
Auftritt des AfD-Vize Herr Gauland, Sie sind rechtsradikal

AfD-Vize Gauland in Elsterwerda
Foto: Youtube/ AFD-Television 2Alexander Gauland hat in den vergangenen Tagen keine Gelegenheit ausgelassen, sich von Rechtsradikalismus zu distanzieren. "Nein, ich bin natürlich kein Rassist", sagt er im Interview mit dem SPIEGEL. "Mit irgendwelchen rechten Gruppen haben wir gar nichts am Hut", spricht er ins Mikro der "heute"-Nachrichten.
Einzig: Es stimmt nicht.
Auch in Elsterwerda ruft Gauland am Donnerstagabend seinen Zuhörern zu: "Lasst euch nicht einreden von den Medien, das seien völkische Positionen." Da hat er gerade fast 20 Minuten die "Politik der menschlichen Überflutung" kritisiert, vor dem "Versuch, das Deutsche auszulöschen" gewarnt und an seine Zuhörer appelliert, "das Erbe der Väter und Vorväter zu bewahren, in diesem Lande zusammenzustehen in dem Sinne, wie es auf diesem Plakat steht".
Das Plakat, auf das Gauland zeigt, zitiert eine bei Neonazis beliebte Parole: "Heute sind wir tolerant und morgen fremd im eigenen Land." Die Neonazi-Band "Gigi & Die Braunen Stadtmusikanten" - eine der krassesten der Szene - grölt die Zeile in ihrem Song "Tolerant und geisteskrank". Man könnte Gauland zugutehalten, dass er dieses Lied vielleicht nicht kennt. Dass die NPD den Slogan allerdings nutzte, um gegen Flüchtlinge Stimmung zu machen, ist bekannt. Damit nimmt Gauland mindestens billigend in Kauf, mit Rechtsradikalen in eine Ecke gestellt zu werden.
Es ist nicht das erste Mal, dass Gauland sich in seinen Reden bei Rechten oder Rechtsradikalen bedient. Im Januar sagte er, es sei "Sache der Polen, zu entscheiden, wie viele Flüchtlinge sie in ihrem Volkskörper haben wollen". Der Begriff "Volkskörper" gilt als historisch belastet und wird in Deutschland vor allem in rechtsradikalen Kreisen benutzt.
Dazu passt auch die Volks-Thematik, der sich Gauland in Elsterwerda ausführlich widmet. Dahinter steht das rassistische Konzept, dass Völker oder Volksgruppen ethnisch beziehungsweise kulturell homogen und ihre Homogenität und Existenz zu sichern seien. Die Neue Rechte argumentiert auch häufig mit dem Ethnopluralismus, wonach jedes Volk "seinen Platz", also zum Beispiel sein Land, hat.
Dass Gauland am Ende seiner Rede behauptet, seine Argumentation sei nicht völkisch, ist vor diesem Hintergrund eine Farce.
Ja, der Begriff des Volks kann vielfältig ausgelegt werden. Bei Gaulands Auftritt in Brandenburg wird jedoch sehr deutlich, was er unter Deutschsein und Volk versteht: "Wir sind weltoffen, wir sind tolerant, wir sind nicht gegen Fremde. Aber es ist unser Land, es ist unser Volk, und es ist nicht das Volk von Fremden." Ein Deutscher müsse keine deutsche Mutter haben - aber er müsse sich "an uns anpassen, an unsere Sprache, an unsere Leitkultur".
Und diese Fähigkeit spricht er einigen Menschen ab, konkret nennt er "junge, ungebildete Muslime" aus dem Nahen Osten. Es sei "absurd zu glauben, dass diese Menschen sich hier einfach integrieren lassen", sagt Gauland und konstruiert ein Bedrohungsszenario, gegen das es sich zu schützen gelte: "Wir müssen mit allen Mitteln dagegen stehen und dagegen kämpfen."
Das ist nicht "bloß" rechtspopulistisch. Das ist rechtsradikal.
In schriftlichen Interviews mag Gauland das Gesagte im Nachhinein ändern und so geschickt verpacken können, dass man es im Zweifel für ihn auslegen könnte. Mit Auftritten wie dem in Elsterwerda aber entlarvt er sich und seine rassistische, völkische, radikale Einstellung. Das muss gemäßigte Wähler abschrecken und sollte allen, die die AfD unterstützen, mehr als eine Warnung sein.
Teile der AfD mögen rechtspopulistisch sein, andere sind klar rechtsradikal. Solange man die Partei jedoch als Ganzes rechtspopulistisch nennt, verharmlost man die Gefahr, die von ihr ausgeht. Dabei geht es nicht darum, die AfD zu dämonisieren. Aber was rassistisch oder rechtsradikal ist, muss auch so benannt werden.
Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.