"Bin kein Alphatier" Wulff traut sich Kanzleramt nicht zu

Lange galt er als ein möglicher Kanzlerkandidat der Union - den Spekulationen bereitet Christian Wulff nun ein überraschendes Ende: "Mir fehlt der unbedingte Wille zur Macht", gesteht Niedersachsens Ministerpräsident ein. Er sei kein "Alphatier" wie Angela Merkel oder Franz Müntefering.

Hannover - Christian Wulff schließt einen Wechsel in die Bundespolitik aus. "Ich bleibe in Hannover und gehe nicht nach Berlin", sagte der CDU-Politiker der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Er sei bereit, bei der Landtagswahl im Jahr 2013 erneut als Spitzenkandidat anzutreten.

In einem "Stern"-Interview wurde Wulff, 49, noch deutlicher. Er wolle weder Bundeskanzler noch Minister in Berlin werden. "Mir fehlt der unbedingte Wille zur Macht und die Bereitschaft, dem alles unterzuordnen", sagte der niedersächsische Regierungschef dem Magazin "Stern". Das Amt des Bundeskanzlers traue er sich nicht zu. "Ein guter Landespolitiker ist noch lange kein guter Kanzler."

Er werde nicht am Zaun des Kanzleramts rütteln. Als "Alphatiere" sehe er Politiker wie Angela Merkel und Roland Koch (beide CDU) sowie Franz Müntefering (SPD). Wulff verneinte auch jegliche Ambitionen, als Minister in ein Kabinett Merkel einzutreten. "Auf mich wartet in Berlin niemand", bekannte er.

Dass er auf den CDU-Landesvorsitz in Niedersachsen zugunsten von David McAllister verzichtet habe, sei "die richtige Entscheidung für die Landespolitik" gewesen, sagte er der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". "Wir haben jetzt in Niedersachsen einen starken Fraktionschef, der auch Parteivorsitzender ist." Zugleich sehe er selbst sich frei, als Ministerpräsident und stellvertretender CDU-Bundesvorsitzender in bundespolitische Debatten einzugreifen. Es gehe ihm darum, bundespolitisch das Profil der CDU deutlich zu machen - "aber von Hannover aus". Wulff will von dort aus die inhaltliche Linie der Partei prägen.

Zuletzt hatte Wulff angekündigt, im kommenden Bundestagswahl das Wirtschaftsprofil der CDU schärfen zu wollen und stärker als bisher Einfluss zu nehmen. In Richtung Berlin sagte er jetzt in dem Interview mit der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung": "Wir dürfen uns nicht larmoyant im Hier und Jetzt einrichten." Die CDU benötige ein klares Profil innerhalb der Großen Koalition. Er erinnert an Vorschläge zur Flexibilisierung des Arbeitsmarkts und ein neues Arbeitsgesetzbuch, die er zusammen mit Friedrich Merz erarbeitet hatte.

Trotz Kritik am derzeitigen Bild der Union stellte sich Wulff hinter die Parteichefin. "Angela Merkel ist eine sichere Bank", so Wulff. Man dürfe die Bundeskanzlerin gerade jetzt nicht alleine lassen: "Es müssen sich viele bereit erklären, ihr zur Seite zu treten und mitzuhelfen."

Von seiner eigenen Zukunft hat Wulff offenbar eine klare Vorstellung: "Ich fände es schön, wenn ich eine ganze Weile Ministerpräsident bleiben dürfte und meine Kinder mir Freude machen", sagte er. Christian Wulff heiratete im März dieses Jahres zum zweiten Mal. Im Mai brachte seine neue Frau Bettina einen Sohn zur Welt - Linus Florian. Aus der ersten Ehe hat Wulff eine Tochter.

als/flo/AP/dpa

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