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Der völkische "Flügel" will die AfD übernehmen Die Stürmer

Der aus der AfD geworfene Andreas Kalbitz sieht sich als "Bauernopfer", Björn Höcke spricht von "Verrat". Steht die Partei jetzt vor der Spaltung? DIE SPIEGEL-Titelstory.
aus DER SPIEGEL 22/2020
Foto: [M] Hans-Christian Plambeck; DDP Images; Hermann Bredehorst

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Von Maik BaumgärtnerFelix BohrLukas EberleMarkus FeldenkirchenMartin KnobbeTimo LehmannAnn-Katrin MüllerSven RöbelAnsgar SiemensSeverin Weiland und Wolf Wiedmann-Schmidt

Der AfD-Ehrenvorsitzende und Co-Fraktionschef im Bundestag, Alexander Gauland, sieht in der Auseinandersetzung um den Rauswurf des AfD-Politikers Andreas Kalbitz die weitere politische Zukunft für Co-Parteichef Jörg Meuthen skeptisch. "Wenn Herr Kalbitz nicht Recht bekommen sollte, vor dem Parteigericht oder einem ordentlichen Gericht, dann ist das eben so. Wenn er aber Recht erhält, dann wird es für diejenigen, die das losgetreten haben, schwierig", sagt Gauland.

Meuthen hatte am vorvergangenen Freitag im Bundesvorstand mit einer knappen Mehrheit dafür gesorgt, dass Kalbitz’ Mitgliedschaft in der AfD für nichtig erklärt wurde. Dem früheren Brandenburger AfD-Landes- und -Fraktionschef wird unter anderem vorgeworfen, seine Mitgliedschaft in der rechtsextremen "Heimattreuen Deutschen Jugend" (HDJ) verschwiegen zu haben. Meuthen gibt sich kämpferisch. "Ich kenne das Gerede, ich würde Bernd Lucke und Frauke Petry nachfolgen", sagt er in Anspielung auf zwei abgesägte Vorgänger im Amt des Parteichefs. "Aber das wird so nicht kommen." Der AfD-Parteivize Stephan Brandner sagt: "Ich bewundere die Selbstsicherheit von Jörg Meuthen, dass er meint, auf jeden Fall recht zu haben. Das hat er bei seiner Spendensache auch behauptet  - und dann in der ersten Instanz krachend verloren. Für die zweite Instanz wünsche ich ihm viel Glück." Brandner spielt auf eine Affäre Meuthens um illegale Wahlkampfhilfen, falsche Spenderlisten und gekaufte Strohleute an.

Der geschasste AfD-Politiker Andreas Kalbitz wiederum wirft Meuthen und der Vizeparteivorsitzenden Beatrix von Storch vor, mit seinem Rauswurf eigennützige Ziele zu verfolgen. "In Wirklichkeit geht es doch um die Spitzenkandidatur von Meuthen und von Storch für die kommende Bundestagswahl", sagte Kalbitz. Er sei "in diesem Spiel nur das Bauernopfer".

DER SPIEGEL 22/2020
Foto:

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Die Stürmer

Machtkampf in der AfD: Wie der völkische Flügel die Partei übernehmen will

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Als der Bundesvorstand der Alternative für Deutschland (AfD) am vorvergangenen Freitag zusammenkam, war schon klar, dass es ein ungewöhnliches Arbeitstreffen werden würde. Alle Teilnehmer wurden angehalten, ihre Handys draußen zu lassen, aus Sorge vor Durchstechereien und fremden Lauschern.

Dass es ein historisches Treffen werden sollte, ahnte an diesem Abend wohl niemand. Schnell wurde die Atmosphäre giftig unter den 14 Mitgliedern des Gremiums, so berichten es Teilnehmer. Man warf sich Schimpfworte an den Kopf, darunter auch das urdeutsche Wort "Arsch".

Nach mehreren Stunden traten die Damen und Herren aufgewühlt aus dem Sitzungsraum. Man sah ihnen an, dass etwas Außergewöhnliches, ja Verstörendes geschehen war. Sie hatten sich gegenseitig bekämpft und gemeinsam verloren.

Seit jenem Freitag befindet sich die größte Oppositionspartei im Deutschen Bundestag in der vermutlich schwersten Krise ihrer noch jungen Geschichte. Mindestens zwei Lager stehen sich in aller Feindschaft gegenüber. Der für AfD-Verhältnisse gemäßigte Teil, vertreten von Parteichef Jörg Meuthen und der Bundestagsabgeordneten Beatrix von Storch. Und die extremen Rechten um den Brandenburger Andreas Kalbitz und den Thüringer Landeschef Björn Höcke, wohlwollend flankiert von der Fraktionsvorsitzenden im Deutschen Bundestag, Alice Weidel, Parteichef Tino Chrupalla und der grauen Eminenz der Partei, dem Ehrenvorsitzenden Alexander Gauland.

Nichts deutet derzeit darauf hin, dass nach diesem Abend beide Gruppierungen wieder zusammenfinden, wieder zu einer Einheit werden könnten. Die Partei steht vor einer inneren Spaltung. Sie könnte das Ende der AfD bedeuten, zumindest in ihrer jetzigen Form.

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