überzeugt, »daß es bis heute Christen gibt, die ähnliche Erfahrungen machen«.
Für Lüdemann hingegen ist »allenfalls historisch, daß die Jünger in Ekstase geraten _(* Holzschnitt von Julius Schnorr von ) _(Carolsfeld, spätere Kolorierung (1860). )
waren und eine Vision hatten«. Und: »Daß der Geist über sie kam, werden sie geglaubt haben, aber sicher nicht, daß es der Heilige Geist der Dreifaltigkeit war. Den kannten sie damals so wenig, wie Jesus ihn gekannt hat.«
Beide, der Bibelwort-Gläubige Thiede und der Bibelkritiker Lüdemann, sind davon überzeugt, daß die Wahrheit auf ihrer Seite ist, und mit missionarischem Eifer nutzen sie jede Chance, ihre Meinung in die Öffentlichkeit zu tragen.
Seit Ostern waren beide mehrere Male im Fernsehen: Lüdemann in Amerika bei CBS, in London bei der BBC, bei Pro Sieben und im ZDF, Thiede bei der italienischen RAI, im bayerischen und im hessischen Dritten. Am Pfingstsonntag treten beide bei SPIEGEL-TV auf (22.10 Uhr, RTL). Bis in den Sommer hinein sind sie mit Terminen für weitere Fernsehauftritte, Vorträge und Podiumsdiskussionen fast ausgebucht.
Thiede will die Zeit um zwei Jahrhunderte zurückdrehen, etwa auf den Stand, bevor im Zeitalter der Aufklärung die Bibelkritik begann.
Bis dahin war fast unumstritten, daß alle 27 Teile des Neuen Testaments (4 Evangelien, 21 Briefe, Apostelgeschichte und Johannes-Offenbarung) von Aposteln oder deren _(* Darstellung des Meisters von Paredes ) _((Anfang 16. Jahrhundert). )
engsten Mitarbeitern verfaßt wurden, also von Augenzeugen oder zumindest Zeitgenossen Jesu. Und verpönt, den Katholiken sogar verboten war jedweder Zweifel daran, daß Jesus so gelebt, gesprochen und gehandelt hat, wie es in der Bibel als dem »Wort Gottes« steht.
Nichts davon ist in den Büchern moderner Exegeten wie Lüdemann zu lesen. Deren Arbeit fußt auf der Gewißheit, daß kein einziges Stück des Neuen Testaments von einem Augenzeugen verfaßt ist und daß nur 7 der 21 Briefe von einem Apostel geschrieben wurden - von Paulus, der erst nach dem Tode Jesu zum Christen wurde.
In den anderen Texten, die viel später entstanden (der letzte Brief wurde erst etwa im Jahre 125, also knapp hundert Jahre nach der Kreuzigung verfaßt), ist nach Meinung dieser Theologen das wenige, was man über Jesus noch sicher oder wahrscheinlich weiß, von Legenden überwuchert.
Für all diejenigen, die erfahren wollen, wer Jesus war, ist das Neue Testament die einzige, aber eine denkbar schlechte Quelle: Es ist kein Geschichts-, sondern ein Glaubensbuch.
Wer sich ein Bild machen will von jener fernen Zeit und dem Land, in dem Jesus lebte, braucht die Bibel gar nicht erst aufzuschlagen. Nirgends wird geschildert, wie brutal die Römer als Besatzer in Palästina herrschten. Jahr für Jahr starben Hunderte Juden, verurteilt von den Römern, am Kreuz; aber den Autoren der Evangelien - neben Matthäus werden Markus, Lukas und Johannes genannt - geht es nur um jenes eine Kreuz, an dem Jesus hing.
Und der Statthalter Pontius Pilatus, der unfähiger und korrupter war als andere Römer in solchen Ämtern, kam nur deshalb in die Evangelien und ins Credo, weil er Jesus zum Tode verurteilt hatte.
Nur wegen eines Irrtums wird der römische Kaiser Augustus in der Weihnachtsgeschichte des Lukas-Evangeliums erwähnt, in der populärsten Passage der Bibel: Von ihm sei ein Gebot ausgegangen, »daß alle Welt sich schätzen ließe«. Wahrscheinlich gab es eine solche Zählung gar nicht, und sicher ist, daß Josef und die schwangere Maria aus solchem Anlaß nicht von Nazareth nach Bethlehem hätten reisen müssen.
Im übrigen ist Augustus, der erste römische Kaiser, den vier Evangelisten keine Zeile wert. Der Großneffe und Adoptivsohn Cäsars, der schon zu Lebzeiten wie ein Gott verehrt und postum zum Gott erklärt wurde, hatte ein Reich übernommen, das von Nordafrika bis zum Kaspischen Meer reichte, und er erweiterte es noch.
Die Dichter Vergil und Horaz rühmten die Staatskunst des Augustus, der nach einem eigenen Wort Rom als Stadt der Ziegel übernahm und zu einer Stadt des Marmors machte. In den Provinzen herrschte er zwar meist mehr mit Geschick als mit Gewalt, aber Unruhen gab es oft und fast überall - auch bei den Germanen, die sich noch in Tierfelle hüllten und als Ober-Gott Wotan verehrten.
Germanen vom Stamm der Cherusker besiegten die Römer 9 n. Chr. im Teutoburger Wald. Die Juden waren weit aufsässiger als die Germanen, scheiterten aber 66 bis 70 n. Chr. im Krieg gegen die Römer.
Palästina war zur Zeit Jesu ein Pulverfaß, weil zwei Glaubenswelten aufeinandertrafen. Für die Römer war der Himmel voller Götter, die Juden hingegen glaubten an einen einzigen Gott, hielten sich für sein auserwähltes Volk, widersetzten sich dem römischen Kaiserkult und duldeten in ihrer heiligen Stadt Jerusalem nicht mal die Feldzeichen der Besatzer mit ihren Kaiserbildern.
Juden jener Zeit treten in den Evangelien nur als Gegner oder als Anhänger Jesu auf. Daß die meisten ihn gar nicht wahrnahmen, wird verschwiegen oder sogar vertuscht. Wenig ist in den Texten zu spüren von der Atmosphäre im Palästina jener Zeit, die erfüllt war von religiösem Eifer und Zwist.
Mehrere Gemeinschaften standen sich feindlich gegenüber. Die beiden bedeutendsten waren die Essener, die nirgends im Neuen Testament erwähnt werden, und die Pharisäer, deren Bild in den Evangelien polemisch verzerrt ist, weshalb man noch heute Heuchler als »Pharisäer« bezeichnet.
Hinzu kamen die Sadduzäer, die den Hohenpriester, den höchsten jüdischen Geistlichen, stellten und als Tempelaristokratie mit den Römern kooperierten. Daß es Zeloten gab, die Gewalt bejahten und sich gegen die Römer erhoben, erfährt der Bibelleser nur deshalb, weil einer von ihnen zum Jünger Jesu konvertierte.
Sogar über ihren eigenen Jesus schrieben die Evangelisten nur, was ihnen für den Glauben wichtig schien. Wann er geboren und gestorben ist, steht nicht in ihren Texten. Es ist auch aus keiner anderen Quelle zu erfahren. Von Jesus hat die Geschichte seinerzeit nicht Notiz genommen.
Zeitgenössische Historiker erwähnen ihn entweder gar nicht oder nur beiläufig. Der Jude Flavius Josephus etwa berichtet von der Steinigung eines gewissen Jakobus und weist darauf hin, es handele sich um einen »Bruder des Jesus, der Christus genannt wird«. Der Römer Tacitus berichtet, daß Kaiser Nero eine Gruppe von »Christianern« verfolgt habe. Der Name dieser Anhänger eines »abscheulichen Aberglaubens« gehe zurück auf »Christus, den der Prokurator Pontius Pilatus zum Tode verurteilt hatte«.
Dazu Rudolf Augstein in seinem Buch »Jesus Menschensohn": »Kein Wort eines zeitgenössischen nichtchristlichen Schriftstellers ist also überliefert, das von Jesu Wirken und Tod berichtet, obwohl doch, nach den berichteten Wundern zu urteilen, der Eindruck auf die Zeitgenossen in Jerusalem nachhaltig und einschneidend hätte sein müssen.«
Daß überhaupt Geburts- und Todesjahre Jesu genannt werden, ist auf Vermutungen und Kombinationen anhand der wenigen historischen Angaben in den Evangelien zurückzuführen. Aber die stimmen nicht überein. Entsprechend unsicher und widersprüchlich sind die Daten.
So gut wie sicher ist nur, daß nicht zutrifft, was die meisten Christen und Nichtchristen glauben. Jesus ist nicht im Jahr der »Geburt Christi« zur Welt gekommen, sondern vielleicht später, wahrscheinlich früher. Am häufigsten wird vermutet: vier oder sieben Jahre v. Chr.
Das falsche Jahr ist auf einen Irrtum des römischen Mönchs Dionysius Exiguus im sechsten Jahrhundert zurückzuführen, der sich verhedderte, als er den Kalender auf die christliche Zeitrechnung umstellen sollte. Das Jahr 2000 »nach Christi Geburt« ist demnach eigentlich schon vorüber oder müßte vielleicht gerade jetzt gefeiert werden: 4 + 1996 = 2000.
Und gestorben ist Jesus nach vorherrschender Meinung im Jahre 30, aber gelegentlich wurden oder werden auch alle anderen Jahre von 27 bis 33 genannt.
Wenig ist aus dem Neuen Testament über den Menschen Jesus zu erfahren: nichts darüber, wie er aussah und wovon er lebte, nichts über seine Entwicklung und seinen Charakter, nichts darüber, ob er nur Aramäisch sprach oder auch Hebräisch und Griechisch wie die gebildeten Juden seiner Zeit.
Von Jesus gibt es keine einzige Zeile, die er selbst geschrieben hat. Darüber, ob er überhaupt eine Schrift verfaßte, steht nichts in den Evangelien. An einer Stelle wird lediglich berichtet, daß er »sich bückte und mit dem Finger auf die Erde schrieb«.
Angeblich ist er als Zwölfjähriger bei einem Besuch im Tempel aufgefallen, etwa 20 Jahre später ist er zum erstenmal öffentlich aufgetreten. Über die lange Zwischenzeit schweigen die Evangelisten.
Um so mehr berichten sie über seine kurze aktive Zeit, die zwei bis drei Jahre (so das Johannes-Evangelium) oder nur ein Jahr (so die anderen Evangelien) dauerte. Sie ist prall gefüllt mit Taten und Worten - für diejenigen, die den Evangelisten vertrauen.
Jesus hat Dämonen ausgetrieben, er hat Kranke geheilt, darunter Blinde, Lahme und Krüppel, Mondsüchtige und Gichtbrüchige, eine blutflüssige Frau und die fiebrige Schwiegermutter des Petrus. Er hat Tote auferweckt, einen Sturm gestillt, fünftausend mit fünf Broten und zwei Fischen gesättigt, ist auf dem Meer gewandelt und hat bei einer Hochzeit Wasser zu Wein gemacht.
Er ist mit einem Anspruch aufgetreten wie kein anderer Religionsstifter, wie es weder vom Juden Moses im Alten Testament noch vom Araber Mohammed in den islamischen Quellenschriften behauptet wird. Er ließ sich als Messias und als Sohn Gottes verehren.
Er hat vieles geweissagt, seinen eigenen Tod, seine Auferstehung nach drei Tagen und die Zerstörung des Tempels in Jerusalem, zu der es erst 40 Jahre nach seinem Tode kam.
Früher war vielen, heute ist einigen Christen all das noch immer nicht genug. Sie suchen nach Spuren Jesu, die es nicht gibt und die sie trotzdem finden.
Sie verehren in Trier einen Rock, den Jesus nie trug, in Turin ein Grabtuch, in das er nie gehüllt war, auf der Via Appia in Rom einen Fußabdruck jenes Jesus, der Palästina nie verlassen hat, und in Jerusalem ein Grab, in dem er nie lag.
Bei anderen, Christen wie Nichtchristen, ist im Laufe der Jahrhunderte der Zweifel gewachsen, ob denn das Christentum viel mit jenem Jesus zu tun hat, auf den sich Mutter Teresa und irische Terroristen, auf den sich katholische Kroaten und orthodoxe Serben gleichermaßen berufen.
Jahrhundertelang ist im Namen Jesu Christi getötet worden, bei Kreuzzügen und in Glaubenskriegen, auf Scheiterhaufen und bei Pogromen. Aber der Glaube an ihn überlebte all diese Verirrungen und Verbrechen.
Das Bild des Jesus, dem nichts unmöglich war und der sich weit über alle Menschen erhob, bekam erst Risse, als die Bibelkritik begann: in Deutschland mit den »Fragmenten eines Ungenannten«, die Lessing 1774 bis 1777 veröffentlichte.
Verfaßt und bis zu seinem Tode geheimgehalten hatte sie Hermann Samuel Reimarus (1694 bis 1768), Professor für Orientalistik und Rektor des Johanneums in Hamburg. Einer seiner Hauptpunkte: Die Jünger hätten den Leichnam Jesu beiseite geschafft, um die Auferstehung vorzutäuschen.
Bis tief ins 19. Jahrhundert traten Bibelkritiker einzeln auf, und meist erklärten sie kurzerhand für unhistorisch, was aus rationalen Gründen eigentlich nicht geschehen sein konnte.
Aber bereits vor mehr als 120 Jahren begannen die Kritiker wissenschaftlich zu arbeiten. Sie zerstückelten und sezierten jenes »Wort Gottes«, das die Christen bis dahin nur andächtig gelesen hatten, Satz für Satz.
Heute haben Bibelkritiker die meisten Lehrstühle für Neues Testament besetzt, und Theologiestudenten lernen schon in den ersten Semestern, daß bei weitem nicht alles so war, wie es in den Evangelien steht.
Filtert man aus den Büchern der Neutestamentler die Ergebnisse ihrer Bibelkritik heraus, so lesen sie sich weithin wie ein Dementi der Berichte in den Evangelien: Jesus hat keine Wunder vollbracht, hat sich nicht zum Messias und zum Gottessohn erklärt oder erklären lassen, und er hat weder seinen Tod _(* Rechts: Gemälde »Christus auf dem Meer ) _(wandelnd« von Philipp Otto Runge ) _((1806/07); unten: Gemälde »Die Hochzeit ) _(von Kanaan« eines venezianischen ) _(Meisters (16. Jahrhundert). )
und seine Auferstehung noch die Zerstörung des Tempels angekündigt und auch sonst vieles nicht gesagt. Und so weiter und so weiter.
Der Marburger Neutestamentler Rudolf Bultmann (1884 bis 1976), der berühmteste aller Bibelkritiker, kam zu dem Schluß, daß wir »vom Leben und der Persönlichkeit Jesu so gut wie nichts mehr wissen können«, und er wollte darüber auch nichts wissen. Ihm kam es nur auf die Worte Jesu an, und auch da unterschied er zwischen wenigen »echten« und vielen, die ihm »in den Mund gelegt« worden sind.
Albert Schweitzer, Autor eines berühmten Buches über die »Geschichte der Leben-Jesu-Forschung«, ging sogar noch weiter. Es gebe, was Jesus betrifft, das »große Problem, daß sich aus den Zeugnissen der Vergangenheit strenggenommen überhaupt nichts beweisen, sondern nur mehr oder weniger wahrscheinlich machen läßt«.
Weil alles nur auf das Neue Testament als einzige Quelle zurückgehe und nichts in der jüdischen oder heidnischen Profangeschichte bestätigt werde, blieben darüber hinaus, »rein logisch betrachtet, sowohl die Geschichtlichkeit wie die Ungeschichtlichkeit Jesu immer nur Annahme«.
Schweitzer 1913 in einem seither vielzitierten Satz: »Das moderne Christentum muß von vornherein und immer mit der Möglichkeit einer eventuellen Preisgabe der Geschichtlichkeit Jesu rechnen.«
Daß von all den Worten und Taten Jesu nur wenig übrigbleibt, will der Paderborner Papyrologe Thiede nicht hinnehmen.
Er meint sogar beweisen zu können, daß 200 Jahre Bibelkritik ausgelöscht werden müssen als einer der größten Irrtümer der Geistesgeschichte: mit zwei winzigen Papyri, die angeblich aus der Zeit stammen, in der viele Weggefährten Jesu noch lebten; diese sollen belegen, daß die Evangelien in der Zeit von 50 bis 70 geschrieben wurden und nicht in der Zeit von 70 bis 100, wie fast alle Neutestamentler meinen.
Der eine Papyrus besteht aus drei Fragmenten, von denen keines größer ist als eine schlichte Briefmarke, und liegt im Oxforder Magdalen ** Der Katalog ist im Verlag Elec- _(tra, Mailand, erschienen (340 Seiten) ) _(und kostet in der Ausstellung 60 000 ) _(Lire. ) _(* Christen aus den USA spielen den ) _(Leidensweg Jesu nach. )
College. Der andere ist kleiner als ein Fünfmarkstück und wird im Jerusalemer Rockefeller-Museum aufbewahrt.
Bis 1. September sind beide Papyri nach Rimini ausgeliehen, wo sie - hoch versichert und streng bewacht - zu den Attraktionen einer Ausstellung zählen, die ein Kurienkardinal und der israelische Vatikan-Botschafter eröffnet haben. Vorbereitet wurde sie von einem Komitee, dem 17 Wissenschaftler angehörten und das der Paderborner Thiede leitete. Als Direktor hat er überdies die wissenschaftliche Gesamtverantwortung für die Ausstellung**.
Thiede hat lange in England gelebt, ist seither anglikanischen Glaubens und arbeitet ehrenamtlich als Militärkaplan bei den in Westfalen stationierten britischen Streitkräften.
Hauptberuflich leitet er ein »Institut für wissenschaftstheoretische Grundlagenforschung«, das nichts mit der Paderborner Universität zu tun hat und bei dem nur zwei Angestellte tätig sind - Thiede selbst und eine Sekretärin.
Er hat mehrere Bücher und viele Aufsätze veröffentlicht und unternimmt »Vortrags- und Forschungsreisen rund um die Welt« (Thiede über Thiede).
Von seinem Kontrahenten in der Debatte über die Bibel und über Jesus hält er sowenig wie der von ihm. Thiede wirft Lüdemann vor, daß er »mit den Quellen auf geradezu abenteuerliche Weise umspringt«. Lüdemann meint, Thiedes Hypothesen hätten »weit mehr mit Phantasie als mit Wissenschaft zu tun«.
Der Göttinger Theologe hat einen Lehrstuhl für Neues Testament, lebt zwischen den Semestern in den USA und ist einer der wenigen evangelischen Theologieprofessoren, die nicht zum Pfarrer ordiniert sind und deshalb weder taufen noch trauen oder beerdigen dürfen.
Binnen weniger Jahre ist Lüdemann zum meistzitierten, aber auch zum umstrittensten evangelischen Theologen geworden. 1994 behauptete er in einem Buch, Jesus sei nicht leiblich auferstanden, sondern »im Grabe verwest«. In diesem Jahr ging er in seinem nächsten Buch noch weiter: Jesus sei nur Mensch und nicht auch Gott gewesen (wie beide Kirchen lehren) und habe nie behauptet, Gottes Sohn zu sein (wie es in den Evangelien steht).
In einem SPIEGEL-Gespräch (Heft 8/1996) meinte er, nur 15 Prozent der Worte Jesu im Neuen Testament stammten wirklich von ihm und die Bibel sei schon deshalb weder »Gottes Wort« noch »Heilige Schrift«, weil sie voller Irrtümer stecke ("deutlich über hundert").
Lüdemann hält nicht nur an den Erkenntnissen und Ergebnissen der Bibelkritik fest, die in 200 Jahren gewonnen wurden. Er will sie unters Volk bringen und nicht länger hinnehmen, daß auf vielen Kanzeln verschwiegen wird, was von fast allen Kathedern gelehrt wird. Weil er dies schizophren und scheinheilig nannte, hat ihn seine hannoversche Landeskirche von der Prüfung künftiger Pfarrer ausgeschlossen. Das erinnere »an Praktiken der römischen Kirche«, protestierten Göttinger Theologiestudenten.
Lüdemann äußert sich so provokant wie schon seit langem kein anderer evangelischer Theologe. Deshalb sind auch etliche Neutestamentler zu ihm auf Distanz gegangen, die in ihrer kritischen Einstellung zur Bibel mit ihm übereinstimmen. Hätte der Paderborner Papyrologe Thiede recht, müßten auch diese Wissenschaftler ihre Bücher umschreiben.
Vor eineinhalb Jahren schien es schon soweit zu sein. Am Heiligabend 1994 meldete die Londoner Times als Sensation auf Seite eins, Thiede habe »den ersten Beweis eines Augenzeugen-Berichts vom Leben Christi« geliefert, und zwar mit dem Papyrus in Oxford.
Der Kommentar der Times: »Seit der Entdeckung der Schriftrollen vom Toten Meer ist dies wohl der bedeutendste Durchbruch in der neutestamentlichen Forschung.« Mit keinem Wort äußerte die Zeitung irgendeinen Zweifel an Thiedes »Beweis«.
Die Times zeigte auch die drei Oxforder Fragmente. Sie sind längst schon als Text aus dem Matthäus-Evangelium identifiziert worden. Neu und in der Tat sensationell ist Thiedes Behauptung, der Papyrus sei bislang falsch datiert worden und stamme nicht aus der Zeit »um 200«, sondern sei »Mitte des ersten Jahrhunderts« entstanden. Bald darauf nannte Thiede im Rheinischen Merkur als Zeitpunkt »um 70«.
Augenzeugen-Bericht über Jesus - das war das Stichwort, das damals ein weltweites Echo auslöste. Auch in Deutschland ließ sich kaum eine Zeitung diesen Knüller entgehen.
Nun soll dieses Stichwort einem Buch zum Erfolg verhelfen, das Thiede zusammen mit dem Sunday Telegraph-Redakteur Matthew d''Ancona geschrieben hat. »Der Augenzeuge Jesu« ist der ins Deutsche übersetzte Titel der US-Ausgabe, »Der Jesus-Papyrus« der Titel der deutschen Ausgabe*.
»Jesus-Papyrus« nennt Thiede die Oxforder Fragmente des Matthäus-Evangeliums auch im Text seines Buches, und dutzendfach kehrt er dort seine Augenzeugen-These hervor.
Der »Jesus-Papyrus« könnte bereits »von Männer und Frauen gelesen worden sein, die mit Jesus durch Galiläa gewandert waren«, schreibt er an einer Stelle. Und an einer anderen muß der Leser beinahe annehmen, sein Papyrus sei wie ein Extrablatt schon am Todestag Jesu verteilt worden: »Er hätte gut von einem Augenzeugen der Kreuzigung in Händen gehalten und gelesen werden können.« _(* Carsten Peter Thiede, Matthew ) _(d''Ancona: »Der Jesus-Papyrus. Die ) _(Entdeckung einer Evangelien-Handschrift ) _(aus der Zeit der Augenzeugen«. ) _(Luchterhand Literaturverlag, München; ) _(304 Seiten; 39,80 Mark. )
Für etwa gleich alt erklärt Thiede in seinem Buch den anderen, den Jerusalemer Papyrus. Der wurde in einer Höhle bei Qumran am Toten Meer gefunden. Thiede behauptet, es sei ein Fragment mit Text aus dem Markus-Evangelium.
Das Buch des Papyrusforschers ist in England, den USA, Deutschland und Frankreich schon auf dem Markt, Ausgaben in fünf weiteren Sprachen folgen in nächster Zeit.
In England kam das Buch schnell auf die Bestsellerlisten, und der deutsche Verlag Luchterhand hat schon nachdrucken müssen. Die meisten Rezensionen waren bislang mehr oder minder positiv, so in der Welt am Sonntag mit einer sechsspaltigen Überschrift: »Matthäus-Evangelium wurde von Zeitgenossen Jesu verfaßt«. Nur in der Neuen Zürcher Zeitung stand ein Verriß.
Alle Verlage versuchen den Eindruck zu erwecken, künftig könne niemand mehr über Jesus mitreden, wenn er dieses Buch nicht gelesen habe. Luchterhand zum Beispiel fragt in Prospekten und Inseraten: »Muß unsere Vorstellung von Jesus korrigiert werden?«
Wenn sein »Jesus-Papyrus« sich auch nur annähernd so gut verkaufen würde wie ein 1991 erschienenes Buch mit dem Titel »Verschlußsache Jesus«, dann würde Thiede bald Millionär. Dieses Buch stand zwei Jahre auf der SPIEGEL-Bestsellerliste, lange auf Platz eins. Von der deutschen Ausgabe wurden bislang 677 000 Exemplare verkauft.
Es ist das mit Abstand erfolgreichste Buch in einer Flut einschlägiger Titel, die noch immer nicht abebbt. Und je mehr Jesus-Bücher auf den Markt kommen, desto weniger scheint eine Antwort auf die Frage möglich zu sein, wer denn eigentlich dieser Jesus war.
War Jesus für oder gegen Gewalt, etwa gegen die Römer, die Besatzer seiner Heimat? Dafür, schreibt der amerikanische Theologe Robert Eisenman; dagegen, schreibt die deutsche Theologin Christa Mulack.
Manche Autoren machen ihren Jesus fast zum Sozialrevolutionär, dem nichts wichtiger war, als den Entrechteten und Geächteten zu helfen und die Welt zu verbessern. In anderen Büchern glaubt Jesus das Ende der Welt so nahe, daß es ihm nur noch um das alsbald hereinbrechende Reich Gottes geht.
In diesem Supermarkt der Beliebigkeiten verkaufen sich auch die Werke evangelischer und katholischer Theologen besser als früher. Aber fromme Katholiken können sich nicht mehr darauf verlassen, daß in den Büchern ihrer Theologen überall das gleiche steht, wie es die Dogmen verlangen.
Jahrhundertelang durfte der Jesus der Katholiken wegen der lebenslänglichen Jungfräulichkeit seiner Mutter Maria keine Brüder und Schwestern haben, obwohl sie in der Bibel erwähnt und die Brüder sogar mit Namen genannt werden: Jakobus, Josef, Simon und Judas (nicht identisch mit dem Jünger und »Verräter"). Heute ordnen zwar einige katholische Theologen Jesus und seine Geschwister noch immer zwei oder drei verschiedenen Müttern zu. Andere aber halten sich an die Bibel und nicht mehr ans Dogma: Bei ihnen ist Maria eine kinderreiche Mutter.
In einem Dutzend Büchern überlebt Jesus die Kreuzigung dank Drogen, Tricks oder Körperkraft und wandert aus. Meist wird Indien als Ziel genannt, des öfteren Frankreich, gelegentlich China oder Rom. Dort stirbt der Jesus der Theologin Barbara Thiering hochbetagt nach zwei Ehen. Aus der ersten Ehe mit der einstigen Sünderin und Jüngerin Maria Magdalena hat er drei Kinder.
Von einem Leben nach der Kreuzigung berichten auch die amerikanischen Autoren Michael Baigent und Richard Leigh. In zwei Büchern lassen sie die Nachkommen des Ehepaars Jesus und Maria Magdalena in Frankreich, versippt mit den Merowingern, im Mittelalter zu weltlicher Macht gelangen und in der Gegenwart in einem geheimen Bluts-Orden gegen CIA und Heiligen Stuhl ankämpfen.
Die beiden Autoren schrieben noch ein drittes Buch, mit dem sie in die Antike und nach Palästina zurückkehrten: den Bestseller »Verschlußsache Jesus«.
Zum erstenmal ging es in einem populären Buch um die »Qumranrollen und die Wahrheit über das frühe Christentum«. Das war der Untertitel, und dieses Thema wird seither in vielen Büchern erörtert. In fast jedem neueren Jesus-Buch gibt es mindestens ein Kapitel darüber.
In den Höhlen von Qumran (gesprochen: Kumran, zweite Silbe lang und betont) wurden von 1947 bis 1956 etwa 900 Schriftrollen gefunden. Nur wenige waren relativ gut erhalten, darunter eine neun Meter lange Rolle. Von den meisten gab es nur noch Fragmente, manche lediglich mit wenigen Buchstaben.
Die elf Höhlen lagen in der Nähe einer Siedlung, die etwa vom Jahr 100 vor bis zum Jahr 68 nach »Christi Geburt« bewohnt war. Dann wurden die Gebäude und mehrere Höhlen von römischen Truppen zerstört.
Noch immer streiten sich die Forscher, ob in Qumran Familien lebten oder Mönche, Soldaten oder Angehörige der Oberschicht aus dem 25 Kilometer entfernten Jerusalem.
Und uneinig sind sich die Experten auch über die Religion der Qumran-Bewohner. Meist wird angenommen, daß sie eine Sekte waren, die sich von der Religionsgemeinschaft der Essener (Betonung auf der zweiten Silbe) getrennt hatte. Diese Auffassung, in Qumran habe »ein winziges Häuflein religiöser Sonderlinge« gelebt, hält der Göttinger Neutestamentler Hartmut Stegemann für falsch. Die Siedler seien Essener mit der gleichen Einstellung wie die anderen Mitglieder dieser Religionsgemeinschaft gewesen.
Die in den Höhlen gefundenen Leder- und Papyrusrollen bieten reiches Material über das Judentum vor und in der ** Hartmut Stegemann: »Die Essener, Qumran, _(Johannes der Täufer und Jesus«. Herder, ) _(Freiburg; 382 Seiten; 19,80 Mark. ) _(* Gemälde »Die Taufe Christi« von ) _(Francesco Raibolini (um 1500). )
Zeit Jesu, insbesondere darüber, woran die Essener glaubten und wie sie lebten. Und sie lassen erkennen, worin sie sich von anderen gläubigen Juden sowie von den ersten Christen unterschieden und was sie mit ihnen gemeinsam hatten.
Das ist Stoff für 30 bis 40 Forscher aus aller Welt, die sich, wie Stegemann, auf Qumran spezialisiert haben. Der Göttinger verbringt jeden Sommer mehrere Wochen in Jerusalem, um im Rockefeller-Museum an den Rollen zu arbeiten, und hat eines der besten Sachbücher zu diesem Thema geschrieben**.
Es ist aber auch der Stoff, aus dem bei einiger Phantasie Bestseller gemacht werden können.
Im religiösen Schrifttum der Essener sind ein »Lehrer der Gerechtigkeit« und sein Gegenspieler, ein »Lügenmann«, zwei Hauptfiguren. Ihre Namen werden in den Schriftrollen nicht genannt, die bekamen sie erst nach 2000 Jahren.
In der »Verschlußsache Jesus« werden beide zu Christen gemacht. Als »Lehrer der Gerechtigkeit« wird der Jesus-Bruder Jakobus identifiziert, der einige Zeit die Jerusalemer Christengemeinde leitete, als »Lügenmann« der Apostel Paulus.
Aber die Christen Jakobus und Paulus können schon deshalb nicht der »Lehrer der Gerechtigkeit« und der »Lügenmann« gewesen sein, weil diese beiden schon in Rollen erwähnt werden, die 80 bis 100 Jahre vor dem Auftreten Jesu beschrieben wurden.
Die »Verschlußsache Jesus« wurde zum Welterfolg, obwohl Jesus im Text kaum vorkommt. Dieser Name allein schon sichert guten Verkauf, ist die allgemeine Erfahrung der Verlage. Es scheint paradox: Kirche ist out, Jesus ist in. Aber das eine paßt zum anderen.
Es gibt eine Grundstimmung des Mißtrauens gegen die Kirchen, daß sie nicht mit der ganzen Wahrheit über ihren Christus herausrücken. Es ist zwar auf allen Kanzeln vom Menschen Jesus die Rede, aber so gut wie nie davon, daß er sich geirrt oder irgend etwas nicht gewußt, daß er einen Fehler gemacht oder eine Schwäche gezeigt haben könnte - abgesehen von den Stunden in Gethsemane, am Abend vor der Kreuzigung.
Von diesem übermenschlichen Jesus wollen die meisten Deutschen spätestens nach der letzten Religionsstunde nichts mehr wissen, zumal wenn sie lernen mußten, daß er unglaubliche Wunder vollbracht habe. Aber viele würden offenbar gern erfahren, was es denn mit diesem Gottmenschen und Wundertäter wirklich auf sich hatte.
Für andere hat Jesus nur noch Unterhaltungswert, allerdings einen höheren als andere Gestalten aus fernen Zeiten, über die schon allzuviel geschrieben wurde. Eine Affäre des Gottessohnes mit seiner Jüngerin Maria Magdalena ist deshalb heute attraktiver als der Sex Cäsars mit Kleopatra oder der Zarin Katharina mit ihren gestiefelten Liebhabern. Und Jesus in Indien gibt mehr her als Dänikens Himmelswesen in Peru.
Wieder andere zieht eine neue Religiosität an, wie sie insbesondere Eugen Drewermann fordert, der von Altar und Kanzel verbannte katholische Theologe. Im Mittelpunkt steht ein Jesus, der frei ist von jedem Dogma und jedem kirchlichen Anspruch. Seine Bedeutung wird nicht auf irgendwelche Wunder und Titel, sondern allein auf sein Wort zurückgeführt.
Aber auch dieser Jesus ist in Gefahr, in einer doppelten sogar:
Bibelkritiker behaupten, daß er vieles gar nicht gesagt hat, was er nach den Evangelien gesagt haben soll. Und die Qumran-Rollen scheinen zu beweisen, daß er vieles nur wiederholt hat, was andere vor ihm verkündet haben.
Demnach ist die Botschaft Jesu nicht so originell oder gar so einzigartig, wie viele Christen auch dann noch glauben möchten, wenn sie mit den Kirchen nichts mehr im Sinn haben. In Qumran-Rollen, die wesentlich älter sind als das Neue Testament, finden sich viele Begriffe, die später auch von Jesus und den frühen Christen benutzt wurden.
Die Gläubigen werden »Kinder des Lichts« genannt, vom Kampf zwischen »Licht und Finsternis« ist die Rede und vom »heiligen Geist«. Eine »frohe Botschaft« wird verkündet und ein »neuer Bund« gegründet.
Parallelen dazu gibt es vor allem im Johannes-Evangelium und in den Briefen des Apostels Paulus. Sie stehen Qumran »äußerst nahe«, befand der Heidelberger Neutestamentler Klaus Berger in seinem Buch »Qumran und Jesus«.
Zu Jesus-Worten im Neuen Testament gibt es einige Dutzend Vor-Worte auf Qumran-Schriftrollen.
Einige sind darauf zurückzuführen, daß sowohl der »Lehrer der Gerechtigkeit« und seine Essener als auch Jesus und die Ur-Christen intensiv die jüdische Bibel - das Alte Testament - lasen und vieles übernahmen. Dort haben auch einige der berühmten Seligpreisungen Jesu ihren Ursprung, ebenso wie fast gleichlautende ältere Qumran-Worte.
Aber es gibt auch etliche Sprüche, die in den Qumran-Texten originell waren und denen spätere Aussagen Jesu ähneln oder gleichen. Beispiele:
Qumran: »Du hast Strauchelnde aufgerichtet durch deine Kraft, doch Hochgewachsene fällst du, um sie zu erniedrigen.« Jesus: »Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.«
Qumran: »Und er mache dich zum großen Licht und, durch Erkenntnis, zum Licht der Welt. Und du mögest erleuchten das Angesicht vieler durch Einsicht zum Leben.« Jesus: »Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandern in der Finsternis, sondern das Licht des Lebens haben.«
Den Qumran-Forscher Stegemann fragen denn auch besorgte Zuhörer nach Vorträgen, die er in Kirchengemeinden hält: »War Jesus nur eine Kopie des Lehrers der Gerechtigkeit?«
Stegemann nimmt an, daß dieser »Lehrer« ursprünglich Hoherpriester in Jerusalem war, aus diesem höchsten Amt vertrieben wurde und 150 Jahre vor der Geburt Jesu die Gemeinschaft der Essener gründete. Gestorben sei er, bevor die Siedlung in Qumran gebaut wurde.
Die Essener wie die Christen glaubten, die Ankündigung im Alten Testament, es werde ein vom König David abstammender Messias kommen, gelte ihnen. Für die Essener war es nicht ihr »Lehrer«, sondern jemand, den sie noch erwarteten. Für die Christen war es Jesus, der entweder sich selbst als Messias bezeichnete oder bezeichnen ließ (so die Evangelien) oder nach seinem Tod zum Messias erklärt wurde (so die meisten Bibelkritiker).
Die Essener ebenso wie später Jesus und seine Christen bezogen darüber hinaus viele weitere Prophetenworte und andere Stellen aus dem Alten Testament auf ihre eigene Situation, um so zu begründen, daß Gott auf ihrer Seite sei.
Dafür gibt es Hunderte von Belegen sowohl in den Qumran-Rollen als auch im Neuen Testament. Für alle Juden, außer den Essenern, und für alle anderen Nichtchristen steht fest, daß die Propheten, die 500 bis 750 Jahre vor der Geburt Jesu lebten, weder die einen noch die anderen gemeint haben.
Beide Gemeinschaften hielten sich für den auserwählten Teil Israels, wähnten das Ende der Welt und das Gericht Gottes nahe und hofften, daß dessen Strafen nicht sie, sondern andere treffen würden.
Auch im religiösen Leben gab es etliche Parallelen.
Schon die Essener feierten eine Art Abendmahl. Die Gläubigen trafen sich in einem Kultsaal, der Priester segnete das Brot und den Most oder Wein, bevor alle ausgiebig aßen und tranken. So hielten es zunächst auch die Christen, erst später wurde das Abendmahl auf eine symbolische Handlung reduziert.
Ein rituelles Reinigungsbad, dem sich die Essener vor jedem Gottesdienst und jedem kultischen Mahl unterzogen, halten viele Theologen für eine Vorstufe der christlichen Taufe. Dagegen erklären andere Theologen - wie Stegemann - die Unterschiede bei Taufe und Bad für wichtiger als das Gemeinsame*.
Die Zahl Zwölf war dort wie hier von Belang. In Qumran gab es einen Rat der Zwölf, der zusammen mit drei Priestern wichtige Entscheidungen traf, Jesus berief zwölf Jünger.
Bei Streit zwischen zwei Gläubigen galten in beiden Gemeinschaften identische Verfahrensregeln: Eine Verständigung mußte erst unter vier Augen, dann vor Zeugen und schließlich vor der gesamten Gemeinde versucht werden.
In vielen Punkten, auch in zentralen, unterschieden sich jedoch Essener und Christen: Bei den Essenern gab es niemanden, der nur annähernd die Bedeutung hatte wie Jesus bei den Christen. Diese waren unsicher, wann es mit der Welt zu Ende gehen werde. Jene glaubten, das Datum berechnen zu können. Jesus konnte für die Essener schon deshalb nicht der angekündigte Messias sein, weil er bereits in den Jahren um 30 öffentlich auftrat, während sie den Messias erst für das Jahr 70 erwarteten.
Darüber, wie die vielen Gemeinsamkeiten zu erklären sind, haben sich die Fachleute bislang nicht einigen können. Die einen (zu denen auch Stegemann gehört) führen die Parallelen fast nur darauf zurück, daß beide Gemeinschaften die jüdische Tradition überaus ernst nahmen. Die anderen vermuten oder sind sogar sicher, daß sich Jesus und die ersten Christen auch direkt an den Lehren und dem Leben der Essener orientierten.
Umstritten ist auch, ob es direkte Kontakte gab. Da wird mehr spekuliert als geforscht.
Viele vermuten, daß Johannes der Täufer ein Essener war, bevor er zum Vorgänger Jesu wurde und diesen taufte; mehrere nehmen an, daß Paulus und/ oder der Verfasser des Johannes-Evangeliums einige Zeit in Qumran verbrachten; einige glauben, daß auch Jesus in jungen Jahren dort war. _(* Gemeinsam war dem rituellen ) _(Reinigungsbad der Essener und der ) _(christlichen Taufe, daß die Gläubigen ) _(mit dem ganzen Körper untertauchten. ) _(Getauft wurde nur einmal im Leben von ) _(einem dazu Ermächtigten, das rituelle ) _(Bad vollzog jeder selbst mehrmals ) _(täglich. )
Wer auch immer in Qumran gewesen sein mag, er könnte sich dort nur als gläubiger Essener, nicht als christlicher Gast aufgehalten haben. Die Bewohner der Siedlung waren fremdenfeindlich und stockkonservativ, sie achteten strikt darauf, daß niemand ihr religiöses Leben störte. Sie trieben regen Handel, aber nicht mal ihre Geschäftspartner durften die Siedlung betreten. Diese wurden vor den Toren abgefertigt.
Ob es Verbindungen zwischen den Qumran-Siedlern und den in Jerusalem lebenden Christen gab, ist eine für den Paderborner Papyrologen Thiede wichtige Frage. Denn er muß erklären, wie ein christlicher Text in eine der elf Qumran-Höhlen gekommen sein soll.
Der Papyrus, um den es Thiede geht, wird in der Fachwelt als »7Q5« bezeichnet, weil er in Höhle 7 als eines von 19 Fragmenten gefunden wurde. Diese Bruchstücke sind so klein, daß sie alle zusammen auf einer DIN-A4-Seite unterzubringen wären.
Die Hypothese, »7Q5« sei ein Stück aus dem Markus-Evangelium, ist nicht neu. Schon 1972 stellte sie der spanische Jesuit Jose O''Callaghan auf, der lange am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom tätig war. Die Behauptung war bereits von vielen Kritikern verworfen worden und schien beinahe vergessen zu sein, als Thiede sie sich 1984 zu eigen machte.
Seither hat er selbst zwei Bücher und sieben Aufsätze über diesen Papyrus geschrieben. Eine Tagung im Eichstätter Priesterseminar war Thiedes These gewidmet, und der an der Katholischen Universität Eichstätt tätige Philosoph Ferdinand Rohrhirsch hat ihr in einem Buch »Markus in Qumran?« zugestimmt, wenn auch nur als einer »Arbeitshypothese«.
Angesichts dieser Papierflut könnte man glauben, daß es sehr viele Argumente für Thiedes These gibt. Tatsächlich sind es jedoch nur wenige Argumente, die aber ständig wiederholt werden.
In seinem neuen Buch »Der Jesus-Papyrus« verweist Thiede mehrfach auf Sherlock Holmes, der ähnlich gearbeitet habe wie er. Und in der Tat muß Thiede versuchen, ein Indiz nach dem anderen zu sammeln oder zumindest Argumente zu finden, um seine Hypothese so zu erhärten wie ein Detektiv seinen Verdacht.
Von einem »Wissenschafts-Krimi« schrieb mal ein Thiede-Sympathisant, der diese Arbeit loben wollte. Nur ist bei diesem Krimi der Ausgang offen.
Entweder hat Thiede eine Entdeckung gemacht, die ihn zu Recht weltberühmt werden läßt, oder er hat eine irrige These aufgestellt, dann handelt es sich um eine Täuschung, eine fahrlässige oder sogar eine listige.
In nicht weniger als neun Punkten sprechen Fakten und Erfahrung gegen die Hypothese vom Markus-Stück in einer Qumran-Höhle. Schritt für Schritt muß Thiede daher versuchen, andere davon zu überzeugen, daß Unwahrscheinliches nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich, ja sogar sicher ist.
Das macht sein Unternehmen halsbrecherisch. Bei jedem der neun Schritte ist Thiede in großer Gefahr abzustürzen.
Einmal half ihm - wie er glaubt - die israelische Polizei aus der Beweisnot. Er durfte das Fragment »7Q5« in deren Jerusalemer Forschungslabor unter ein Hochleistungsmikroskop legen. Laut Thiede kam der Rest eines Striches zum Vorschein, der auf Fotos und sogar beim Betrachten des Originals unter einem normalen Mikroskop nicht wahrzunehmen ist. Seither verkündet der Papyrologe landauf, landab: Das Polizeifoto habe den Streit um einen fast zerstörten Buchstaben beendet, mit dem seine Behauptung stehe oder falle.
Aber es ist ähnlich wie mit des Kaisers neuen Kleidern im Märchen: Was Thiede sieht, sehen andere entweder gar nicht oder nicht so wie er.
Auch bei den anderen der insgesamt neun Schritte mangelt es dem Paderborner an überzeugenden Argumenten, von Indizien ganz zu schweigen (siehe Seite 80).
Schon vor neun Jahren hat der Altphilologe und Theologe Hans-Udo Rosenbaum (Universität Münster), der zu den Herausgebern eines »Repertoriums der griechischen christlichen Papyri« gehört, Thiedes Hypothese in einem Fachaufsatz verworfen.
Dabei ist Rosenbaum nach Lektüre des Buches »Der Jesus-Papyrus« geblieben. Mehr noch: Nach seiner Meinung ist es »unlauter, daß Thiede seine fragwürdige These mit dem falschen Schein gesicherter Erkenntnisse in eine Öffentlichkeit trägt, der die Möglichkeit fehlt, seine Aussagen kritisch zu überprüfen«.
Wie Rosenbaum hält auch Qumran-Experte Stegemann für »völlig ausgeschlossen«, daß »7Q5« ein Stück aus dem Markus-Evangelium ist.
Mit der gleichen Entschiedenheit, mit der auch andere Kritiker sich negativ äußerten, haben nur zwei Papyrologen ihrem Paderborner Kollegen Thiede zugestimmt: der Wiener Herbert Hunger und die Mailänderin Orsolina Montevecchi.
Die anderen Wissenschaftler, die Thiede unterstützen und die er in seinem Buch nennt, sind entweder Außenseiter, deren Namen in der Fachwelt kaum jemand kennt, oder sie äußern sich zurückhaltend wie die beiden konservativen Tübinger Theologen Otto Betz und Rainer Riesner: »Sicher ist die Identifizierung nicht, sie bleibt aber sehr wohl möglich.«
Mit der anderen These, sein Oxforder »Jesus-Papyrus« sei 130 Jahre älter, als die Fachwelt annimmt, steht Thiede bislang sogar völlig allein. Er rechnet aber mit baldiger Unterstützung. Frau Montevecchi und andere haben ihm positive Artikel angekündigt.
Fachkundige Kritiker haben sich schon geäußert, insbesondere der Altphilologe Klaus Wachtel (Universität Münster) und der Neutestamentler Graham Stanton (Universität London) - der eine vor einem Jahr in einem Fachartikel, der andere in einem jüngst erschienenen Buch.
Beide halten den Versuch Thiedes für gescheitert, durch den Vergleich der Oxforder Fragmente mit anderen Handschriften zu beweisen, daß diese so alt sind wie behauptet. Wachtel: »Methodisch unzulänglich und sachlich falsch.«
Der Münsteraner, der am Institut für Neutestamentliche Textforschung arbeitet und Mitherausgeber einer Reihe »Das Neue Testament auf Papyrus« ist, meint sogar, auch jeder Laie könne mit bloßem Auge erkennen, daß Thiede unrecht hat (siehe Seite 74).
Überdies hat Thiede sich unterschiedlich geäußert. In einem Aufsatz für Fachleute in der weltweit angesehenen Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik (ZPE) las sich alles ganz anders als in der Times und in seinem Buch »Der Jesus-Papyrus«.
Im ZPE-Aufsatz stand nichts von Augenzeugen, von sicherem Beweis und von einer Datierung auf die »Mitte des ersten Jahrhunderts« (wie früher in der Times) oder auf das Jahr 66 (wie jetzt im Buch). Vielmehr äußerte Thiede »mit der gebotenen Vorsicht« im Konjunktiv die Vermutung, man könne eine Neudatierung »auf das späte erste Jahrhundert« erwägen. Wäre er dabei geblieben, hätten sich nur ein paar Papyrologen aufgeregt.
Von Thiedes neuer Datierung auf das Jahr 66 hält der ZPE-Herausgeber Dieter Hagedorn (Universität Heidelberg) so wenig, daß er sie in seiner Zeitschrift nicht mal zur Diskussion stellen würde.
Für die Fachwelt wird Thiede ein krasser Außenseiter bleiben, es sei denn, daß er seine beiden Hypothesen doch noch erhärten kann oder daß er sich entschließt, sie aufzugeben.
Beides ist unwahrscheinlich. In seinem Buch kündigt er sogar schon an, er werde in Qumran nach weiteren christlichen Texten forschen.
Thiedes Institut in Paderborn gehört zu einem Deutschen Institut für Bildung und Wissen, dessen Träger ein gemeinnütziger Verein ist. Der wiederum wird überwiegend von der katholischen und der evangelischen Kirche finanziert.
Chefredakteur der Institutszeitschrift ist Hermann-Joseph Rick, der im Hauptberuf die Pressestelle des Paderborner Erzbischofs Johannes Joachim Degenhardt leitet. Der Erzbischof selbst ist dem Institut nicht nur als Geldgeber verbunden. Die meisten Mitglieder des Kuratoriums sind katholisch, ihm gehören neben Degenhardt der Würzburger Bischof Paul-Werner Scheele und die Schriftstellerin Gertrud Fussenegger an, die einen frommen Jesus-Roman geschrieben hat ("Sie waren Zeitgenossen").
Wie Thiede ist auch Degenhardt überzeugt: »Die fast durchweg vertretene Spätdatierung der Evangelien kann zu Recht in Frage gestellt werden.« Bei zwei aufwendigen Symposien zu diesem Thema wirkte der Erzbischof als Schirmherr und Moderator mit. Ein drittes Symposion »Christen und Christliches in Qumran?« hat, nebst einem Buch mit den Referaten, der katholische Bischof von Eichstätt mitfinanziert.
In der Bundesrepublik ist der von den katholischen Bischöfen subventionierte Rheinische Merkur neben Bistumszeitungen das einzige deutsche Blatt, das seine Leser über Thiedes Arbeit auf dem laufenden hält; es läßt ihn auch selbst zu Wort kommen.
Im Ausland berichten katholische Zeitschriften über die Hypothesen des Paderborners um so positiver und ausführlicher, je konservativer diese Blätter sind.
Thiedes wichtigstes Forum ist die Zeitschrift 30 Tage, die in sechs Sprachen erscheint und deren Redaktion in Rom dem Papst räumlich und geistig nahe ist.
Chefredakteur ist ein weltbekannter Italiener: Giulio Andreotti, Erzkatholik und der Zusammenarbeit mit der Mafia verdächtigter Ex-Premier. In 30 Tage äußerte sich auch die Thiede-Anhängerin Montevecchi, die an der Mailänder Katholischen Universität »Zum Heiligen Herzen« lehrt und forscht.
Nirgends in Thiedes Buch gibt es auch nur eine Spur von Kritik an der Bibel. Das Äußerste ist ein Satz, den auch der Papst gutheißen könnte: Es müsse nicht »jedes einzelne Wort der Evangelien für bare Münze genommen werden«. Thiede läßt bei seinen Lesern ansonsten nicht den geringsten Zweifel aufkommen, daß alles buchstäblich so geschehen ist, wie es im Neuen Testament geschildert wird.
Auf der Suche nach Belegen für seine Frühdatierung der Evangelien ist dem Papyrologen keine Quelle zu obskur, wenn sie nur christlich ist. Fündig wurde er zum Beispiel in den sogenannten Petrusakten, einer Schrift aus den Jahren 180/190. Deren Autor läßt einen Hund und einen Säugling fromme Reden halten, und er läßt Petrus beten, Jesus Christus möge doch einen Widersacher, der gerade durch die Luft fliegt und mit diesem Kunststück das Volk beeindruckt, so abstürzen lassen, »daß er entkräftet von oben herabfällt und den Schenkel an drei Stellen bricht«. Jesus Christus tut Petrus den Gefallen.
Für Lüdemann wie wohl für jeden anderen Exegeten ist dieses Werk »ohne den geringsten historischen Wert«. Thiede hingegen entdeckt dort einen »roten Faden« von »harten Fakten«, darunter auch einen Beleg, den er braucht: Petrus besucht Christen, die ein Evangelium lesen. Für Thiede ist damit bewiesen: »Ein vollständiges Evangelium existierte bereits zu Petri Lebzeiten.«
Was seine Gegner ihm vorwerfen, behauptet Thiede seinerseits von den Bibelkritikern unter den Theologen: Sie arbeiteten »mit unwissenschaftlichen Methoden, um gewünschte Ergebnisse zu erzielen«. Doch seine Hoffnung, deren »ganzes theologisches Lehrgebäude« zum Einsturz bringen zu können, wird sich nicht erfüllen.
Jesus durfte keine Brüder und Schwestern haben
Die Gemeinschaften wähnten das Ende der Welt nahe
Im Labor kam der Rest eines Striches zum Vorschein
Ein Hund und ein Säugling halten fromme Reden
[Grafiktext]
Zeittafel - von Qumran bis zum Neuen Testament
Kartenausriß vom antiken Palästina
Die Meinung der Deutschen über Jesus
[GrafiktextEnde]
* Holzschnitt von Julius Schnorr von Carolsfeld, spätere Kolorierung(1860).* Darstellung des Meisters von Paredes (Anfang 16. Jahrhundert).* Rechts: Gemälde »Christus auf dem Meer wandelnd« von Philipp OttoRunge (1806/07); unten: Gemälde »Die Hochzeit von Kanaan« einesvenezianischen Meisters (16. Jahrhundert).** Der Katalog ist im Verlag Electra, Mailand, erschienen (340Seiten) und kostet in der Ausstellung 60 000 Lire.* Christen aus den USA spielen den Leidensweg Jesu nach.* Carsten Peter Thiede, Matthew d''Ancona: »Der Jesus-Papyrus. DieEntdeckung einer Evangelien-Handschrift aus der Zeit derAugenzeugen«. Luchterhand Literaturverlag, München; 304 Seiten;39,80 Mark.** Hartmut Stegemann: »Die Essener, Qumran, Johannes der Täufer undJesus«. Herder, Freiburg; 382 Seiten; 19,80 Mark.* Gemälde »Die Taufe Christi« von Francesco Raibolini (um 1500).* Gemeinsam war dem rituellen Reinigungsbad der Essener und derchristlichen Taufe, daß die Gläubigen mit dem ganzen Körperuntertauchten. Getauft wurde nur einmal im Leben von einem dazuErmächtigten, das rituelle Bad vollzog jeder selbst mehrmalstäglich.