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Terrorwarnung vor Champions-League-Finale Betreiber der Berliner Fanmeile verstärken Sicherheitsmaßnahmen

Mehr Taschenkontrollen, mehr Sicherheitskräfte: Auf der Berliner Fanmeile zum Champions-League-Finale werden nach einer Terrorwarnung die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. CDU-Innenpolitiker Bosbach sagte, es gebe "konkrete Hinweise" auf verdächtige Personen, aber nicht auf mögliche Anschlagsziele.

Berlin - Beim Bühnenprogramm in Berlin sollen Jürgen Drews und die Atzen auftreten: Das hatten die Veranstalter der Berliner Fanmeile zum Champions-League-Finale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund angekündigt. Am Vormittag brach aber zunächst Hektik aus: Veranstalter und Sicherheitsbehörden besprachen, wie sie auf die SPIEGEL-Meldung reagieren sollten, dass es eine Terrorwarnung gegeben hatte.

Nach SPIEGEL-Informationen hatte BKA-Präsident Jörg Ziercke die Innenminister von Bund und Ländern über einen Hinweis auf ein möglicherweise in Deutschland geplantes Terrorattentat informiert. Mehrere Verdächtige aus der Islamisten-Szene planten demnach einen Bombenanschlag, gefährdet seien unter anderem die Public-Viewing-Veranstaltungen rund um das Fußball-Spektakel. Die größten Fanfeste sind außer in Berlin auch in München und Dortmund geplant.

Anja Marx, Sprecherin der Veranstalter der Fanmeile in Berlin, sagt, es werde mehr Taschenkontrollen an den Eingängen geben und man werde zusätzliche Kontrollstreifen auf der Veranstaltung selbst losschicken. Die Veranstalter seien an diesem Morgen über die Sicherheitslage informiert worden. Insgesamt seien mehr Sicherheitskräfte im Einsatz. Marx verwies auch darauf, dass es schon zuvor ein vernünftiges und konsequentes Sicherheitskonzept gegeben habe, das jetzt noch ausgeweitet werde. Gegen 14 Uhr sollte es eine weitere Sitzung von Polizei und Veranstaltern zum Thema Sicherheit geben.

Bei der Polizei in Dortmund sei man über die mögliche Terrorwarnung in Kenntnis gesetzt worden, sagte ein Sprecher. Man gehe aber davon aus, dass die Veranstaltungen rund um das Finale sicher seien. Die Sicherheitsmaßnahmen seien seit Freitag nicht noch einmal verstärkt worden, weil sie sowieso schon hoch seien, hieß es später in einer Mitteilung. Man habe "von vornherein eine sichere Veranstaltung geplant". Es bestehe kein Grund zur Sorge.

"Hinweise auf Gefährder werden immer sehr ernst genommen", sagt Friedrich

Offiziell äußern sich Ministerien und Behörden zurückhaltend. Minister Hans-Peter Friedrich (CSU) und auch die Behörden in den Ländern betonten als Reaktion auf die Meldung, dass man alles für die Sicherheit tun würde. "Es gibt derzeit keine Hinweise auf Anschlagspläne oder Anschlagsziele in Deutschland", sagte Friedrich. Allerdings würde man "Hinweise auf Personen, die als Gefährder in Betracht kommen," immer sehr ernst nehmen. "Bei Großereignissen wie dem heutigen Champions-League-Finale in London stehen die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern im intensiven Austausch mit ihren europäischen Partnern." Deutschland stehe seit längerem im Fadenkreuz des internationalen Terrorismus.

Auf der Website von Friedrichs Ministerium ist mittlerweile allerdings ein Hinweis unter der Überschrift "Mit Sicherheit mehr Vergnügen" prominent platziert . "Natürlich bergen Großevents dieser Art immer ein gewisses Sicherheitsrisiko", heißt es dort, gemeint ist die Fanmeile. Im Text warnt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe vor Panik und gibt "Grundregeln" für den Notfall aus, etwa dass man Ruhe bewahren solle.

"Die Meldungen sind jetzt kein Grund zur Panik", sagte der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), dem Sender n-tv. Es gelte, die Hinweise weder zu bagatellisieren noch zu dramatisieren. Auch Bosbach sprach von "konkreten Hinweisen" auf Personen, aber nicht auf einen möglichen Anschlagsort oder eine genaue Zeit.

Das nordrhein-westfälische Innenministerium hat nach eigenen Angaben keine Hinweise darauf, dass Anschläge auf öffentliche Veranstaltungen zum Champions-League-Finale geplant sind. "Es gibt keine Hinweise auf konkrete Anschlagspläne", sagte Ministeriumssprecherin Birgit Axler. "Wir haben weiterhin eine abstrakte Gefahrenlage."

Allerdings sei den Behörden an diesem Freitag noch einmal ein Erlass in Erinnerung gerufen worden, der nach dem Anschlag auf den Marathon von Boston ergangen sei. "Wir in NRW haben die Behörden unmittelbar nach den Anschlägen von Boston bereits sensibilisiert für die Gefahrenlage bei Großveranstaltungen", sagte Axler. Der Mordanschlag auf einen britischen Soldaten in London in dieser Woche habe die Aufmerksamkeit für die grundsätzlich bestehende Gefahrenlage noch einmal erhöht. "Man hat das Ganze sehr eng im Blick", sagte Axler.

Bei der Münchner Polizei wiederum gebe es keine "konkreten Gefährdungshinweise", sagte ein Sprecher. Wie bei allen Großveranstaltungen der vergangenen Jahre seien die Sicherheitsvorkehrungen jedoch hoch. Auch ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums sagte: "Es gibt keine Hinweise auf eine konkrete Gefahr, nicht in Deutschland und schon gar nicht in Bayern."

Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) sieht die Sicherheitsmaßnahmen der Polizei für die Fanmeile zum Champions-League-Finale auf einem hohen Niveau. Derzeit gebe es keine Hinweise auf Anschlagspläne oder -ziele in Deutschland, sagte er. Die Berliner Polizei hatte schon zuvor angekündigt, den Zustrom zur zentralen Veranstaltung zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule genau zu beobachten und auffällige Taschen zu kontrollieren. Damit soll verhindert werden, dass Terroristen einen Sprengsatz in die Menschenmenge schmuggeln und zünden können. Ähnlich soll es bei anderen Großveranstaltungen im Bundesgebiet geschehen.

Hinweis: In einer früheren Version dieser Meldung hieß es, die Sprecherin der Fanmeilen-Veranstalter in Berlin habe davon gesprochen, es seien "mehr Polizisten" im Einsatz. Sie sagte aber, es seien "mehr Sicherheitskräfte" im Einsatz. Wir bitten das zu entschuldigen.

otr/dpa
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