Flucht vor den Taliban Maas kündigt weitere Evakuierungsflüge an

Außenminister Heiko Maas
Foto: Bernd von Jutrczenka / dpaNoch an diesem Mittwoch sollen zwei Flugzeuge der Bundeswehr nach Kabul geschickt werden, um Menschen aus Afghanistan zu evakuieren. Das kündigte Außenminister Heiko Maas am Abend an. »Wir haben jetzt insgesamt seit Sonntag 500 Menschen aus Kabul ausgeflogen und in Sicherheit gebracht. Und wir wollen das in den kommenden Tagen auch in der Quantität weiterführen«, berichtete er. Deutschland und weitere Länder wollen laut Maas »so viele Menschen wie irgendwie möglich aus Afghanistan in Sicherheit bringen«.
Außerdem bemühe sich Deutschland darum, Nahrungsmittel an den Flughafen von Kabul zu bringen, wo viele Menschen in der Hoffnung ausharren, das Land verlassen zu können. Von den 500 Evakuierten seien etwas mehr als 100 Menschen afghanische Staatsangehörige gewesen. Es habe bislang fünf Bundeswehrflüge von Kabul in die usbekische Hauptstadt Taschkent gegeben. »Das kann nur der Anfang sein«, sagte der SPD-Politiker. »Wir wollen weiterhin so viele Menschen wie nur irgendwie möglich aus Afghanistan in Sicherheit bringen.« Derzeit gebe es »keine belastbaren Sicherheitszusagen, dass die Taliban afghanische Staatsangehörige frei zur Botschaft und zum Flughafen passieren lassen«.
Die Bundesregierung hatte deshalb am Dienstag den Diplomaten Markus Potzel in die katarische Hauptstadt Doha entsandt, um Gespräche mit Taliban-Repräsentanten zu führen. Potzel sei »in Doha eingetroffen« und habe erste Gespräche »auch mit Vertretern der Taliban« geführt, sagte Maas. Diese Gespräche würden am Donnerstag fortgesetzt.
Opposition sieht keine Antworten von Maas
Bei den Sondersitzungen des Verteidigungs- und des Auswärtigen Ausschusses griff die Opposition die Regierung scharf an. »Heiko Maas ist federführend. Aber wir haben hier ein Komplettversagen der Bundesregierung«, sagte der Grünen-Außenpolitiker Omid Nouripour. Sein Fraktionskollege Jürgen Trittin sagte: »Frau Merkel hat das getan, was sie am besten kann: nichts.« Innenminister Horst Seehofer habe die Flüchtlingsabwehr höher gewichtet als das Leben von Menschen. »Und Heiko Maas hat dafür die Berichte geliefert, schönfärberische Berichte über die Situation in Afghanistan.«
Nach der Sitzung des Auswärtigen Ausschusses wurde Maas vorgeworfen, alle wichtigen Fragen offen gelassen zu haben. »Neue Erkenntnisse gab es nicht«, sagte der FDP-Außenpolitiker Bijan Djir-Sarai. So habe Maas beispielsweise nicht erklären können, wie es zu der Fehleinschätzung gekommen sei, dass Kabul nicht fallen werde. »Diese Frage bleibt weiterhin im Raum.«
Schon vor Beginn der Sitzungen hatte es massive Kritik an der Afghanistan-Politik der Bundesregierung gegeben. Statt den Amerikanern »hinterherzutrotten«, hätte Berlin eigene Entscheidungen treffen müssen, sagte zum Beispiel der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen.