Abschied vom Bundestag
Fischer geht still und leise
Ganz unspektakulär soll eine der spektakulärsten Politiker-Karrieren in der nächsten Woche zu Ende gehen: Still und leise will sich Joschka Fischer einem Zeitungsbericht zufolge am Dienstag aus der grünen Bundestagsfraktion verabschieden und der Parteipolitik endgültig den Rücken kehren.
Am Dienstag soll der Tag des Abschieds gekommen sein, das berichtet nun die "Süddeutsche Zeitung" ohne Angabe von Quellen. Bei der letzten Sitzung der Bundestagsfraktion vor der parlamentarischen Sommerpause wolle sich Fischer von den Abgeordneten verabschieden. Bis September werde er sein Mandat niederlegen und dann seine Vorlesungen in Princeton halten, schreibt die Zeitung. SPIEGEL ONLINE wurde aus dem engen Umfeld Fischers bestätigt, dass er bei der Fraktionssitzung "seinen letzten Auftritt haben" werde.
Der Abschied des früheren Außenministers, ehemaligen Bundestagsfraktionsvorsitzenden und langjährigen Vordenkers der Partei soll laut "SZ" in kleinem Rahmen über die Bühne gehen. Der 58-Jährige wolle dazu am Dienstagnachmittag in die Fraktion kommen und eine Abschiedsrede halten. Ferner seien Ansprachen der Fraktionschefs, Renate Künast und Fritz Kuhn, geplant. Auch ein Geschenk soll es geben. Im Bundestag dagegen wolle Fischer auch zu seinem Abschied keine Rede mehr halten. Er hatte schon seit der Bundestagswahl auf Auftritte vor dem Plenum verzichtet.
Für Fischer rückt der 31-jährige in Teheran geborene Omid Nouripour ins Parlament nach. Er ist seit Ende 2002 Mitglied im Bundesvorstand der Grünen. Sein politischer Schwerpunkt ist die Rechts- und Innenpolitik.
Grünen-Mitglieder berichteten in den vergangenen Monaten von einer Entfremdung zwischen Fischer und der Partei und Fraktion und rechneten mit seinem baldigen Abschied. Jüngster Streitpunkt war Fischers abwehrende Haltung, einen Untersuchungsausschuss zur Rolle des Bundesnachrichtendienstes während des Irak-Krieges einzusetzen.