Cuxhaven
Lebenshilfe ließ Behinderte Rüstungsteile herstellen
Eine britische Rüstungsfirma hat Tausende Bauteile für militärische Leuchtkörper in einer Behindertenwerkstatt in Cuxhaven fertigen lassen. Die Betreiber erklärten, sie seien von einer zivilen Nutzung der Teile ausgegangen.
Webseite von Chemring Defence: Das Unternehmen hat eine Niederlassung in Bremerhaven
Cuxhaven - Mitarbeiter einer Behindertenwerkstatt in Cuxhaven haben ohne ihr Wissen Bauteile für ein britisches Rüstungsunternehmen hergestellt. Sie hatten für die Bremerhavener Niederlassung des Unternehmens Chemring Defence 15.000 Teile montiert, die in Bodenleuchtkörper eingesetzt werden. Dass es sich um Teile für das Militär handelte, erfuhr der Werkstattbetreiber Lebenshilfe nach eigenen Angaben erst im Nachhinein. Vom Militär werden solche Leuchtkörper genutzt, um militärische Gebäude zu sichern.
"Leuchtkörper sind erst mal nicht verwerflich, aber dass sie im Einsatz verwendet werden, finden wir nicht gut", sagte der stellvertretende Geschäftsführer der Lebenshilfe, Michael Schreckenberger, am Freitag nach entsprechenden Berichten. Der Einrichtung zufolge widerspricht die Fertigung von Kriegsgerät der Satzung der Behindertenwerkstatt.
Im Februar hatten die Mitarbeiter der Einrichtung Tausende kleine Kettchen in Federn eingehängt. "Wir dachten, wir stellen Signalfeuer her, zum Beispiel für einen Hubschrauberlandeplatz", sagte Produktionsleiter Stefan Wittmar.
Das Unternehmen Chemring Defence erklärte inzwischen laut Radio Bremen, dass die bei der Lebenshilfe hergestellten Teile nicht für Kampfeinsätze vorgesehen seien, sondern lediglich für Übungen.
In den Werkstätten der Lebenshilfe in Cuxhaven arbeiten rund 400 Menschen. Jahrzehntelang kooperierte die Einrichtung mit der Bremerhavener Feuerwerksfirma Comet. "Wir haben früher Etiketten auf Feuerwerksraketen geklebt", sagte Schreckenberger. 2006 wurde die Firma vom Konzern Chemring aufgekauft, ein führender Anbieter militärischer Pyrotechnik. "Wir wehren uns als Lebenshilfe ganz klar gegen Rüstungsaufträge, aber wir können nicht jeden Auftrag ins letzte Detail prüfen", sagte Schreckenberger. Mit ähnlichen Aufträgen werde die Einrichtung in Zukunft sensibler umgehen.