Landtagswahl in Bayern Seehofers Triumph, Merkels Risiko

Merkel, Seehofer (im Wahlkampf): CSU-Sieg mit Risiken
Foto: Marc Müller/ dpaBerlin - Bayern hat gewählt - und die CSU jubelt: Nachdem man sich fünf Jahre lang die Macht im Freistaat mit der FDP teilen musste, kann die Union jetzt wieder allein regieren. Die ersten Prognosen und Hochrechnungen sagen: Ministerpräsident Horst Seehofer hat mit seiner Partei die absolute Mehrheit zurückgeholt.
Seehofer ist damit auf dem Zenit seiner Macht. Es ist eine Genugtuung für den Mann, der in seiner Karriere schon den einen oder anderen Rückschlag hinnehmen musste und der wegen seiner Wendigkeit auch in den eigenen Reihen skeptisch beäugt wird. Nun hat der CSU-Chef seine Kritiker Lügen gestraft, er ist der Retter der CSU, selbst wenn er längst nicht an die glorreichen Resultate der Stoiber- oder Strauß-Ära anknüpfen kann.
Eine Woche vor der Bundestagswahl hat Seehofer bei der Generalprobe also geliefert. Aber ist das Ergebnis tatsächlich die "Steilvorlage" für Angela Merkel, die er versprochen hat?
Merkel fürchtet Zweitstimmenkampagne der FDP
Der Triumph der Schwesterpartei birgt für die Union auf Bundesebene nicht unerhebliche Risiken - und zwar nicht allein, weil ein mächtiger Seehofer einer möglichen alten und neuen Kanzlerin Merkel das Leben in einer möglichen neuen Regierung schwer machen könnte. Nein, die Probleme beginnen jetzt, vor dem 22. September. Schon vor der Bayern-Wahl fürchteten die Strategen in der CDU-Zentrale und im Kanzleramt ein Mobilisierungsproblem bei der Abstimmung am kommenden Sonntag im Bund. Die guten Umfragewerte der vergangenen Wochen und nun noch das hervorragende CSU-Ergebnis könnten viele potentielle CDU-Wähler denken lassen, die Sache sei bereits gelaufen.
Noch mehr Sorgen bereitet der Union aber die Schwäche des Koalitionspartners. In Bayern mit einem katastrophalen Ergebnis aus dem Landtag geflogen, wird die FDP im Bund in der letzten Woche vor der Wahl nun noch mehr als bisher um Zweitstimmen aus dem bürgerlichen Lager werben - sehr zum Ärger der CDU. Merkel und ihre Leute warnen ihre Anhänger seit Wochen davor, den Freien Demokraten aus Mitleid ihre Stimme zu geben. In der Union befürchten sie, eine unkontrollierbare Zweitstimmenkampagne zu Gunsten der Liberalen könnte das Ergebnis für CDU und CSU nach unten drücken. FDP-Chef Philipp Rösler und Spitzenmann Rainer Brüderle werden darauf freilich keine Rücksicht nehmen.
In Bayern nähert sich die FDP derweil wieder dem Niveau der Zeit vor der Koalitionsregierung an. Zwischen 1994 und 2008 waren die Liberalen nämlich auch nicht im Landtag vertreten, drei Mal setzte es seinerzeit Ergebnisse von unter drei Prozent. Die Sorge ist groß, dass nun wieder eine lange Durststrecke beginnt.
Kein Rückenwind für Steinbrück
Grund zum Jubeln hat auch das rot-grüne Lager nicht. Hoffnungsträger Christian Ude hat der SPD zwar leichte Zugewinne gebracht, die Alleinregierung der CSU aber konnte er nicht verhindern. Immerhin haben die Genossen nach zehn Jahren wohl wieder die 20-Prozent-Marke geknackt, zu großen Hoffnungen sollte das Resultat Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und seine Wahlkämpfer aber nicht animieren.
Bei SPD und Grünen werden sie stattdessen einmal durchatmen und auf die besonderen Umstände im Freistaat verweisen. Zu gewinnen gab es ohnehin nicht viel für sie in Bayern, viel verloren haben sie aber auch nicht. Wenn, dann dürften eher bei den Grünen die Alarmglocken schrillen. Womöglich schaffen sie es nicht einmal, die Freien Wähler vom dritten Platz zu verdrängen, im Vergleich zu den Umfragewerten der vergangenen Wochen ist die Öko-Partei zudem noch einmal abgesackt. Damit scheint sich ein Trend zu bestätigen, der zuletzt auch im Bund zu beobachten war: Die SPD legt im Endspurt eher zu, die Grünen lassen nach.
Eine rot-grüne Bundesregierung rückt damit nicht näher, eher schon eine Große Koalition. Davon wollen Steinbrück, Jürgen Trittin und Co. bis zum 22. September naturgemäß nichts wissen. Die Prominenz von rot-Grün wird in kommenden Tagen vor allem auf die FDP zeigen und einen schwarz-gelben Bruderkampf beschwören.