Mega-Bahnstreik der GDL "Weselsky verliert jedes Maß"

Der geplante Mega-Streik der Lokführer sorgt für großen Unmut in der Politik. CDU und SPD greifen GDL-Chef Weselsky scharf an und fordern ihn auf, seine Streikpläne sofort zu stoppen.
Mega-Bahnstreik der GDL: "Weselsky verliert jedes Maß"

Mega-Bahnstreik der GDL: "Weselsky verliert jedes Maß"

Foto: Matthias Hiekel/ dpa

Berlin - Angesichts des drohenden Mega-Streiks verschärft die Koalition ihren Ton gegenüber der Lokführergewerkschaft. "GDL-Chef Claus Weselsky verliert gerade jedes Maß. Mit diesem abermaligen Ausstand schadet die GDL allen Gewerkschaften, sie beschädigt die Solidarität innerhalb der Bahn-Belegschaft, und sie verärgert Hunderttausende von Bahnkunden, denen jetzt Chaostage bevorstehen", sagte SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi SPIEGEL ONLINE. Auch ihr CDU-Amtskollege Peter Tauber zeigte sich empört. "Es fährt kein Zug nach irgendwo", sagte Tauber SPIEGEL ONLINE. "Die Dauer des Streiks allein lässt jedes Maß vermissen."

Fahimi forderte die Gewerkschaft auf, die Streikpläne zurückzunehmen. "Mit diesem starrsinnigen Beschluss manövriert sich die GDL in eine Sackgasse, aus der sie ohne Gesichtsverlust nicht mehr herauskommen wird", sagte Fahimi. "Ich hoffe, dass die Lokführergewerkschaft bald zur Vernunft kommt." CDU-Mann Tauber äußerte Verständnis für "den Ärger vieler Menschen, die täglich auf die Bahn angewiesen sind".

Bahn-Vorstand Ulrich Weber kritisierte, während sich die Menschen darauf freuten, am Sonntag den 25. Jahrestag des Mauerfalls zu feiern, wolle die GDL mit dem längsten Streik in der Geschichte der Bahn das öffentliche Leben lahmlegen. "Dieser Streikaufruf macht nur noch sprachlos und ist reine Schikane", sagte Weber.

Am Wochenende war der Versuch gescheitert, in einem neuen Tarifvertrag Spielregeln für die künftige Zusammenarbeit zwischen der Bahn, der GDL sowie der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) festzulegen. Nun kommt auf die Kunden der Deutschen Bahn der längste Streik in der Geschichte des Unternehmens zu. Insgesamt fünf Tage lang wollen die Lokführer die Arbeit niederlegen.

Am Mittwoch werde zunächst ab 15 Uhr die Arbeit im Güterverkehr niedergelegt, teilte die Gewerkschaft mit. Ab Donnerstag 2 Uhr werde auch der Personenverkehr bestreikt. Betroffen sind Fern- und Regionalzüge sowie die S-Bahnen der Deutschen Bahn. Der Ausstand ende in beiden Bereichen am Montag um 4 Uhr.

Streik-Überdosis: "Grundrecht ist in Gefahr"

Die GDL rief neben den Lokführern unter anderem auch Zugbegleiter und Bordgastronomen zum Ausstand auf. "Wir wollen und müssen im Auftrag unserer Mitglieder verhandeln, egal ob diese als Lokführer, Zugbegleiter, Bordgastronomen, Disponenten, Ausbilder, Instruktoren oder Lokrangierführer in den Eisenbahnverkehrsunternehmen der DB arbeiten", sagte GDL-Chef Claus Weselsky. "Dieses Grundrecht ist in Gefahr und damit die Funktion von Gewerkschaften an sich."

Die GDL hat die Deutsche Bahn im aktuellen Tarifkonflikt bereits fünfmal bestreikt, zuletzt Mitte Oktober - vom 17. bis zum 20. Oktober insgesamt 50 Stunden lang. Am Sonntag endete eine von der Gewerkschaft zugesagte Streikpause.

Auch die Wirtschaft reagierte mit Unverständnis auf das Verhalten der GDL. "Was derzeit bei der Bahn passiert, ist Gift für den Standort Deutschland", sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Achim Dercks. "Neben dem Ärgernis für Urlauber führen Streiks im Güterverkehr bereits nach wenigen Tagen zu Produktionsstörungen, weil Bahntransporte oft nicht kurzfristig auf Straßen oder Schiffe verlagert werden können."

vme/phw/Reuters/dpa/AFP
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren