Hausmitteilung Berlin-Kreuzberg, Bachmut, Annie Ernaux, »Dein SPIEGEL«
Berlin-Kreuzberg
Das Netteste am Kottbusser Tor ist sein Spitzname, zumindest auf den ersten Blick. Der »Kotti«, ein von Hochhäusern umringter Platz in Berlin-Kreuzberg, ist berüchtigt für Drogen, Kriminalität und Dreck.

Schrader
Foto: Nancy Jesse / DER SPIEGELSPIEGEL-Redakteur Hannes Schrader, der seit 2011 in Berlin lebt, war dort meist, wenn er an der labyrinthartigen U-Bahn-Station umsteigen musste. Ihn nervten der Müll, der Lärm, die Junkies. Zugleich ist der Kotti so dicht besiedelt wie wenige andere Orte in der Stadt. Schrader wollte wissen, was die Menschen hier hält. Bei seiner Recherche stellte er fest, dass viele seit Jahrzehnten hier leben. Die meisten von ihnen stammen aus der Türkei, der Kotti ist für sie ein Zuhause. Konflikte gibt es reichlich, aber auch Engagement und Solidarität. »Es ist gar nicht schwer, den Kotti lieben zu lernen. Man muss nur mit denen reden, die es schon tun«, sagt Schrader.
Bachmut
Jeden Morgen fuhren SPIEGEL-Reporter Christoph Reuter, Fotografin Johanna-Maria Fritz und Übersetzer Kostiantyn Kalugin nach Bachmut hinein, mehr als eine Woche lang. Sie blieben immer nur ein paar Stunden. Bachmut ist eine Stadt im Donbass, die seit Monaten so massiv von russischen Truppen attackiert wird wie kaum eine andere in der Ukraine.

Reuter
Foto: Johanna Maria Fritz / Agentur Ostkreuz / DER SPIEGEL»Graue Zone« nennen die Ukrainer das Niemandsland zwischen ihren Truppen und den russischen Angreifern. In Bachmut und Umgebung ist alles graue Zone oder kann jählings dazu werden. Russische Raketen und Geschosse schlugen immer wieder in der Nähe des SPIEGEL-Teams ein. Dass die Russen oft lange Zeit dasselbe Ziel beschießen, machte das Ausweichen zwar leichter. Doch als die Reporter weit vor Bachmut eine Einheit trafen, die mit einem selbstfahrenden 57-Millimeter-Geschütz seit Tagen die russischen Stellungen beschoss, war in knapp 200 Metern plötzlich ein schrilles Pfeifen zu hören, dann Stille. Ein Blindgänger. »Sie haben uns geortet, weg, weg, weg hier!«, brüllte der ukrainische Kommandeur. Der Stellungskrieg sei so mörderisch, sagt Reporter Reuter, dass »das lange Zögern des deutschen Bundeskanzlers bei der Lieferung von Kampfpanzern weltfremd wirkt«.
Annie Ernaux
Am liebsten ist Annie Ernaux allein. Seit Jahren lebt die französische Schriftstellerin mit ihren beiden Katzen nahe Paris, doch fernab vom dortigen Literaturtrubel. Sich dem mondänen Leben zu entziehen, gelang ihr bislang gut. Dann erhielt sie Ende vergangenen Jahres den Literaturnobelpreis, und es war vorbei mit der Ruhe.

Sandberg, Cranach
Foto: DER SPIEGELIn ihrem Haus in Cergy erzählte sie SPIEGEL-Redakteurin Britta Sandberg und SPIEGEL-Redakteur Xaver von Cranach nun, wie dieser Moment ihr Leben veränderte, »dieser Preis, den ich nie wollte, aber den man auch nicht ablehnen kann«. Zurzeit arbeitet die 82-Jährige an einem längeren Buch, mehr wollte sie nicht preisgeben. Bilder von dem Gespräch gibt es nicht. Dass das SPIEGEL-Team, anders als sonst üblich, ohne Fotograf anreiste, hatte Ernaux zur Bedingung gemacht.
»Dein SPIEGEL«
Es war eine folgenschwere Entscheidung, die der römische Kaiser Hadrian traf: Anders als seine Vorgänger, die Rom zu einer Weltmacht aufgebaut hatten, wollte er keine Eroberungskriege führen. Warum? Und wie konnte diese Stadt überhaupt so mächtig werden? Darum geht es im ersten Teil der neuen Weltmächte-Serie im Kinder-Nachrichten-Magazin »Dein SPIEGEL«. Außerdem im Heft: Sicherheitsexpertin Claudia Major erklärt im Kinder-Interview, warum derzeit mehr über Waffenlieferungen als über Friedensverhandlungen diskutiert wird. »Dein SPIEGEL« erscheint am Dienstag.