Gemeinsamer Auftritt mit Kramp-Karrenbauer Merz versucht, die Harmoniekarte zu spielen

Friedrich Merz, Annegret Kramp-Karrenbauer und "RP"-Chefredakteur Michael Bröcker
Foto: Henning Kaiser/ DPAEs hätte ein Abend ganz in ihrem Sinne werden können. Die Menüfolge war auf ihre Initialen abgestimmt - von der Vorspeise (Avocado, Kastenbrot, Krabben) über den Hauptgang (Apfel, Karotte, Kalbstafelspitz) bis zum Dessert (Ananas, Kokos, Kalamansi). Die Tischdekoration ebenfalls - Pflanzen in ihren Buchstaben, der Kaktus als Krönung.
Einen idealen Gesprächseinstieg bot dieses Ambiente beim 81. Düsseldorfer Ständetreff im Museum K21, wohin die "Rheinische Post" ("RP") am Montagabend geladen hatte. Etwa 550 Vertreter aus Wirtschaft, Kultur und Politik waren gekommen. Darunter auch Friedrich Merz, der ewige Rivale, der am Ende für ein paar Minuten mit auf die Bühne kam, sich harmonisch und konziliant zeigte und dann doch den eigentlichen Gast in den Schatten stellte. Das Applausometer jedenfalls hätte eindeutig für ihn ausgeschlagen.
Es wurde sehr persönlich
Nein, sagte AKK auf eine Frage von "RP"-Chefredakteur Michael Bröcker, als alle noch auf sie blickten, sie habe nichts gegen das Kürzel, schließlich sei das ja auch ihr Twitter-Name. Und, nein, auch keine negativen Gefühle gegenüber dem Kaktus: Als sie ihren Mann kennenlernte, habe der ihr zu Anfang seine Kakteensammlung gezeigt.
Es wurde also sehr persönlich an diesem Abend. Eine Bildergalerie zeigte Annegret Kramp-Karrenbauer mit ihrem Vater, zu dem sie eine enge Bindung hatte, bevor er starb, als sie 21 Jahre alt war. Ihr Kommunionsfoto, ihr Hochzeitsfoto, ein Bild mit ihren zwei Söhnen und ihrer Tochter.
Nein, sagte AKK, über den Blogger Rezo und die missglückte Antwort der CDU darauf habe sie nicht ausführlich mit ihren Kindern geredet. Aber in der Partei müsse sich natürlich etwas ändern, sie habe daher viel umgebaut und die Arbeitswege verbessert. Am Montag war bekannt geworden, dass AKK nicht ihren langjährigen Vertrauten Nico Lange zum Bundesgeschäftsführer gemacht hatte, sondern Stefan Hennewig, einen langjährigen Mitarbeiter im Konrad-Adenauer-Haus. Langes Rolle allerdings wurde massiv aufgewertet.
Auch ihren Machtanspruch machte AKK an diesem Abend nochmals klar, wenngleich nur indirekt. Auf lange Sicht müsse das Amt des Parteivorsitzenden wieder mit dem Mandat - etwa als Kanzlerin - zusammengeführt werden, sagte AKK, so sei man in der Vergangenheit gut gefahren. Sie wandte sich zugleich gegen die Idee einer Doppelspitze in der Union.

Kramp-Karrenbauer und Merkel: Die Aufteilung auf eine Politikerin als Kanzlerin und eine andere Politikerin als Parteichefin sei "für die CDU ja wirklich auch ein Experiment, das fordert uns alle", so AKK.
Foto: HAYOUNG JEON/EPA-EFE/REXDer Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke bestimmte schließlich die Diskussion und die Frage, wie es die CDU mit der AfD halte. Es war die Stunde der starken Sätze für AKK. Die Vorstellung, die CDU würde mit der AfD koalieren, werde sie "mit Walter Lübcke vor Augen" nie mit sich vereinbaren können, sagte AKK. "Die Vertreter der AfD haben mit dem Rechtsstaat nichts am Hut." Sie kündigte an, jede Abweichung des entsprechenden Parteitagsbeschlusses vom vergangenen Jahr von den Justiziaren der Partei überprüfen zu lassen. Zugleich warnte sie davor, Polizeibeamte und Soldaten unter Generalverdacht zu stellen, selbst wenn einige aus Frust über ihre Arbeitsbedingungen AfD wählten. Die Politik müsse notfalls mehr Richter und Staatsanwälte einstellen, sagte AKK, um diesen Frust wieder einzufangen.
Man hätte es als kleinen Seitenhieb gegen Friedrich Merz ansehen können, der in der "Bild am Sonntag" zu Protokoll gegeben hatte: "Wir verlieren offenbar Teile der Bundeswehr an die AfD. Wir verlieren Teile der Bundespolizei an die AfD." Doch Merz sagte nach der Veranstaltung, er sehe das genauso wie AKK.
„Ich habe @akk nie unterschätzt. Nie“ — @_FriedrichMerz ist heute Abend weiterer Gast beim #Ständehaustreff. Die Frage der Gremienarbeit sei vor allem eine Medienfrage gewesen. pic.twitter.com/to1iVTVNA2
— Rheinische Post (@rponline) June 24, 2019
Ohnehin versuchte Merz, die Harmoniekarte zu spielen. Er unterstütze die CDU, er unterstütze AKK, nicht mehr, nicht weniger. Nach dem Abstimmungsverlust beim Parteitag habe nun der Beruf wieder höchste Priorität, sagte Merz und überraschte das Publikum mit dem Satz: "Ich bin kein Politiker." Um gleich darauf das Gegenteil unter Beweis zu stellen, als er die Grünen als "Ein-Themen-Partei" brandmarkte und meinte: "Die handelnden Personen sind für dieses Thema gut. Aber ob das alles allein auch reicht, um in einen Bundestagswahlkampf zu gehen, da habe ich erhebliche Zweifel."
Am Ende war es ein kurzes Heimspiel für Merz. Und ein Höflichkeitsbesuch für AKK. Die Parteivorsitzende blieb noch eine ganze Weile. Merz aber schüttelte ein paar Hände, dann nahm er seine Dankesblumen und verschwand. Er ist ja kein Politiker mehr.