Asylrecht Deutschland schiebt so viele Menschen ab wie seit Jahren nicht

Abschiebung per Flugzeug (am Baden-Airport in Rheinmünster): Die meisten Fälle betrafen im vergangenen Jahr serbische Staatsbürger
Foto: Daniel Maurer/ dpaBerlin - In der Bundesrepublik sind im vergangenen Jahr insgesamt 10.884 Menschen abgeschoben worden. Das sind so viele wie seit 2006 nicht mehr. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor.
Die Zahl der Abschiebungen sei nach Jahren des Rückgangs 2014 das zweite Mal in Folge gestiegen, heißt es in der Antwort der Regierung, über welche die "Neue Osnabrücker Zeitung" berichtet . Höher war die Quote zuletzt 2006 - damals wurden 13.894 Menschen abgeschoben. 2013 war erstmals wieder die 10.000er-Marke überschritten worden (10.198 Abschiebungen).
Die meisten Abschiebungen betrafen im vergangenen Jahr serbische Staatsbürger, wie aus dem Dokument der Bundesregierung hervorgeht:
- Insgesamt wurden 2177 Serben abgeschoben.
- Es folgten Mazedonier mit 807 Abschiebungen
- und Kosovaren (789 Fälle).
Die Zahl der Asylbewerber steigt seit Langem. 2014 suchten in Deutschland so viele Flüchtlinge Schutz wie seit Anfang der Neunzigerjahre nicht mehr. Insgesamt wurden 202.834 Asylanträge gestellt, rund 60 Prozent mehr als im Vorjahr.
Und die Zahl dürfte weiter steigen: Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge rechnet damit, dass in diesem Jahr noch einmal 50 Prozent mehr Asylbewerber nach Deutschland kommen. Die Behörde prognostiziere einen Anstieg auf mindestens 250.000 Erstanträge und weitere 50.000 Folgeanträge, meldet die "Bild"-Zeitung.
Viele Deutsche sind gegen Einwanderung
Als Erklärung für die Entwicklung nennt das Bundesamt in seiner Prognose mit dem Titel "Voraussichtliche Entwicklung der Zugänge von Asylbegehrenden" unter anderem die Bürgerkriege in Syrien und im Irak sowie den Ukraine-Konflikt. Deshalb seien "deutliche Steigerungsraten" für das laufende Jahr zu erwarten. Zuletzt waren aber auch viele Menschen aus dem Kosovo nach Deutschland gekommen.
Derzeit leben in der Bundesrepublik mehr als 100.000 Geduldete - also Menschen, deren Asylantrag keinen Erfolg hatte, die aus verschiedenen Gründen aber nicht abgeschoben werden. Die Regierung will ihnen mehr Chancen auf ein sicheres Bleiberecht geben, wenn sie seit mehreren Jahren hier leben, ausreichende Deutschkenntnisse haben und ihren Lebensunterhalt überwiegend selbst sichern können. Gleichzeitig sind aber auch zahlreiche Verschärfungen im Aufenthaltsrecht vorgesehen.
Eine neue Umfrage beleuchtet die Meinung der Deutschen zum Thema Zuwanderung. Demnach lehnen fast zwei Drittel der Bundesbürger eine Einwanderung von Menschen aus Nicht-EU-Ländern ab. Das geht aus der nationalen Auswertung des jüngsten "Eurobarometers" im Auftrag der EU-Kommission hervor, aus welcher die Deutsche Presse-Agentur zitiert.
Demnach sind die Bundesbürger mit ihrer Haltung (61 Prozent dagegen) etwas kritischer als der Durchschnitt aller befragten Europäer, von denen 57 Prozent Einwanderer aus Nicht-EU-Ländern ablehnen. Das Thema Einwanderung sieht die Mehrheit der Deutschen als das wichtigste Problem in Europa, noch vor der Schuldenkrise.
Noch höher als in Deutschland ist die Ablehnung etwa in Italien (75 Prozent), Lettland (79) oder in der Slowakei (74), geringer in Schweden (25), Großbritannien (57) und Frankreich (58).
Immerhin: Der Einwanderung aus EU-Ländern steht die Hälfte der Deutschen positiv gegenüber.