Affäre um Präsidenten Wulffs Kanzlei soll Kreditgeber Geerkens vertreten haben
Hamburg/Osnabrück - Christian Wulff gerät nun auch wegen der Verbindung seiner früheren Anwaltskanzlei zum Unternehmer Egon Geerkens in die Kritik. Laut einem Bericht von tagesschau.de vertrat die Osnabrücker Kanzlei, bei der Wulff jahrelang Partner war, auch Geerkens.
Im niedersächsischen Landtag hatte Wulff 2010 eine Frage nach geschäftlichen Beziehungen zu Geerkens verneint. Es habe in den vergangenen zehn Jahren keine solche Verbindungen gegeben, sagte Wulff damals.
Laut tagesschau.de war dies allerdings doch der Fall. Die Kanzlei, für die Wulff tätig gewesen war, vertrat Geerkens zuletzt 2004 vor Gericht - und der Unternehmer sei noch bis 2007 Vermieter der Kanzleiräume gewesen.
Wulffs Anwalt Gernot Lehr sagte tagesschau.de allerdings, sein Mandat habe seine anwaltlichen Tätigkeiten 1994 abgeschlossen und danach keinerlei Einkünfte daraus erzielt. Auch die Kanzlei Funk, Tenfelde und Partner teilte der Nachrichtenagentur dpa mit, dass Wulff schon seit 1994 nicht mehr für sie tätig gewesen sei, auch wenn sein Name weiter im Briefkopf auftauchte.
Daraufhin habe Wulff einen Status als freier Mitarbeiter erhalten, um nach Abschluss seiner Polit-Karriere in seinen Beruf zurückkehren zu können. Wulffs Vertrag als freier Mitarbeiter wurde Kanzleipartner Stefan Felsner zufolge 2011 aufgelöst, sein Name aus dem Briefkopf entfernt.
Jahrelang Mandant der Osnabrücker Anwaltskanzlei
Der Unternehmer Geerkens gilt als persönlicher Freund Wulffs. Die Affäre um den Bundespräsidenten hatte im Dezember begonnen, als bekannt wurde, dass Wulff einen zinsgünstigen Kredit von Geerkens' Ehefrau Edith erhalten hatte.
Geerkens war laut tagesschau.de jahrelang Mandant der Osnabrücker Anwaltskanzlei Funk, Tenfelde und Partner gewesen. In dieser Kanzlei war auch Wulff tätig. Das belegen zahlreiche Anwaltsschreiben, auf denen Wulff im Briefkopf geführt wurde. Noch im Oktober 2004 vertrat die Kanzlei nach Angaben von tagesschau.de Geerkens.
Wulff gerät nun wieder stärker in die Kritik, nachdem erstmals eine Hausdurchsuchung im Bundespräsidialamt - im Büro seines früheren Sprechers Olaf Glaeseker - durchgeführt worden war.
Grünen-Fraktionschef: Wulff hat Landtag hinters Licht geführt
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im niedersächsischen Landtag, Stefan Wenzel, bezichtigte Wulff erneut der Lüge. "Es wird immer offensichtlicher, dass Wulff nicht nur die halbe Wahrheit gesagt hat, sondern den Landtag nach Strich und Faden hinters Licht geführt hat", sagte Wenzel der "Frankfurter Rundschau".
Nach Informationen der Zeitung wird sich die Generalstaatsanwaltschaft Stuttgart mit dem BW-Bank-Kredit von Wulff befassen müssen. Es seien zwei Beschwerden gegen den Beschluss der Staatsanwaltschaft Stuttgart eingegangen, kein Ermittlungsverfahren gegen Verantwortliche der Bank und den Bundespräsidenten wegen des Verdachts der Untreue oder der Vorteilsannahme einzuleiten, sagte Staatsanwältin Claudia Krauth dem Blatt. Die Generalstaatsanwaltschaft müsse innerhalb von vier Wochen prüfen, ob die Beschwerden begründet seien.