Acht Jahre Haft Al-Qaidas deutscher Verbindungsmann verurteilt

Qaida-Helfer Aleem N.: Acht Jahre Gefängnis
Foto: ddpKoblenz - Wegen Unterstützung des Terrornetzwerks al-Qaida muss der Deutsch-Pakistaner Aleem N. für acht Jahre ins Gefängnis. Das Oberlandesgericht Koblenz befand den 47-jährigen Edelsteinhändler aus dem pfälzischen Germersheim der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung sowie acht vorsätzlicher Verstöße gegen das Außenwirtschaftsgesetz und ein EU-Embargo für schuldig.
Die Bundesanwaltschaft hatte acht Jahre Haft für Aleem N. gefordert, die Verteidigung dagegen auf Freispruch plädiert.
Der Deutsch-Pakistaner gilt als eine der Schlüsselfiguren des Terrornetzwerks al-Qaida in Deutschland. Mit Ömer Ö., Sermet I. und Bekkay Harrach soll er im Laufe der Jahre mindestens drei Terrorfreiwillige auf die Reise ins Aufmarschgebiet am Hindukusch geschickt haben. Während Ö. und I. mittlerweile festgenommen wurden, befindet sich Harrach noch auf freiem Fuß - mutmaßlich im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet, von wo aus er sich bereits zwei Mal per Video und auf Deutsch an potentielle Nachahmer wandte - im Namen der Medienabteilung al-Qaidas.
Viele Quellen, wenig Gewissheit
Doch während das Gericht etwa die Qaida-Mitgliedschaft des Germersheimer Edelsteinhändlers für erwiesen ansah, ebenso wie diverse Unterstützungsleistungen und Geldzahlungen, werden andere mutmaßliche Aktivitäten des Deutsch-Pakistaners aus Rheinland-Pfalz möglicherweise noch lange Zeit unklar bleiben.
Denn Aleem N. ist beileibe kein unbeschriebenes Blatt. Das Problem ist bloß, dass man nicht weiß, wie verlässlich die Informationen sind, die über ihn kursieren.
Medienberichten zufolge soll N. sich schon 1999 für den militanten Dschihad in Kaschmir und Afghanistan begeistert haben. Sicher ist, dass er schon lange Kontakte zur einschlägig bekannten Islamistenszene in Ulm und Neu-Ulm pflegte, unter anderem zu deren Spiritus Rector Jahja Jusuf, einem ägyptischen Arzt.
Nach einer kurzzeitigen Auswanderung nach Pakistan 2002 soll Allem N. zudem Geld für die Terrorgruppe Lashkar-i-Toiba gesammelt haben, eine Information, die auf Aussagen seines Sohnes zurückgeht.
Nach 2003 soll sich N. mit dieser Gruppe überworfen haben, weil sie die direkte Unterstützung für den Kampf in Afghanistan einstellte, wie der Sohn mitteilte; stattdessen hat der Deutsch-Pakistaner die Mudschahidin dort wohl auf eigene Faust kontaktiert.
Auf seinen mindestens vier Pakistanreisen soll er so mit etlichen Führungspersonen al-Qaidas zusammengetroffen sein. Unter anderem gab es angeblich Treffen mit dem später getöteten Abu Laith al-Libi, dem Verbindungsmann al-Qaidas zu verschiedenen weiteren Terrororganisationen, berichtete der pakistanische Geheimdienst ISI. Außerdem mit Abu Jahja al-Libi, einem libyschen Qaida-Mann, der heute eine der ideologischen Führungsfiguren ist.
Festnahme in Lahore
Gerade der ISI gilt allerdings als ein Geheimdienst, der weniger die Wahrheit als vielmehr seine mitunter widersprüchlichen eigenen Interessen im Blick hat. N. selbst machte geltend, dass er von ISI-Beamten gefoltert wurde. Die Verwendung der Dienstinformationen ist daher problematisch - fast alles kann richtig, fast alles kann falsch sein.
Aleem N. war im Juni 2007 in Pakistan auf dem Flughafen von Lahore festgenommen und später nach Deutschland ausgewiesen worden. Seit Dezember 2008 stand N. dann in Koblenz vor Gericht. Die in Pakistan erfolgte Untersuchungshaft im Sommer 2007 wurde für das Strafmaß berücksichtigt.