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Merkels Karriere in Fotos: Stationen einer Kanzlerin

Foto: Daniel Biskup/ www.salzundsilber.de

Fotoserie zu Merkels 65. Geburtstag "Die Leute denken immer: Die schaut so mürrisch"

Am Anfang war sie die unscheinbare Frau am Bildrand: Der Fotograf Daniel Biskup hat Angela Merkel seit 1990 begleitet. Im Interview erzählt er, warum sie ihm trotzdem erst viel später auffiel - und wie wichtig ihr Lächeln ist.

Heute vor 65 Jahren - am 17. Juli 1954 - wurde Angela Merkel in Hamburg geboren. Sie war CDU-Chefin von 2000 bis 2018, sie ist Kanzlerin seit 2005 - und hat die deutsche Politik damit so geprägt, dass sich sowohl ihre Anhänger als auch ihre Gegner kaum noch an eine Zeit ohne Merkel erinnern können.

Dabei stand sie am Anfang ihrer Karriere eher am Rand der Betrachtung. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE erinnert sich der Fotograf Daniel Biskup, wie Merkel von der Frau am Bildrand in den Wendejahren ab 1990 langsam - und fast unbemerkt - in den Fokus seiner Aufnahmen gerückt ist. Im August erscheint Biskups Bildband "Angela Merkel - 1990 bis 2019".

SPIEGEL ONLINE: Herr Biskup, Sie haben Angela Merkel 1990 das erste Mal fotografiert, da hatte sie gerade eine Blitzkarriere beim Demokratischen Aufbruch gemacht. Aber auf den Bildern steht sie eher am Rand. Ist sie Ihnen da überhaupt schon aufgefallen?

Biskup: Ehrlich gesagt: nein. 1990 lag mein Fokus eher auf Helmut Kohl, auf dem gesamten Wiedervereinigungs- und Transformationsprozess. Bewusst wahrgenommen habe ich sie tatsächlich erst 1994, bei einer Fotoaufnahme zusammen mit Claudia Nolte, die damals ihre Nachfolgerin als Familienministerin wurde. Bis vor ein paar Jahren wusste ich nicht mehr, dass ich Angela Merkel auch schon Anfang der Neunzigerjahre fotografiert hatte. Ich konnte mich nur an Leute erinnern, die damals in der der ersten Reihe standen, Lothar de Maizière oder Rainer Eppelmann zum Beispiel. Die Merkel-Fotos sind mir erst aufgefallen, als ich meine Bilder aus der Zeit der Wiedervereinigung und danach für meine Buchprojekte durchgegangen bin. Da war beispielsweise 1992 eine Demo gegen Ausländerfeindlichkeit. Da war sie die einzige Ministerin, die jeweils in der direkten Nähe zum damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und zu Kanzler Kohl stand.

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Merkels Karriere in Fotos: Stationen einer Kanzlerin

Foto: Daniel Biskup/ www.salzundsilber.de

SPIEGEL ONLINE: Wenn man alte Bilder von Angela Merkel sieht, dann sticht ins Auge, wie sehr sie sich verändert hat. In welcher Periode haben Sie die stärkste Veränderung bei ihr festgestellt?

Biskup: In 29 Jahren verändert sich ja jeder. Wir können Bilder von uns selbst nehmen, und dann werden wir ganz erstaunt die größten Veränderungen feststellen. Besonders ist aber bei Merkel die Zeit zwischen den Jahren 2000 und 2006. Sie ist da praktisch eine andere Persönlichkeit geworden. Man sieht: Diese sechs Jahre, in der ersten Reihe der CDU und dann im Kanzleramt, haben Merkel sehr verändert. Wenn man hingegen Bilder von 2008 und heute vergleicht: Natürlich hat sie ein paar Falten mehr, aber das war es eigentlich auch schon.

SPIEGEL ONLINE: Merkel wirkt auf vielen Aufnahmen gelöster und offener, als man sie sonst in Erinnerung hat.

Zur Person
Foto: Simon Annand

Daniel Biskup, Jahrgang 1962, gelernter Postbote, ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Fotojournalisten. Im Zuge der Wende 1989/90 erlebte er seinen Durchbruch als Fotograf und hat Prominente aus aller Welt abgelichtet. Biskup lebt mit seiner Familie in Augsburg und Berlin.Sein Bildband "Angela Merkel - 1990 bis 2019" erscheint im Verlag Salz und Silber .

Biskup: Ich finde, dass sie auf Porträts von 2017 genauso offen wirkt wie auf den Anfangsfotos. Es gibt Aufnahmen, die zeigen, dass sie fast schon ein bisschen spielt mit der Kamera.

SPIEGEL ONLINE: Haben Sie als Fotograf eine besondere Herangehensweise - oder wählen Medien inzwischen vor allem Fotos aus, auf denen sie als Kanzlerin staatstragend wirkt?

Biskup: Es liegt sicher auch an der Herangehensweise. Aber dieses Leichte ist auch heute in ihr drin. Das ist auch immer ein Teil ihres politischen Erfolgs gewesen: Merkel kann so sein. Die Leute denken immer: Die schaut so mürrisch. Aber sie kann die Leute eben auch mit ihrem Lächeln für sich gewinnen.

SPIEGEL ONLINE: Wie nehmen Sie die Kanzlerin bei Fototerminen wahr?

Biskup: Sie ist immer sehr fokussiert, kommt direkt auf den Punkt. Es gibt zwar ein paar Minuten zum Warmwerden, aber dann ist sie sehr konzentriert, weil ihre Zeit begrenzt ist. Eine Stunde ist eine Stunde, vielleicht eine Minute länger, aber dann ist Schluss. Viele Leute sagen mir beim Durchschauen der Bilder: Oh, das macht ihr aber Spaß! Ich glaube aber nicht, dass ihr das Spaß macht. Sie ist einfach professionell. Sie würde niemals eine Sekunde länger als nötig für ein Bild investieren.

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Fotograf Daniel Biskup: Die unsichtbare Ost-West-Grenze

Foto: Daniel Biskup/ Salz und Silber

SPIEGEL ONLINE: Welches Foto ist Ihnen am meisten im Kopf geblieben?

Biskup: Da ist dieses verschmitzte Lächeln 1990. Das finde ich sehr bezeichnend. Sie ist da gerade einmal vier Monate in der Politik, aber sie sitzt schon ganz vorne. Das kann man nur schaffen, wenn man Leute für sich gewinnen kann. Dieses Lächeln zeigt schon einiges. Dann gibt es da eine Aufnahme bei einem Wahlkampfauftritt 2001 mit Helmut Kohl in Berlin: Kohl ist auf einer Videowand hinter ihr zu sehen. Angela Merkel schaut ganz selbstbewusst, und sie weiß: Sie ist diejenige, die diese Partei aus dieser Lage rausbringen kann - und sie tut es dann ja auch.

Im Video: Die Verwandlung - Merkels Weg nach oben (SPIEGEL TV 2005)

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