Delta-Variante behindert Abzug Afghanistan-Rückkehrer der Bundeswehr müssen zwei Wochen in Quarantäne

Beim Afghanistan-Abzug kämpft die Bundeswehr mit einem Coronaproblem: Die Delta-Variante breitet sich aus, mindestens ein Soldat hat sich infiziert. Nun erlässt die Truppe harte Rückreiseregeln.
Bundeswehrsoldaten im Camp Marmal in Masar-i-Scharif (Ende April 2021)

Bundeswehrsoldaten im Camp Marmal in Masar-i-Scharif (Ende April 2021)

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Florian Gaertner/photothek.de / imago images/photothek

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Die schnelle Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus hat Auswirkungen auf den Afghanistan-Abzug der Bundeswehr. Nach SPIEGEL-Informationen stufte die Bundeswehr Afghanistan bereits Mitte vergangener Woche intern als sogenanntes Virusvariantengebiet ein. Damit müssen alle im Rahmen des laufenden Abzugs zurückkehrenden deutschen Soldaten vor dem Abflug in Afghanistan auf Corona getestet werden und daheim in Deutschland in eine zweiwöchige Zwangsquarantäne.

Die neuen Schutzmaßnahmen haben erhebliche Folgen für die letzte Phase des Abzugs, der in den kommenden Tagen abgeschlossen werden soll. So müssen für die knapp 500 noch in Afghanistan stationierten Kräfte in Masar-i-Scharif eilig PCR-Tests organisiert werden. Derzeit hofft man, dass kein Soldat mehr vor dem Abflug positiv getestet wird. Dann würde es kompliziert: Entweder müssten die positiven Fälle in einem der zurückkehrenden Flugzeuge isoliert werden. Oder die Truppe müsste für die möglichen Delta-Fälle einen Extraflieger schicken.

Die strikten Covid-Regeln wurden erlassen, weil sich bereits vor rund zwei Wochen ein deutscher Soldat nachweislich in Afghanistan mit der Delta-Variante infizierte. Nach einem positiven Coronatest vor Ort hatte die Truppe den Soldaten und zwei weitere Verdachtsfälle bereits Mitte Juni mit einem A400M nach Deutschland ausgeflogen. Eine Genomsequenzierung bestätigte den Delta-Verdacht. Bei einem weiteren Fall bestätigte sich der Verdacht indes nicht.

Ankunft in Deutschland: Ein Transporthubschrauber der Bundeswehr wird auf dem Flughafen Leipzig/Halle entladen

Ankunft in Deutschland: Ein Transporthubschrauber der Bundeswehr wird auf dem Flughafen Leipzig/Halle entladen

Foto: Jan Woitas / dpa

Grundsätzlich stuft das Robert Koch-Institut (RKI) Afghanistan derzeit lediglich als sogenanntes Risikogebiet ein, folglich gelten für alle Einreisenden aus dem Land sehr viel weichere Regeln, zum Beispiel kann die Quarantäne schon nach fünf Tagen mit einem negativen Test beendet werden.

Für die Afghanistan-Soldaten, die fast alle bereits zweimal geimpft sind, gelten jedoch schärfere Maßnahmen. So müssen sich alle Rückkehrer von der Landung an in Deutschland zwei Wochen isolieren und können zum Beispiel ihre Familien nicht sehen. Aus Bundeswehrkreisen hieß es dazu, man sei sich der harten Konsequenzen bewusst. Trotzdem sei die Verschärfung der Regeln durch das Sanitätskommando nötig gewesen, um eine mögliche Einschleppung der Delta-Variante durch die Bundeswehr zu verhindern.

Ausbruch im mongolischen Kontingent

In Afghanistan verbreitet sich die aus Indien stammende Delta-Variante derzeit völlig ungebremst. Da in dem bettelarmen Land kaum getestet und nur wenig geimpft wird, gibt es zwar keine verlässlichen Zahlen. Allein die Berichte aus einzelnen Krankenhäusern, in denen die Covid-Patienten wegen fehlenden Sauerstoffs schnell versterben, sprechen aber für sich. Bisher hat das Land nur sehr wenig Impfstoff erhalten. Die in Europa üblichen Abstands- und Maskenregeln sind selbst in Kabul so oder so kaum durchzusetzen.

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Im Bundeswehrcamp in Masar-i-Scharif hatte es in den letzten Wochen vor allem das mongolische Kontingent erwischt. Von den Soldaten, die die Deutschen vor allem bei der Sicherung der Hauptpforte des Feldlagers unterstützen, infizierten sich mehr als 20 mit dem Coronavirus, obwohl die Bundeswehr auch alle mongolischen Soldaten mindestens einmal geimpft hatte. Der Ausbruch war so schwer, dass die Deutschen die Sicherung des Eingangs wieder selbst übernommen und die mongolischen Soldaten komplett ausgeflogen haben.

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