Der Gewerkschafter Morddrohungen und Küchenschaben im Briefkasten
Rainer Sauer, Ver.di-Sekretär und früherer Kreissprecher der Linken im nordrhein-westfälischen Bocholt, wird seit mehr als einem Jahr regelmäßig von Neonazis bedroht. Als er vom Attentat auf den Passauer Polizeipräsidenten erfuhr, war sein erster Gedanke: "Das hätte mir auch passieren können", berichtet er SPIEGEL ONLINE.
Sauer ist Mitbegründer der Bürgerinitiative "No Nazis - Bocholt stellt sich quer". Beim Vereinstreffen in einer Gaststätte - die Mitglieder wollten eine Kundgebung gegen einen NPD-Infostand organisieren - lauerte plötzlich ein Trupp Neonazis vor der Tür. Das war im Mai 2007. Dann begannen gezielte Angriffe gegen Sauer und seine Familie. Es fing an mit rohen Eiern an der Hauswand und Küchenschaben im Briefkasten.
Im November umzingelten Rechtsextreme das Auto des Gewerkschafters, wenige Wochen später umkreiste ein Autokorso, aus dem Neonazi-Musik tönte, sein Wohnhaus.
Die Einschüchterungsversuche wurden immer eindeutiger - und aggressiver. Anfang Juni 2008 wurden vor Sauers Grundstück mehrere Schüsse abgefeuert. Die Polizei fand mehrere Patronenhülsen. Ein paar Tage später beschmierten Unbekannte sein Garagentor mit einer SS-Rune, Mitte Juli empfing Sauer einen Drohbrief der Neonazi-Organisation "Sturmbrigade 35". "Wir werden euch ausrotten", hieß es darin.
Zeitgleich installierten Rechtsextreme ein Drohvideo auf der Plattform "YouTube". Unterlegt mit Nazi-Musik wurde zunächst Sauers Konterfei, anschließend ein Maschinengewehr eingeblendet.