75. Jahrestag der Bombardierung von Dresden Der Kampf ums Erinnern
Seit Jahren zieht der Gedenktag der Dresdner Bombennacht Neonazis und Geschichtsrevisionisten an wie Fliegen. Es ist ein Ereignis, das sie allzu gern für sich instrumentalisieren wollen.
So wurde der Jahrestag der Luftangriffe für die Stadt regelmäßig zu einer Herausforderung: Statt stiller Gedenkkultur, gab es Straßenkämpfe.
Archivaufnahmen der Royal Air Force, Sprecher:
"Der größte Luftangriff des Krieges findet mit voller Wucht statt. Amerikanische Bomber und die Royal Air Force führten tags und nachts verheerende Angriffe auf Dresden durch, in direkter Unterstützung der Truppen von Marschall Konew."
Die historischen Aufnahmen der Royal Air Force zeigen die Angriffswellen der britischen und US-Luftwaffe vom 13. bis 15. Februar 1945. Die Alliierten werfen Tausende Sprengbomben und Hunderttausende Stabbrandbomben auf Dresden ab.
Archivaufnahmen der Royal Air Force, Sprecher:
"Mit grausamer Präzision fallen reihenweise Sprengbomben auf jene Stadt, die von den Deutschen als Ersatzhauptstadt angedacht war."
Die flächendeckende Bombardierung einer gesamten Innenstadt - damit übernahm die Alliierte Militärführung die Strategie der Luftwaffe, quasi eins zu eins. Die Notleidenden: wie immer - schutzlose Zivilisten.
Nora Lang, Überlebende des Feuersturms
"Dieser pausenlose Abwurf von diesen Stabbrandbomben, das wummerte so, ich hab‘s immer verglichen, als würden Kohle oder Kartoffeln über mir ausgeschüttet."
Nora Lang ist eine der Überlebenden, sie erlebte mit 13 Jahren die Luftangriffe auf ihre Heimatstadt. Ihre Familie - sie, die Eltern und ihre zwei Brüder Klaus und Bernd - konnten sich vor dem Feuersturm retten.
Nora Lang, Überlebende des Feuersturms
"Das war ein, für uns ein glücklicher Ausgang. Ich möchte nicht darüber weinen, aber das ist eigentlich alles furchtbar gewesen."
Archivaufnahmen der Royal Air Force, Sprecher:
"Hunderte von Luftminen finden über der bedeutenden Stadt ihre Ziele durch Brände, angezündet von 650.000 Stabbrandbomben."
Die fächerförmig über die Stadt abgeworfenen Bomben setzten bereits während der ersten Angriffswelle drei Viertel der Altstadt in Brand. Die zusammenstürzenden Straßenzüge versperrten Abertausenden den Fluchtweg ins Freie.
Unterlagen der Ordnungspolizei hielten in einer Lagemeldung Ende März die Situation fest, Zitat:
"Gesamtzahl der Gefallenen aufgrund bisheriger Erfahrungen und Feststellungen bei der Bergung nunmehr auf etwa 25.000 geschätzt. Mehrere tausend Gefallene noch unter Trümmermassen."
Belastbar wurde die Zahl der Opfer erst 2010: Die Dresdner Historikerkommission ermittelt 25.000 Todesopfer und bestätigte damit die Zahl der zeitgenössischen Behörden. Davor grassierten Zahlen von bis zu 200.000 Todesopfern - gern von Rechten propagiert.
Die Untersuchung der Historikerkommission sollte dazu dienen, ein "verantwortliches Erinnern" zu ermöglichen. Denn mit Aufnahmen wie diesen ist Dresden zu einem Geschichtssymbol geworden. Dass dieses Symbol nicht missbraucht wird für nationalistische, rassistische oder antidemokratische Zwecke - dafür tritt auch die Stadtbürgerschaft an.
Menschen wie Nora Lang. Sie engagiert sich seit Jahren für den Verein „Gesellschaft der Friedenskultur“ und erzählt der jüngeren Generation noch heute von ihren Erlebnissen. Auch wenn es nicht einfach ist.
Nora Lang, Überlebende des Feuersturms
"Man kann‘s nicht vergessen. Das Schlimme ist eigentlich, weil wir uns ja gesagt haben, das darf nie wieder passieren. Und wir haben gesagt: Hauptsache, nie wieder Krieg. Und es ist doch immer wieder passiert."
In den vergangenen Jahren schaffte es die Dresdner Bürgerschaft , den Gedenktag mit einer Menschenkette und unter dem Motto der Friedfertigkeit zu begehen. Eine stete Herausforderung - in diesem Jahr kündigen Neonazis einen Großaufmarsch an.