Geld aus der Schweiz für die AfD "Wenn die Spende illegal war, muss Weidel zurücktreten"

Alice Weidel
Foto: Hauke-Christian Dittrich/ dpaDie Alternative für Deutschland (AfD) hat offenbar illegale Spenden aus der Schweiz erhalten. Medienberichte legen das nahe, und wenn diese sich bewahrheiten, steckt die rechtspopulistische Partei in einem handfesten Spendenskandal.
Die Partei sieht sich wegen der drohenden Affäre harscher Kritik ausgesetzt. Die Grünen und die SPD fordern Aufklärung über die möglicherweise illegale Großspende von 130.000 Euro und bei nachweislichem Fehlverhalten der Co-Vorsitzenden Alice Weidel auch deren Rücktritt.
Alle Fakten müssten auf den Tisch, sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen im Bundestag, Britta Haßelmann, dem "Handelsblatt". Die AfD-Spitze um Alexander Gauland, Jörg Meuthen und Alice Weidel könne sich "nicht länger ahnungslos geben".
Baden-Württembergs SPD-Chefin Leni Breymaier und SPD-Chefhaushälter Johannes Kahrs forderten Weidels Demission, sollte die Spende illegal gewesen sein. Kahrs forderte Konsequenzen für Weidel. "Die Spendenaffäre muss aufgeklärt werden. Wenn die Spende illegal war, muss Weidel zurücktreten", sagte Kahrs dem "Handelsblatt". "Der Deutsche Bundestag muss das jetzt genau prüfen."
In einer Pressemitteilung Breymaiers heißt es über Weidel: "Die Strenge, die sie so gern als Monstranz vor sich herträgt, sollte sie nun selbst beherzigen und als Fraktionsvorsitzende der AfD zurücktreten - und besser ganz auf ihr Mandat verzichten." Weidel habe "das letzte Restchen an persönlicher Glaubwürdigkeit verloren".
Medienbericht: 18-mal 9000 Franken von einer Schweizer Pharmafirma
Die AfD soll zwischen Juli und September 2017, also im Jahr der Bundestagswahl, mehrere Spenden von zusammengenommen rund 130.000 Euro aus der Schweiz erhalten und damit womöglich gegen das Parteiengesetz verstoßen haben, berichten WDR, NDR und "Süddeutsche Zeitung".
Demnach soll der Absender der Spende eine Pharmafirma aus Zürich gewesen sein. Das Geld sei in 18 Tranchen von meist 9000 Schweizer Franken auf das Sparkassenkonto des AfD-Kreisverbands Bodensee geflossen. Als Zweck habe die Firma "Wahlkampfspende Alice Weidel" angegeben. Das belegten Kontoauszüge, die WDR, NDR und "Süddeutsche Zeitung" einsehen konnten. Weidel ist Co-Vorsitzende der rechtspopulistischen Partei im Bundestag, am Bodensee liegt ihr Wahlkreis.
Weidel bestätigte den Medien den Eingang des Geldes, von dem sie aber im September 2017 erstmals erfahren habe. In dem Zusammenhang nannte Weidel das Geld "ungebetene" Spenden, für deren Rückzahlung sie sich später ausgesprochen habe, weil es "Bedenken ob der Legalität" gegeben habe.
In der Pflicht sieht sich Weidel nicht. Sie erklärte am Montag auf Anfrage: "Bei dem Konto, auf dem die Spende einging, handelt es sich um das ordentliche Konto des Kreisverbandes des Bodenseekreises. Die Spende ist nicht an meine Person gegangen." Persönliche Konsequenzen schließe sie daher aus.
Spenden aus dem Nicht-EU-Ausland anzunehmen, ist deutschen Parteien nicht erlaubt. Spenden von mehr als 50.000 Euro müssen überdies sofort der Bundestagsverwaltung gemeldet und umgehend veröffentlicht werden. Die Stückelung hatte womöglich das Ziel, diese Regel zu umgehen.
Kritik auch aus der AfD
Auch aus den eigenen Reihen wurde vorsichtige Kritik an der AfD-Fraktionschefin laut. Der baden-württembergische AfD-Landeschef Ralf Özkara hatte durch WDR, NDR und "Süddeutsche Zeitung" von der möglichen Existenz der Zahlungen erfahren und daraufhin eine Untersuchung eingeleitet. Es liege aus dem Jahr 2017 "noch kein Rechenschaftsbericht des Kreisverbands Bodensee" vor, so Özkara zu den Medien.
Und weiter: "Verantwortung für diese Großspende tragen alle, die davon wussten, dass so eine Spende eingegangen ist." Sollte Weidel davon gewusst haben, trage sie die "Hauptverantwortung". Sei die Spende illegal, erwarte er, dass Weidel "von allen Ämtern und Mandaten zurücktritt".
Lobbycontrol, ein gemeinnütziger Verein, der sich für mehr Transparenz in politischen Entscheidungsprozessen einsetzt, nannte den Geldfluss aus der Schweiz "inakzeptabel". Weidel könne sich als namentlich Begünstigte nicht herausreden, erklärte Ulrich Müller von Lobbycontrol am Sonntagabend.
Auch sei dies bereits der dritte Fall dubioser Geldströme aus der Schweiz. "Seit Jahren profitiert die AfD von millionenschwerer Wahlkampfhilfe, die über eine Agentur in der Schweiz abgewickelt wird", erklärte Müller.