Sackweise hatten amerikanische Spione in den Wirren der untergehenden DDR 1989 aus dem Land gebracht - und sich jahrelang geweigert, sie zurückzugeben. Jetzt rückt die amerikanische Regierung die Akten offenbar doch wieder heraus - zumindest die, die für die "deutsche Sicherheitslage von Interesse sind".
Bonn/Hamburg - US-Präsident Bill Clinton habe die Transaktion am Rande des G-8-Gipfels in Köln zugesagt, hatten die "Süddeutsche Zeitung" und "Focus" berichtet. Am Wochende bestätigte ein Bonner Regierungssprecher, es gebe eine "annehmbare Einigung über den Zugang zu den Akten und die Bereitstellung von Kopien".
Am Wochenende sickerte auch die Information durch, daß der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Joachim Gauck (59), im nächsten Jahr aus seinem Amt ausscheiden will. Als Nachfolgerin ist die Bündnis-Grüne Marianne Birthler im Gespräch.
Die in Frage stehenden Stasi-Akten hatten amerikanische Spione unter noch ungeklärten Umständen in der "Operation Rosewood" (Operation Rosenholz) an sich gebracht. Dabei erbeuteten sie auch eine Personenkartei der Stasi sowie eine operative Kartei der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA).
Bonn hatte jahrelang vergeblich versucht, an die Unterlagen heranzukommen - doch die US-Regierung blockte immer ab oder genehmigte nur teilweise Einblicke. So durften etwa deutsche Verfassungsschützer die Kartei mit Ostagenten in der Bundesrepublik abschreiben.
Die Amerikaner bekommen nun, so meldet es die "Süddeutsche Zeitung", im Gegenzug Einblick in die Unterlagen der Berliner Gauck-Behörde. Computerexperten hatten Ende des Jahres vier Magnetbänder der HVA mit der Bezeichnung Sira (System, Information, Recherche der Aufklärung) entschlüsselt. Sie sollen Auskunft über die Aktivitäten der DDR-Auslandsspionage von 1969 bis 1987 geben. Große Überraschungen sind nach Informationen der Zeitung aus allen Unterlagen allerdings nicht zu erwarten.
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.