Asylpolitik Bayern baut Zeltstädte für Flüchtlinge

Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in Zirndorf: Zeltlager geplant
Foto: Daniel Karmann/ picture alliance / dpaMünchen - Am vergangenen Montag war die "letzte Reserve" überfüllt. In der Erstaufnahmestelle für Asylbewerber in der Münchner Bayernkaserne zwängte man hundert neu angekommene Flüchtlinge in eine alte Fahrzeughalle der Bundeswehr. Die Kaserne selbst ist mit etwa 1600 Flüchtlingen längst überbelegt. Kurz darauf erklärte die Stadt München die Erstaufnahme für nicht mehr aufnahmefähig und ließ sie schließen.
Auch andere Unterkünfte in einem Containerdorf im Münchner Osten und in verschiedenen Hotelzimmern sind seit vergangenem Wochenende heillos überfüllt. Seit ein paar Tagen dürfen keine Flüchtlinge mehr auf die Stadt München verteilt werden. Trotzdem kommen immer neue Asylsuchende. Am Donnerstag waren es 200, Freitag 150, am Wochenende werden nochmals rund 200 Menschen erwartet, vor allem aus Syrien, dem Irak und Schwarzafrika.
"Die Zahlen explodieren", sagte die bayerische Sozialministerin Emilia Müller. "Der Zustrom übersteigt all das, was wir an Prognosen haben."
Am Freitag wurde schließlich klar: Es gibt keine Alternativen zu Zeltstädten. Am Samstag schon werden in der Bayernkaserne die ersten Zelte stehen. "Vorübergehend", wie es heißt, was bedeutet: längstens bis es im Herbst so kalt wird, dass niemand mehr im Zelt nächtigen kann.
Bisher hatte sich Bayern vehement gegen die Zeltlösung gewehrt. So weit werde es nicht kommen, man suche nach Alternativen. Was die bayerische Staatsregierung fürchtet, sind Bilder wie aus einem Flüchtlingslager in Krisenländern, die um die Welt gehen.
Zweites Zeltlager in Zirndorf geplant
Nicht nur in München, auch bei der Erstaufnahmestelle Zirndorf wird wohl eine Zeltstadt entstehen. Das Technische Hilfswerk und das Rote Kreuz bereiten den Aufbau und die Ausstattung der Zelte vor. Die Behörden hoffen, dass sich die Lage in den Wochen danach entspannt und die Flüchtlinge auf dezentrale Einrichtungen in ganz Bayern verteilt werden können.
Herden warnt jedoch, dass erfahrungsgemäß gegen Ende des Sommers die Flüchtlingsströme noch einmal richtig anschwellen. Bis Ende des Jahres werden noch einmal rund 22.000 Menschen in Bayern erwartet, 8000 Neuankömmlinge waren es bis Ende Mai.
Wenn es dann kalt wird, wird die Not an Unterkünften immer größer. Wie dieser Engpass behoben werden kann, weiß momentan noch niemand. Ministerin Müller musste sich heute mit dem Ausweichen auf Zeltstädte arrangieren. "Mir persönlich ist wichtig, dass jeder, der ankommt, ein Dach über dem Kopf bekommt", sagte sie am Nachmittag.