Kanzlerin als Vertretungslehrerin "Frau Merkel hat ganz schön kleine Füße"
Berlin - Angela Merkel will sich im Wahlkampf von ihrer unbekannten Seite zeigen. Anfang Mai plauderte sie bei der Zeitschrift "Brigitte" über Männeraugen und ihr Schlafbedürfnis, wenige Tage später bei einem Kinoabend über ihre Erfahrungen als Bardame. Dem Magazin "Neon" verriet sie gerade erst, dass sie als Jugendliche die alkoholische Wirkung von Kirschwein schwer unterschätzt habe. Und in ihrem Wahlkampf-Flyer spricht Merkel sogar über die Streuselkuchenvorlieben ihres Mannes Joachim Sauer.
Am Dienstag übte sich die Kanzlerin als Vertretungslehrerin. Am 52. Jahrestag des Mauerbaus gab Merkel am Berliner Schliemann-Gymnasium in der 12. Klasse eine Geschichtsstunde.
"Ich habe mich mal ein bisschen geschichtlich sattelfest gemacht", sagte sie vor ihrem ersten öffentlichen Auftritt nach ihrem Wanderurlaub in Südtirol. 1961 - im Jahr des Mauerbaus - sei sie selbst schließlich gerade erst eingeschult worden. Und eine richtige Unterrichtsstunde habe sie, die eigentlich mal Russischlehrerin werden wollte, noch nie gehalten.

Vertretungsstunde: Geschichte bei Frau Merkel
Die 18-jährige Schülerin Johanna Kramer berichtete dem Jugendmagazin "Spiesser" anschließend, Geschichte bei Merkel sei "überraschend gut", aber auch "nicht so lehrreich" gewesen. Die Zeitschrift hatte die Vertretungsstunde in Berlin organisiert. "Frau Merkel hat ganz schön kleine Füße!", twitterte das Blatt nach dem Pausengong.
Schülerin Judith Hartmann zeigte sich "ziemlich überrascht, dass sie so lustig und offen ist". Vor dem Schulgelände hatten sich allerdings auch ein paar Unzufriedene versammelt: "Geld für Bildung statt für Wahlkampf" stand auf ihrem Transparent.