Atommüll Länder wehren sich gegen Castor-Zwischenlager

Erkundungsbergwerk in Gorleben: Widersprüchliche Signale aus den südlichen Bundesländern
Foto: Kay Nietfeld/ dpaFrankfurt/Main - Wohin mit dem Atommüll? Diese Frage scheint nach den tagelangen Protesten auf dem Weg nach keines der Bundesländer wirklich beantworten zu wollen. Baden-Württemberg wäre offenbar unter Umständen bereit, künftig auch Castoren zu übernehmen, die noch aus den Wiederaufarbeitungsanlagen in Frankreich oder Großbritannien nach Deutschland transportiert werden sollen. Allerdings nur unter Vorbehalt: Die Zwischenlager an den Kraftwerken Neckarwestheim und Philippsburg seien für die am jeweiligen Standort anfallenden Abfälle bestimmt. "Wir sehen deshalb keine großen Chancen für den Vorschlag des niedersächsischen Umweltministers", sagte ein Ministeriumssprecher in Stuttgart. Das bedeute aber "kein völliges Nein" zur dezentralen Zwischenlagerung. Er verwies darauf, dass ohnehin geprüft werde, ob die Castoren in Standort-Zwischenlagern enger gestellt werden könnten. Denn durch die geplante Laufzeitverlängerung der fallen auch mehr abgebrannte Brennstäbe an. Das von entwickelte Konzept hatte Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) im Interview mit der "Frankfurter Rundschau" aufgegriffen.
Sander hatte dafür plädiert, Alternativen zur Einlagerung der Castoren zu prüfen: "Der Protest wäre bestimmt weit geringer. Das würde Niedersachsen entlasten." Greenpeace argumentiert, die Hälfte des Atommülls stamme ursprünglich aus den AKW in Hessen, Bayern und Baden-Württemberg, nur 20 Prozent aus Niedersachsen. Doch auch die hessische Landesregierung scheint uneins über ein eigenes Zwischenlager. Umweltministerin Lucia Puttrich (CDU) schloss das südhessische Biblis als mögliches Zwischenlager für Atommüll aus. "Die Genehmigung des Zwischenlagers in Biblis lässt die Lagerung von Castoren mit Abfällen aus der Wiederaufbereitung nicht zu", stellte Puttrich klar. An dem bestehenden Lagerkonzept für Brennelemente sei nicht zu rütteln.
Weniger Stunden später meldete sich Ministerpräsident zu Wort und schlug einen versöhnlicheren Kurs ein: "Wenn ein Zwischenlager gesucht wird, können wir als Hessen nicht sagen, überall nur nicht bei uns", sagte er dem Hessischen Rundfunk. Man müsse Verständnis für die Belastungen Niedersachsens haben. Erforderlich sei die Solidarität der Bundesländer.
Neue Proteste in Gorleben geplant
Bayern lehnt das Greenpeace-Konzept konsequent ab. Die Lagerung von Material aus Wiederaufbereitungsanlagen sei in den AKW-Lagern nicht zugelassen. "Die Genehmigung des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) ist eindeutig", sagte eine Sprecherin des Umweltressorts. Greenpeace wies dies zurück: "Damit wird die Öffentlichkeit getäuscht", erklärt Sprecher Tobias Münchmeyer. Die Genehmigung für die Zwischenlager ließen sich für Wiederaufbereitungs-Abfälle erweitern. Das sei juristisch geprüft worden.
Für den kommenden Sonntag sind neue Proteste in Gorleben geplant. Die Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg ruft zu einer Kundgebung am Endlagerbergwerk auf. Die Aktion richte sich dagegen, dass die niedersächsischen Bergbehörden wenige Stunden nach der Ankunft der -Behälter im Zwischenlager den Sofortvollzug für die weitere Erkundung des Salzstocks Gorleben als Endlager für hoch radioaktiven Atommüll angeordnet hätten, sagte am Donnerstag BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. Die Atomkraftgegner befürchten, dass unter dem Deckmantel der Untersuchung bereits ein Endlager gebaut wird. Sie bezeichnen das Bergwerk deshalb als "Schwarzbau".