Historiker und Publizist Arnulf Baring mit 86 Jahren gestorben

Arnulf Baring analysierte die Anfänge der Bundesrepublik und ihre Entwicklung - und sorgte mit seinen Thesen in Talkshows für Diskussionen. Nun ist der Politikwissenschaftler gestorben.
Arnulf Baring (Archivbild von 2011)

Arnulf Baring (Archivbild von 2011)

Foto: Karlheinz Schindler/ dpa

Der Historiker und Publizist Arnulf Baring ist tot. Er sei am Samstagnachmittag mit 86 Jahren im Kreise seiner Familie in Berlin gestorben, sagte seine Ehefrau Gabriele Baring der Nachrichtenagentur dpa. Zuerst hatte die "Welt" darüber berichtet.

Als Wissenschaftler hatte sich der 1932 in Dresden geborene Politologe und Historiker früh Respekt erworben: Kritiker lobten seine Werke "Im Anfang war Adenauer" (1969) und "Machtwechsel: Die Ära Brandt-Scheel" (1982) als gründliche Analysen.

1969 war Baring zum ordentlichen Professor an der FU Berlin berufen worden, wo er die kommenden fast 30 Jahre forschte und lehrte. Er sorgte mit seinen Thesen, Essays und Talkshow-Auftritten immer wieder für Diskussionen: So verteidigte er 2010 das umstrittene Buch des Ex-Bundesbankvorstands Thilo Sarrazin "Deutschland schafft sich ab". 2002 kritisierte er das "erstarrte Parteiensystem" und rief in einem Zeitungsartikel zum Steuerboykott auf.

"Eigentlich halte ich mich für ein Lamm", sagte Baring der dpa vor einigen Jahren. "Aber irgendwie kommt es dann doch oft anders. Ich bin selbst immer wieder überrascht." 1983 wurde er trotz langjähriger Mitgliedschaft aus der SPD ausgeschlossen, weil er im Wahlkampf den FDP-Politiker Hans-Dietrich Genscher unterstützt hatte.

Das größte Glück seines Lebens seien seine vier Kinder und seine Enkel, hatte der Träger des deutschen Verdienstkreuzes der dpa zu seinem 80. Geburtstag gesagt.

Mehr zum Thema: Interview mit Arnulf Baring zu Großen Koalitionen

kko/dpa
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