Sorge vor Russland BND baut Gegenspionage-Einheit auf

Seit Ende des Kalten Krieges kundschaftete der BND ausländische Nachrichtendienste nicht mehr aus. Nun sollen nach SPIEGEL-Informationen 50 Beamte dafür abgestellt werden. Der Fall Skripal zeigt, warum.
Zentrale des Bundesnachrichtendienstes in Berlin

Zentrale des Bundesnachrichtendienstes in Berlin

Foto: Jörg Carstensen / dpa

Der Bundesnachrichtendienst (BND) arbeitet am Aufbau einer eigenen, schlagkräftigen Truppe, um ausländische Geheimdienste auszuspionieren. Nach SPIEGEL-Informationen hat der BND kürzlich eine entsprechende Einheit gegründet. Derzeit arbeitet noch eine niedrige zweistellige Anzahl von Beamten in dem neuen Referat. Es soll aber auf über 50 Personen ausgebaut werden.

Nach SPIEGEL-Informationen ist vor allem die Sorge vor den zunehmenden Aktivitäten russischer Nachrichtendienste Grund für den Aufbau des Referats. Neben Russland soll sich die Einheit auf Iran, China und Nordkorea konzentrieren. (Lesen Sie hier die ganze Geschichte im neuen SPIEGEL.)

Mit dem Ende des Kalten Krieges hatte der BND seine Gegenspionageaktivitäten eigentlich eingestellt. Der Fall Skripal unterstreicht nun, warum die Bundesregierung wieder mit der Aufklärung russischer und anderer Dienste beginnt.

Die britische Regierung beschuldigt den Kreml, hinter dem Mordversuch an dem russischen Ex-Agenten Sergej Skripal und dessen Tochter zu stecken. Beide wurden mit dem Nervengift Novitschok angegriffen und befinden sich seither im Krankenhaus, ihr Zustand ist weiter kritisch. Sicher ist, dass es sich bei dem eingesetzten Gift um einen in Russland produzierten Kampfstoff handelt, allerdings fehlt ein Beweis für eine gezielte Operation seitens russischer Geheimdienste.

Ein weiterer Grund für den Aufbau der Einheit sind die seit längerer Zeit von den Sicherheitsbehörden beobachteten intensiven Aktivitäten russischer und chinesischer Geheimdienste auf deutschem Boden. Neben der Spionageabwehr in Deutschland könnte die Aufklärung der Dienste im Ausland helfen, deren Umtriebe einzudämmen oder zumindest zusätzliche Erkenntnisse über Ziele und Methoden liefern.

Das Wiederaufleben der Gegenspionagetruppe sorgte im Vorfeld für heftige Diskussionen, weil in Deutschland für die Spionageabwehr das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und der Militärische Abschirmdienst (MAD) zuständig sind. Die entsprechende Einheit wird nun eng mit dem BfV verzahnt. Sie wird von einer Beamtin aus der Sicherheitsabteilung des BND geleitet, die intern einen exzellenten Ruf genießt.

fis
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