Besetztes Haus in Berlin
Festnahmen bei Protest gegen Zwangsräumung
Tumultartige Szenen in der Hauptstadt: Am Morgen hatte die Polizei in einem Großeinsatz mit 2500 Beamten ein Haus im Berliner Stadtteil Friedrichshain geräumt - am Abend protestierten mehr als 1000 Besetzer-Sympathisanten dagegen. Dabei gab es erneut Verletzte und Festnahmen.
Nachdem der Anmelder der Kundgebung die Demonstration vorzeitig für beendet erklärt habe, habe die Polizei die verbliebenen Versammlungsteilnehmer zunächst begleitet. Diese hätten mit gezielten Würfen von Pyrotechnik und Flaschen mehrere Polizisten verletzt. Es habe zahlreiche Festnahmen gegeben, sagte der Sprecher. Genaue Angaben zur Zahl der Verletzten und der Festnahmen konnte er nicht machen. Der Protestzug löste sich später auf, die Demonstranten zogen in kleineren Gruppen durch das Viertel.
Bereits kurz nach acht Uhr am Mittwochmorgen hatte sich die Polizei Einlass in das Haus in dem Szene-Kiez verschafft. Laut einem Sprecher hatte ein Gerichtsvollzieher sie um Amtshilfe bei der Vollstreckung eines Räumungsbeschlusses gebeten. Mehrere hundert Personen aus der Hausbesetzer-Szene beobachteten die Räumung.
Rund 400 Menschen hielten am Vormittag eine spontane Demonstration auf einer Hauptverkehrsstraße in der Nähe des Hauses ab. Nach Flaschen- und Steinwürfen kam es zu Prügeleien mit der Polizei. Deren Sprecherin teilte mit, dass fünf Polizisten verletzt worden seien, einer davon schwer. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Bernhard Witthaut, nannte das Verhalten der Demonstranten "brutal" und "menschenverachtend".
Das Haus in der Liebigstraße 14 gilt als
eine der letzten Wohnstätten der Hausbesetzer-Szene in Berlin. Die Besetzer erklärten, dort ein Wohnprojekt zu unterhalten. Die anstehende Räumung hatte bereits am Wochenende zu Krawallen in Friedrichshain geführt. Aus der autonomen Szene hatte es Ankündigungen gegeben, bei einer Räumung den Sitz des Berliner Regierenden Bürgermeisters
(SPD), das sogenannte Rote Rathaus, zu stürmen, ebenso eine Senatsverwaltung. Wegen der erwarteten Ausweitungen der Proteste hatte die Polizei nach eigenen Angaben insgesamt mindestens 2500 Kräfte im Einsatz.