Afghanistan-Einsatz Bundeswehrverband fordert Kampftruppe nach 2014

Der Bundeswehrverband hält den deutschen Abzugsplan aus Afghanistan für gefährlich. Er mache sich im Wahlkampf gut, die Sicherheitslage sei aber beängstigend. Kampftruppen würden auch nach 2014 am Hindukusch gebraucht.
Deutsche Soldaten patrouillieren nahe Baghlan in Nordafghanistan: "Wackelige Sicherheitslage"

Deutsche Soldaten patrouillieren nahe Baghlan in Nordafghanistan: "Wackelige Sicherheitslage"

Foto: FABRIZIO BENSCH/ REUTERS

Berlin - Die Gewalt nimmt in Afghanistan zu, die Zahl der zivilen Opfer steigt. Immer wieder gibt es Anschläge von Extremisten, am Samstag starben acht Kinder, als ein Sprengsatz in Dschalalabad detonierte. So wachsen auch die Befürchtungen, dass mit dem schrittweisen Rückzug der ausländischen Truppen auch die Macht der Taliban zunehmen könnte.

Der Chef des Deutschen Bundeswehrverbands fordert, das für 2014 geplante Ende des Kampfeinsatzes am Hindukusch zu überdenken: Auch nach diesem Datum sollten deutsche Kampftruppen dort stationiert bleiben. "Zu sagen, wir bräuchten nach 2014 keine Kampftruppe in Afghanistan mehr, mag wahltaktisch schön sein, entspricht aber nicht der Realität", sagte Ulrich Kirsch der "Berliner Zeitung" .

Die Sicherheitslage "kann einen ängstigen", so Kirsch. Nur mit Hilfe der Kampftruppen ließe sich rasch auf Krisen reagieren, die in "dieser wackeligen Sicherheitslage ganz schnell entstehen".

Der Abzug der Bundeswehr - bei dem die Truppe 150 Millionen Euro an Kriegsgerät zurücklässt - soll bis Ende kommenden Jahres vollzogen sein. Die Bundesregierung hatte im Frühjahr erklärt, nach Ende des Isaf-Mandats sollten zunächst 600 bis 800 deutsche Soldaten zur Ausbildung und Unterstützung der einheimischen Truppen in Afghanistan bleiben. In den folgenden Jahren soll ihre Zahl dann auf 200 bis 300 reduziert werden.

Ablehnung von der SPD

Sollte es zu einem weiteren Einsatz nach 2014 kommen, wird sich die Bundeswehr nach Worten des deutschen Isaf-Generals Michael Matz auf die stationäre Beratung konzentrieren - etwa an Militär- und Polizeischulen. Kampftruppe würden keine entsendet. Dies sei schon eindeutig so festgelegt worden, erklärte er in der "Stuttgarter Zeitung" . Der stellvertretende Chef des deutschen Einsatzkontingents sprach sich dafür aus, die Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte nach dem Ende des Isaf-Mandats 2014 fortzusetzen: "Es ist sicher noch viel Unterstützung vonnöten."

Auch die SPD betont, Deutschland solle "im zivilen Bereich und bei der Ausbildung der Sicherheitskräfte" aktiv sein. Es gebe einen international vereinbarten Fahrplan, so Gernot Erler, Vize-Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. "Kampftruppen über 2014 hinaus in Afghanistan lehnen wir ab."

Mit dem schrittweisen Rückzug der ausländischen Truppen übernehmen die afghanische Polizei und Armee zunehmend die Verantwortung für die Sicherheit im Land. Obwohl deutliche Fortschritte beim Aufbau der Sicherheitskräfte verzeichnet wurden, bestehen weiterhin Zweifel, dass diese nach dem Abzug der internationalen Truppen Ende 2014 nicht wieder die Kontrolle an die Taliban verlieren.

Nach einem Rückgang im vergangenen Jahr ist die Zahl der zivilen Opfer im ersten Halbjahr 2013 wieder angestiegen. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind für 74 Prozent der Opfer Aufständische wie die Taliban verantwortlich.

kgp/dpa
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