Rassistische Afrika-Rede Ramelow macht sich über AfD-Landeschef Höcke lustig

AfD-Thüringen-Chef Höcke in Erfurt: "Lebensbejahender afrikanischer Ausbreitungstyp"
Foto: Sean Gallup/ Getty ImagesSchon im vergangenen Jahr warnte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow vor Björn Höcke: "Hier kommt eine neue Form von Hassprediger auf uns zu, nur diesmal im eleganten Nadelstreifen." Zuletzt verschärfte Ramelow seine Worte: "Höcke ist ein brauner Staubsauger, der ganz bewusst mit verbalen Anleihen am SA-Jargon spielt."
Das war vor der Veröffentlichung einer über 50 Minuten langen Rede des AfD-Fraktions- und Landeschefs Höcke, die er Ende November zum Thema Asylpolitik hielt und die in dieser Woche publik wurde (Sehen Sie hier das Video auf YouTube ). Die Tagung des "Instituts für Staatspolitik", das der Neuen Rechten zugeordnet wird, stand unter dem Titel "Ansturm auf Europa" (Lesen Sie hier die Hintergründe beim NDR ).
In seiner Rede über Asylpolitik sprach Höcke unter anderem vom "lebensbejahenden afrikanischen Ausbreitungstyp" und von einem "Bevölkerungsüberschuss Afrikas". "Solange wir bereit sind, diesen Bevölkerungsüberschuss aufzunehmen, wird sich am Reproduktionsverhalten der Afrikaner nichts ändern."
Ramelow nutzte die kruden Thesen, um jetzt nicht nur Höcke, sondern auch die AfD auf Schippe zu nehmen. Er twitterte am Sonntagmittag:
"#AfD ist mit Afrikanischen Verbreitungsvirus infiziert! Höcke & Petry je 4 Kinder, Muhsal 3 Kinder. Höcke, Muhsal, Petry Genetische Afrikaner?"
Diesen Tweet hat Ramelow inzwischen gelöscht. Er ging auch auf Höckes seltsame Aussage ein, dass die Evolution Afrika und Europa "zwei unterschiedliche Reproduktionsstrategien beschert" habe. Der Ministerpräsident schrieb auf Twitter von einer "Rassenlehre a la Höcke" . Der AfD-Landesvorsitzende hatte gesagt, in Afrika herrsche die "r-Strategie" vor. Diese ziele auf eine möglichst hohe Wachstumsrate, dort dominiere der sogenannte Ausbreitungstyp. Dem gegenüber stehe die europäische "K-Strategie", "die die Kapazität des Lebensraums optimal ausnutzen möchte", so Höcke. Die Afrikaner würden einen "Reproduktionsüberschuss" von 30 Millionen Menschen im Jahr erzielen, so die Behauptung des AfD-Funktionärs.
Biologen unterscheiden mit diesen Begriffen das Fortpflanzungsverhalten verschiedener Arten. Als "r-Strategen" gelten Arten, die möglichst viele Nachkommen zeugen wie zum Beispiel Bakterien oder Ameisen, damit wenigstens einige überleben. Die meisten Säugetiere, auch der Mensch, verfolgen eine "K-Strategie", sie bringen wenige Junge zur Welt und kümmern sich intensiv um diese.
Ramelow schreibt zu Höckes "r- und K"-Herleitungen:
Die AfD hat Rassismus-Vorwürfe zurückgewiesen. Eine Sprecherin der Thüringer Landtagsfraktion teilte dem NDR auf Anfrage mit, die Vorwürfe gegen Höcke seien "an den Haaren herbeigezogen". Höcke lehne Rassismus und die "völlig absurde Rassentheorie des Nationalsozialismus" entschieden ab.
Kritiker wie die Amadeu-Antonio-Stiftung werfen dem AfD-Politiker "blanken Rassismus" vor - "auf einer Linie mit der Rassentheorie des Nationalsozialismus". Das erinnere "an die Theorie einer Herrenrasse", da der Europäer als ein besserer Mensch und der Afrikaner als Invasor dargestellt werde.
AfD-Landeschef Höcke sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Er gilt als besonders laute Stimme am rechten Rand. Bei einer Demonstration in Erfurt rief er: "Thüringer! Deutsche! 3000 Jahre Europa. 1000 Jahre Deutschland". Bei Günther Jauchs TV-Talk in der ARDlegte er eine Deutschlandflagge über seine Stuhllehne und behauptete, Deutschland würde sich mit den Flüchtlingen "sozialen Sprengstoff importieren".
Thüringens Landtagspräsident Christian Carius (CDU) sagte dem MDR , Höcke habe sich in eine "gefährliche Nähe zur Argumentation der Nationalsozialisten" begeben. Damit habe er sich als Rechtsextremist entlarvt.