100. Geburtstag
Gabriel nennt Willy Brandt Giganten des 20. Jahrhundert
Er war langjähriger SPD-Chef, Bundeskanzler und ein Visionär der deutschen Einheit - Willy Brandt wäre an diesem Mittwoch 100 Jahre alt geworden. SPD-Chef Sigmar Gabriel würdigte den Kanzler der Herzen bei einem Festakt.
Willy Brandt am 27. April 1972: Ein Misstrauensvotum gegen ihn scheiterte
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Berlin - Er sei ein "Gigant des 20. Jahrhunderts" gewesen, sagte Sigmar Gabriel über Willy Brandt. Am heutigen 18. Dezember wäre der ehemalige Bundeskanzler 100 Jahre alt geworden. Ein Grund für die Sozialdemokraten, den Friedensnobelpreisträger in der Parteizentrale, die nach ihm benannt ist, zu würdigen. Es habe selten ein so weit gespanntes politisches Wirken gegeben, sagte Gabriel. Auch der SPIEGEL widmete dem "Kanzler der Herzen" im November eine Ausgabe.
Seine Ostpolitik und der Kniefall von Warschau hätten nach der Schuld des Nationalsozialismus neues Vertrauen bei den Nachländern geschaffen und erst den Weg zur deutschen Wiedervereinigung geebnet, sagte Gabriel. "Willy Brandt war der letzte SPD-Vorsitzende, der noch aus der alten Arbeiterbewegung gekommen ist", betonte der neue Vizekanzler. Brandt wurde als unehelicher Sohn einer Verkäuferin in Lübeck geboren, seinen Vater lernte Brandt, der die SPD später als Vorsitzender von 1964 bis 1987 führte, nie kennen.
"Das zeigt, dass Menschen, die aus kleinen Verhältnissen kommen, Großes leisten können", sagte der heutige SPD-Chef. Brandt emigrierte während der Nazi-Zeit nach Norwegen. Gabriel erinnerte an die Diffamierungen, die Brandt deswegen erfuhr. Dabei hätten Brandt und die SPD das andere Deutschland repräsentiert, das sich gegen die Nazis eingesetzt und die Freiheit verteidigt habe, so Gabriel.
Auch der frühere Bundespräsident und Christdemokrat Richard von Weizsäcker, 93 Jahre alt, gehörte zu den Gästen, ebenso Brandts enger Freund und Mitarchitekt der neuen Ostpolitik, Egon Bahr (91) und der frühere SPD-Chef Hans-Jochen Vogel (87). "Es gibt so viele Bilder Willy Brandts, die wir in uns tragen", sagte der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, der Vorsitzender des Kuratoriums der Brandt-Stiftung ist. "Mehr Demokratie wagen" bleibe das ewige Vermächtnis des einstigen Ehrenvorsitzenden der deutschen Sozialdemokratie, betonte auch Gabriel.