Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel hat weitere Sanktionen gegen ihren Fraktionskollegen Martin Hohmann abgelehnt. Ihr Stellvertreter Jürgen Rüttgers sieht das anders: Er sprach sich für einen "klaren Schnitt" aus.
Berlin - Merkel sagte am Mittwochabend im ZDF, die CDU-Spitze habe mit der Rüge gegen Hohmann keinen Zweifel daran gelassen, dass Denkungsweisen wie die des Abgeordneten nicht geduldet würden. "Wir haben hart gehandelt und Konsequenzen bei einer Wiederholung angekündigt."
Anders als Merkel vertrat ihr Stellvertreter im Parteivorsitz, Jürgen Rüttgers, die Ansicht, wer im Zusammenhang mit Juden den Begriff "Tätervolk" verwende, habe in der CDU nichts zu suchen. Er habe sich deshalb im Bundesvorstand für einen klaren Schnitt ausgesprochen, sagte der nordrhein-westfälische CDU-Chef in Düsseldorf. Der Europaabgeordnete und Chef des mitgliederstärksten CDU-Bezirks Ostwestfalen-Lippe, Elmar Brok, forderte in der "Bild"-Zeitung ebenfalls einen Parteiausschluss: "Leute wie Herr Hohmann haben keinen Platz in unserer Partei - sie bedienen alte, antisemitische Vorurteile."Der neue EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, verlangt den Ausschluss Hohmann aus der Unions-Fraktion. "Es wird von Tag zu Tag deutlicher, dass die Konsequenz aus dem, was Herr Hohmann gesagt und getan hat, klarer werden muss", sagte Huber am Donnerstag im Deutschlandfunk. Der Landesbischof von Berlin und Brandenburg fügte hinzu: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es auf Dauer möglich ist, dass jemand der so etwas sagt, in der Bundestagsfraktion einer großen Partei bleibt."
Hohmann steht wegen einer antisemitischen Rede seit Tagen in der Kritik. Er hatte in einer Ansprache zum Tag der deutschen Einheit in einem historischen Exkurs die Frage nach einer "Täterschaft" von Juden in der neueren Geschichte aufgeworfen. Im Kontext mit der russischen Revolution von 1917 brachte er "die Juden" in Zusammenhang mit dem Begriff "Tätervolk".
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