Auswärtiges Amt
FDP soll Nazi-Aufklärung behindert haben
Die Studie zur Nazi-Vergangenheit des Auswärtigen Amtes bringt die FDP in Bedrängnis. Historiker werfen den Liberalen nach SPIEGEL-Informationen vor, die Aufklärung der Verstrickungen von Diplomaten behindert zu haben. Minister Westerwelle nimmt seine Vorgänger Scheel, Genscher und Kinkel in Schutz.
Auswärtiges Amt: Westerwelle nimmt seine Vorgänger in Schutz
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Hamburg - Die Wissenschaftler der Historiker-Kommission berichten von Netzwerken NS-Belasteter, die weit in die FDP reichten. Noch in den frühen siebziger Jahren hätten sie versucht Täter zu schützen. Die Forscher kritisieren nach SPIEGEL-Informationen, dass bis zur rot-grünen Koalition 1998 Versuche zur Aufklärung der NS-Verstrickung von Diplomaten durch Außenamtsmitarbeiter behindert worden seien.
Die liberalen Ex-Außenminister
(1969 bis 1974),
(1974 bis 1992) und
(1992 bis 1998) wollen sich bislang nicht zum Kommissionsbericht äußern. Unter den drei FDP-Politikern, die das Auswärtige Amt insgesamt 29 Jahre leiteten, hatte die Behörde darauf verzichtet, die eigene Geschichte aufzuarbeiten, obwohl Scheel dies 1970 angekündigt hatte. Pikanterweise waren sowohl Genscher wie Scheel NSDAP-Mitglieder.
Außenminister
nimmt beide in Schutz. Er schaue "mit Respekt und Bewunderung auf die Ergebnisse ihrer mutigen und vorausschauenden Politik".
Das Auswärtige Amt wehrt sich zugleich gegen den Vorwurf, möglicherweise belastende Dokumente aus der Geschichte des Ministeriums zurückgehalten zu haben.
Über die nun geäußerte Kritik der Kommission zeigen sich hochrangige Mitarbeiter Westerwelles entsprechend "überrascht". Aufgrund von Conzes Kritik wollen die Grünen jetzt das Archiv des Auswärtigen Amtes dem Bundesarchiv in Koblenz eingliedern. Dessen Präsident Hartmut Weber würde "eine Übernahme begrüßen".