Illustre Reisegruppe Tantra-Masseurin begleitete AfD-Landtagsabgeordnete bei Trip nach Russland

Christian Blex, Landtagsabgeordneter in Nordrhein-Westfalen
Foto: Christoph Hardt / imago images/Future ImageEine Reise von AfD-Funktionären nach Russland im vergangenen September sorgt weiter für Unruhe innerhalb der Partei. Der Landesverband Nordrhein-Westfalen prüft derzeit »Parteiordnungsmaßnahmen« gegen zwei weibliche Mitglieder, wie ein Sprecher auf Anfrage mitteilte.
Die Frauen hatten die Landtagsabgeordneten Christian Blex (NRW), Hans-Thomas Tillschneider und Daniel Wald (beide Sachsen-Anhalt) begleitet. Laut AfD waren sie als Übersetzerinnen eingesetzt, sie arbeiten jedoch nicht in dem Beruf: Swetlana R. ist Bürokauffrau bei einer KfZ-Werkstatt, Natalie V. betreibt ein Tantra-Massagestudio mit sexuellen Dienstleistungen.

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Natalie V. sagt auf Anfrage, sie »beherrsche einfach Russisch« und engagiere sich gern politisch. Tatsächlich demonstriert V. immer wieder für die AfD. Auf ihrem YouTube-Kanal forderte sie, das »MerKILLRegime« zu stürzen. Andere Parteien als die AfD seien »erbärmlicher Dreck«.
Swetlana R. verteidigte Russland auf einer AfD-Demo und führte aus, dass die Medien das veröffentlichten, was der »Bundesnachrichtendienst vorschreibt«. Die Reise- und Hotelkosten wurden von der Fraktion in Sachsen-Anhalt übernommen, bestätigt V. Die Fraktion will sich nicht äußern, auch nicht dazu, warum die beiden Frauen aus Nordrhein-Westfalen ausgewählt wurden.
Auch frühere Reisen stießen auf Kritik
Wegen der Reise nach Russland hatte die AfD Blex aus der NRW-Landtagsfraktion ausgeschlossen. Zur Begründung hieß es, die Fraktion bewerte sein Verhalten als »schwerwiegenden Vertrauensbruch« und sehe »keine Grundlage mehr für eine weitere Zusammenarbeit«. Blex ist aber noch Mitglied des Landtags. Tillschneider und Wald gehören weiterhin der AfD-Fraktion in Sachsen-Anhalt an.
Nachdem der Trip scharf kritisiert worden war, brach die Gruppe die Reise vorzeitig ab. Andere Parteien hatten den Abgeordneten vorgeworfen, auf der Seite des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu stehen. Auch AfD-intern gab es Kopfschütteln. Vor allem der geplante Besuch in von Russland besetzten Gebieten der Ukraine stieß auf Unverständnis – die Reise sollte auch in den Donbass gehen.
AfD-Chefin Alice Weidel hatte die Reise als »Privatreise« bezeichnet, die »nicht mit der Partei und auch nicht mit der Fraktion abgesprochen« gewesen sei. Die AfD-Bundesspitze war nach eigenen Angaben nicht in die Reise eingeweiht gewesen und hatte sich davon distanziert. Jedoch soll zumindest ein Bundestagsabgeordneter informiert gewesen sein.
Es war nicht die erste Reise von Blex, die auf Kritik stieß. 2018 war er mit mehreren anderen AfD-Politikern auf die von Russland annektierte ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel Krim gereist, ebenso wie nach Syrien.