Integration
Lange Asylverfahren blockieren Arbeitssuche
Bis zu 18 Monate müssen manche Asylbewerber auf die Anerkennung ihres Antrags in Deutschland warten. In dieser Zeit bleibt ihnen der Zugang zum Jobmarkt laut einer Studie praktisch verwehrt - weil Arbeitgeber das Risiko scheuen.
Die lange Ungewissheit beim Asylverfahren verhindert die schnelle Eingliederung von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Das ist das Ergebnis einer Studie der Bertelsmann-Stiftung. Zwar habe die Bundesregierung die Residenzpflicht und das Arbeitsverbot für Asylbewerber auf drei Monate verkürzt. Während der Wartezeit auf die Bewilligung aber bleibe der Weg in den Job versperrt, Arbeitgebern sei die Unsicherheit zu hoch.
Im Schnitt dauert das Verfahren beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) 7,1 Monate. Eritreer mit einer hohen Quote bei der Anerkennung aber warten schon im dritten Quartal 2014 im Durchschnitt 10,1 Monate, Afghanen 16,5 Monate und Menschen aus Pakistan sogar 17,6 Monate.
Dabei befürworteten laut der Studie 84 Prozent der Deutschen eine schnellere Aufnahme von Asylbewerbern in den Arbeitsmarkt. Bei derselben von TNS Emnid erstellten Umfrage äußerten 40 Prozent der Befragten allerdings die Meinung, dass Deutschland bereits jetzt an seine Belastungsgrenze bei der Aufnahme von Flüchtlingen stoße. Nach Informationen des SPIEGEL bewilligte die Bundesrepublik von Januar bis März 2015 jeden zweiten Asylantrag (mehr dazu lesen Sie hier im neuen SPIEGEL).
Die Studie empfiehlt der Politik zahlreiche Maßnahmen, um die Integration zu beschleunigen. Mit Vorrang müsse der Bearbeitungsstau bei den Asylverfahren abgeschafft werden.
Größere Eile, bessere Entscheidungen
Jörg Dräger aus dem Vorstand der Bertelsmann-Stiftung begrüßte zwar die Ankündigung, dass das zuständige Bundesamt 2000 zusätzliche Stellen bekomme. Neben dem Tempo müsse aber auch die Qualität der Entscheidungen verbessert werden, so seine Forderung. 13 Prozent der Asylbescheide würden von Gerichten korrigiert.
Bereits während der Wartezeit sollten die Asylbewerber Deutsch lernen können, laut Studie ist das aber bislang nur in fünf Bundesländern möglich. Zusätzlich sollten Ausbildungsstand, Arbeitserfahrung und Berufsperspektiven erfasst und an die Bundesanstalt für Arbeit weitergereicht werden. So könne, so die Studie, spätestens nach drei Monaten die aktive Arbeitsvermittlung starten.