Berlin-Wahl SPD erleidet Wahlkreis-Debakel

Die SPD verliert in Berlin nicht nur ihren Status als stärkste politische Kraft in der Stadt – auch bei den einzelnen Direktmandaten müssen die Sozialdemokraten deutliche Verluste einstecken. Vor allem eine Partei profitiert.
SPD-Mitglieder bei der Wahlparty in Berlin

SPD-Mitglieder bei der Wahlparty in Berlin

Foto: John Macdougall / AFP

Die SPD fährt bei der Wiederholungswahl zum Berliner Abgeordnetenhaus laut Hochrechnungen das schlechteste Ergebnis ihrer Landesgeschichte ein. Die Partei der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey landet deutlich hinter der CDU von Spitzenkandidat Kai Wegner – und verliert wohl auch zahlreiche Direktmandate.

Allen voran wird SPD-Spitzenkandidatin Giffey selbst ihren Wahlkreis Neukölln 6 im Süden der Hauptstadt an den CDU-Kandidaten Olaf Schenk verlieren. Giffey kam nach Auszählung fast aller Gebiete auf 29,4 Prozent der Erststimmen, Schenk auf 45. Giffey dürfte als Spitzenkandidatin ihrer Partei aber dennoch ins Abgeordnetenhaus einziehen. Bei der Wahl im September 2021 hatte Giffey ebenfalls im Wahlkreis Neukölln 6 kandidiert und mit 40,8 Prozent der Erststimmen noch klar das Direktmandat geholt.

Auch die Grünen-Spitzenkandidatn Bettina Jarasch konnte sich nach Auszählung aller Gebiete im Wahlkreis Spandau 2 nicht gegen den CDU-Kandidaten Ersin Nas durchsetzen. Jarasch kam demnach vorläufig auf 10,2 Prozent der Erststimmen, Nas landete mit 33,5 Prozent auch deutlich vor dem Berliner SPD-Fraktionschef Raed Saleh (26 Prozent).

Die Grüne Jarasch hatte sich 2016 erstmals für das Landesparlament beworben, scheiterte damals aber im Kampf um das Direktmandat für den Wahlkreis Pankow 5 deutlich. Ins Abgeordnetenhaus zog sie dann über die Liste der Grünen ein. Bei der Wahl im September 2021 bewarb sich Jarasch nicht um ein Direktmandat, kam aber als Listenerste ins Abgeordnetenhaus.

Als einziger Spitzenkandidat ist im Rennen um Direktmandate CDU-Mann Kai Wegner erfolgreich. Im Wahlkreis Spandau 5 lag Wegner nach Auszählung fast aller Gebiete mit 47,3 Prozent weit vor dem zweitplatzierten SPD-Kandidaten. FDP-Spitzenkandidat Sebastian Czaja blieb im Wahlkreis Steglitz-Zehlendorf 7 nach Auszählung aller Gebiete deutlich hinter dem CDU-Kandidaten Stephan Standfuß (40,1 Prozent zurück).

SPD-Verluste im Süden und Westen

Darüber hinaus fielen mehrere frühere SPD-Mandate im Südosten Berlins an die CDU. So lagen die Christdemokraten nach Auszählung aller Gebiete etwa in den Bezirken Treptow-Köpenick 3, 4, 5 und 6 teils mit deutlichem Abstand vorn.

Auch in den südlich des Stadtzentrums gelegenen Kiezen Mariendorf, Steglitz und Britz verlor die SPD Boden. Dort gehen demnach die vormals von der SPD gewonnenen Bezirke Tempelhof-Schöneberg 5, Steglitz-Zehlendorf 2 und Charlottenburg-Wilmersdorf 7 klar an die CDU.

Im Westen der Stadt lag die CDU vorläufig auch in den Wahlkreisen Spandau 1, 2, 3 und in Reinickendorf vorn. Im Wedding (Wahlkreis Mitte 5) zog die CDU (23,1 Prozent) nach Auszählung von 97,4 Prozent der Gebiete sowohl an der SPD (19,3) und womöglich knapp auch an den Grünen (22,8) vorbei.

Die AfD holt voraussichtlich wie schon bei der Pannenwahl 2021 sowie bei der vorherigen regulären Abgeordnetenhauswahl 2016 zwei Direktmandate in den Wahlkreisen Marzahn-Hellersdorf 1 und 3. Das ehemals von den Linken gewonnene Direktmandat im Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf 2 geht wohl an die CDU. Abgeschlagen hinter der CDU-Kandidatin Claudia Wein (30,2 Prozent), die sich gegen die hier vormals erfolgreichen Grünen durchsetzte, landete auch die AfD-Spitzenkandidatin Kristin Brinker (5,3 Prozent) im Wahlkreis Steglitz-Zehlendorf 1.

Ebenso könnten die Linken den Wahlkreis Lichtenberg 3 an die Union verlieren. Die Christdemokraten kommen dort nach Auszählung fast aller Gebiete auf 23,3 Prozent, die Linke liegt bei 23,1. Linken-Spitzenkandidat Klaus Lederer, seit 2016 Kultursenator der Hauptstadt, verfehlt mit 21,3 Prozent der Erststimmen nach Auszählung aller Gebiete im Wahlkreis Pankow 3 ebenfalls das Rennen um ein Direktmandat gegen die bereits 2021 direkt gewählte Grüne Oda Hassepaß (24,5 Prozent).

fek/dpa
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