Altersversorgung "Die Riester-Rente lohnt sich für jeden"
SPIEGEL ONLINE: Zwei ARD-Fernsehberichte haben in den vergangenen Tagen für Aufregung gesorgt. Sie behaupten, für Geringverdiener lohne sich die Riester-Rente nicht, weil das Angesparte im Alter von der staatlichen Grundsicherung abgezogen werde. Stimmt das?
Riester: Diese Behauptung macht mich wütend, denn sie sendet eine fatale Botschaft. Damit werden Millionen Menschen verunsichert. Die Riester-Rente lohnt sich für jeden. Man kann schließlich vorher nicht wissen, ob man im Alter von der Grundsicherung, der früheren Sozialhilfe, leben muss. Wer es in jungen Jahren verpasst, sich die hohen staatlichen Zuschüsse für die Riester-Rente zu sichern, kann dies nicht mit 50 oder 55 Jahren nachholen.
SPIEGEL ONLINE: Aber es bleibt ein Risiko.
Riester: Wenn jemand in fortgeschrittenem Alter erkennen sollte, dass er nach der Pensionierung ganz sicher auf die Grundsicherung von 660 Euro im Monat angewiesen ist, dann macht es ökonomisch keinen Sinn, eine Riester-Rente abzuschließen. Aber das ist bei der überwiegenden Mehrheit der Menschen nicht der Fall.
SPIEGEL ONLINE: Beim Abschluss einer Riester-Rente wird immer der Eindruck erweckt, es handele sich um ein zusätzliches Einkommen im Alter. Von der Ausnahme mit der Grundsicherung ist keine Rede. Müsste man das den Leuten beim Abschluss vielleicht deutlicher sagen?
Riester: Ich bin sehr für Aufklärung, es darf nichts verschwiegen werden. Offensichtlich ist dieser Zusammenhang vielen Leuten nicht klar. Aber es war immer das Prinzip des Gesetzgebers, dass erst Eigenmittel eingesetzt werden müssen, bevor die Sozialhilfe greift. Ich bin überrascht, dass einige Experten nun so tun, als hätten sie das nicht gewusst. Walter Hirrlinger vom VdK etwa sollte die Gesetze kennen, sein Verband war bei den Anhörungen dabei.
SPIEGEL ONLINE: Nun gibt es erste Forderungen, die Riester-Rente bei der Grundsicherung nicht vollständig anzurechnen. Was halten Sie davon?
Riester: Das Gesetz ist richtig, wie es ist. Mich überrascht, wie schnell da jetzt Gelder verteilt werden, die nicht die Abgeordneten zu erbringen haben, sondern die Steuerzahler. Es ist doch so: Wenn man sich dafür entscheidet, eigenes Sparvermögen bei Bedürftigen außen vor zu lassen, dann bedeutet das erhebliche zusätzliche Steuerzuschüsse. Um diese Wahrheit drücken sich diejenigen, die jetzt populistische Vorschläge machen.
SPIEGEL ONLINE: Sie sind dagegen, zusätzliche Steuern bereitzustellen?
Riester: Wenn wir zu einem allgemeinen Konsens kommen, dass die Grundsicherung eigene Sparbeträge nicht mehr berücksichtigen darf, stelle ich mich nicht dagegen. Aber wir müssen der Allgemeinheit ganz klar sagen, was das kostet. Da kommen schnell Milliardenbeträge auf zukünftige Steuerzahler zu.
Die Fragen stellte Carsten Volkery