Nach Niederlage Ex-Vorsitzender Lucke tritt aus AfD aus

Lucke: "Islamfeindliche und ausländerfeindliche Ansichten"
Foto: VINCENT KESSLER/ REUTERSDer Schritt war erwartet worden, nachdem Bernd Lucke am Wochenende auf dem Parteitag der Alternative für Deutschland , kurz AfD, eine schwere Niederlage einstecken musste. Der ehemalige Sprecher der Partei zieht sich aus der AfD zurück, wie er am Mittwochabend in Straßburg erklärte.
Der Mitbegründer der AfD teilte mit, er wolle nicht als bürgerliches Aushängeschild für Vorstellungen missbraucht werden, die er ablehne (Lesen Sie hier Luckes Erklärung im Wortlaut). "Dazu zählen insbesondere islamfeindliche und ausländerfeindliche Ansichten." Er habe zu spät erkannt, dass immer mehr Mitglieder in die Partei drängten, "die die AfD zu einer Protest- und Wutbürgerpartei umgestalten wollen". Kommenden Freitag werde er aus der AfD austreten.
Über die mögliche Gründung einer neuen Partei habe er noch nicht entschieden, sagte Lucke, das Gesicht des wirtschaftsliberalen Flügels der AfD. Lucke hatte im Mai den Verein "Weckruf 2015" gegründet, um seine Anhänger in der Partei zu sammeln und sich dem nationalkonservativen Flügel der neuen Vorsitzenden Frauke Petry entgegenzustellen. Seine Gegner hatten ihm daraufhin vorgeworfen, die Partei spalten zu wollen.
Umfrage im Lucke-Lager
Zurzeit läuft eine Umfrage unter den Unterstützern Luckes. Von bisher 2000 Teilnehmern der Befragung votierten bis Mittwochabend 1500 dafür, eine neue Partei zu gründen, meldet Zeit Online. Drei Viertel der Befragten sprachen sich demnach dafür aus, aus der AfD auszutreten. Beide Gruppen seien weitgehend deckungsgleich, hieß es.
Der Verein Weckruf hat derzeit etwa 4000 Unterstützer. Die Abstimmung sollte zunächst zeigen, ob Interesse der "Weckruf"-Unterstützer an einer neuen Parteigründung besteht. Die Abstimmung soll in der Nacht enden. Am Donnerstagvormittag will der "Weckruf" den Angaben zufolge das Ergebnis offiziell bekannt geben.
"Bernd Lucke ist wirklich kein guter Parteiführer"
Der stellvertretende AfD-Bundesvorsitzende Alexander Gauland bedauerte die Ankündigung von Lucke. "Ich finde es schade, ich hätte mir gewünscht, dass er dabei bleibt und um seine Ansichten in der Partei kämpft", sagte Gauland. Dass Lucke mit der möglichen Gründung einer neuen Partei Erfolg haben könnte, glaubt er nicht. "Bernd Lucke ist wirklich kein guter Parteiführer", sagte der Brandenburger AfD-Landesvorsitzende. "Er hat nur immer sich im Mittelpunkt gesehen und nicht die Partei, und dieser Fehler wird ihm wahrscheinlich auch wieder passieren, wenn er eine neue Partei gründet."
Hamburgs AfD-Vorsitzender und -Fraktionschef Jörn Kruse bezeichnete Luckes Parteiaustritt als konsequent. "Herr Lucke hat eigentlich jetzt nur konsequenterweise den Schritt vollzogen, den wir alle schon erwartet haben." Durch Luckes Abwahl und den Rechtsruck sei die Partei eine völlig andere geworden, so der erklärte Lucke-Anhänger.
Im Video: Petry-Triumph über Lucke
Zusammengefasst: Bernd Lucke hat genug. Nach etlichen anderen Mitgliedern verlässt auch der Parteigründer und Ex-Vorsitzende die AfD. Derzeit läuft eine Umfrage unter seinen Anhängern, ob eine neue Partei gegründet werden solle.