Aktionstag in Freiburg Gegendemo vermasselt NPD den Aufmarsch

Die NPD hatte in Freiburg einen miesen Tag. 110 Rechtsextreme wollten durch die Stadt marschieren, doch sie konnten nicht: Etwa 15.000 Gegendemonstranten versperrten ihnen den Weg.

Freiburg - Die Gegendemonstranten blockierten die von der NPD beantragte Demonstrationsstrecke und zwangen die Neonazis damit zur Aufgabe. Nach Polizeiangaben protestierten rund 15.000 Menschen gegen den NPD-Aufmarsch. Ihnen standen nur rund 110 rechtsextreme Demonstranten gegenüber, sagte ein Polizeisprecher.

Die Polizei verhinderte mit einem Großaufgebot ein Zusammentreffen der beiden Gruppen. Einige der Gegendemonstranten lieferte sich Rangeleien mit der Polizei und feuerten Raketen auf die NPD-Aktivisten ab. Es flogen Flaschen, Farbbeutel und andere Gegenstände auf Polizeibeamte. Verletzt wurde niemand. Die Polizei räumte vorsorglich einen Park in der Innenstadt. Gegen 68 Gegendemonstranten wurde ein Platzverweis ausgesprochen. Festnahmen habe es nicht gegeben.

NPD-Kundgebung von Öffentlichkeit abgeschirmt

Die NPD versammelte sich vor dem Hauptbahnhof und hielt dort eine Kundgebung ab - isoliert von der Öffentlichkeit. Nach Angaben der Stadt war es das erste Treffen der NPD in Freiburg seit 34 Jahren. Das Rathaus und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hatten zu der Gegenkundgebung und einem Demonstrationszug aufgerufen.

Die Stadt hatte in den vergangenen Wochen vergeblich versucht, den NPD-Aufmarsch juristisch zu verhindern. Die Veranstaltung der Rechtsextremen war schließlich unter strengen Auflagen genehmigt worden. So war das Tragen von Springerstiefeln und Bomberjacken verboten. Gegen den mehrfach vorbestraften Rechtsextremen Friedhelm Busse wurde ein Redeverbot verhängt.

"Demokratie hat gesiegt"

Der Freiburger Oberbürgermeister Dieter Salomon (Grüne) wertete die Aktionen gegen die NPD als vollen Erfolg. "Die Demokratie hat gesiegt", sagte Salomon. Es sei klar geworden, dass eine politische Auseinandersetzung mit der NPD nötig sei. "Offenheit und Liberalität sind ein hohes Gut, um das wir jeden Tag kämpfen müssen", sagte der Oberbürgermeister. "Verharmlosen und Wegschauen sind keine Rezepte gegen Neonazis."

"Der Protest in Freiburg ist der Beweis für eine moderne und lebendige Demokratie", betonte der DGB-Landesvorsitzende Rainer Bliesener. Der Tübinger Literaturwissenschaftler Walter Jens rief die Teilnehmer der Gegendemonstration zu mehr Zivilcourage auf.

Fußball-Trainer Finke: Rote Karte für die Rechten

Auch der Trainer des Fußballclubs SC Freiburg, Volker Finke, stellte sich gegen die NPD. "Man muss der NPD und dem Rechtspopulismus insgesamt die Rote Karte zeigen", sagte Finke. Der Profifußball sei ein gutes Beispiel dafür, dass verschiedene Nationen gemeinsam am Ball bleiben könnten und dass alle Beteiligten dadurch profitierten.

Bei dem Aktionstag unter dem Motto "Freiburg steht auf" gab es auch Konzerte, Ausstellungen, Spiel- und Malaktionen sowie einen Motorradcorso. Mehr als 150 Künstler traten bei einem Open-Air-Festival ohne Gage auf, darunter die Gruppen "Fury In The Slaughterhouse", "Söhne Mannheims" sowie der Rapper Thomas D. von den "Fantastischen Vier".

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