Berlin Justizsenator entschuldigt sich für Polizeieinsatz bei Tod von Ohnesorg

50 Jahre nach der Anti-Schah-Demonstration in Berlin hat sich Berlins Justizsenator für den willkürlichen Polizeieinsatz entschuldigt. Bei den Protesten war Benno Ohnesorg erschossen worden.
Der schwer verletzte, aber noch lebende Beno Ohnesorg

Der schwer verletzte, aber noch lebende Beno Ohnesorg

Foto: HERR/ AP

Eingeständnis an einem historischen Tag: Am 2. Juni 1967 hatten viele Menschen vor der Deutschen Oper gegen den Berlin-Besuch des persischen Schahs Reza Pahlavi demonstriert - unter ihnen auch der Student Benno Ohnesorg. Die Protestierenden, die sich gegen Folter und Mord im Iran wandten, wurden von Anhängern des Schah mit Latten angegriffen. Ohnesorg wurde kurz darauf vom Polizisten Karl-Heinz Kurras mit einem Pistolenschuss tödlich verletzt.

Jetzt, 50 Jahre später, hat Berlins Justizsenator Dirk Behrendt um Entschuldigung für den damaligen Polizeieinsatz gebeten. Die Polizei habe die Demonstranten nicht vor den Schah-Anhängern geschützt, die auf die Studenten mit Dachlatten und Stahlruten losgegangen seien - im Gegenteil. Bei der Polizei habe es geheißen "Knüppel frei" gegen die Studenten, sagte Behrendt.

"Heute möchte ich die Opfer dieser Gewalt und Willkür, deren Täter nicht oder nicht ausreichend belangt wurden, um Entschuldigung bitten", sagte der Senator. Weder seien damals die Personalien der Gewalttäter festgestellt worden, noch habe es Festnahmen gegeben.

Auf Twitter schrieb Behrendt anschließend: "Die Opfer dieser Gewalt und Willkür, deren Täter nicht oder nicht ausreichend belangt wurden, möchte ich um Entschuldigung bitten."

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Auf die Nachfrage des Journalisten Martin Krebbers, ob die Entschuldigung auch den Tod von Ohnesorg durch eine Polizeikugel einschließe, beantwortete der Justizsenator zunächst nicht.

Der Tod Ohnesorgs gilt als einer der Auslöser für eine weitere Radikalisierung der damaligen Proteste und bereitete auch linksterroristischen Gruppen wie der Rote Armee Fraktion (RAF) den Boden. Ohnesorg wurde von Kurras im Hof des Hauses Krumme Straße 66 erschossen. Die genauen Umstände der Schussabgabe aus etwa eineinhalb Meter Entfernung sind bis heute ungeklärt. Der später als Stasi-Spitzel enttarnte und 2014 verstorbene Kurras wurde in einem Gerichtsprozess aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

Die zuvor auf Berlin beschränkten Proteste weiteten sich danach schnell auf Westdeutschland aus. In den Jahren danach schlugen einige der damaligen Aktivisten einen verhängnisvollen Weg ein: 1972 gründeten sie die terroristische "Bewegung 2. Juni". Bereits 1970 waren die Gründer der RAF in den Untergrund gegangen.

vks/AFP/dpa
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