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BND über Honecker: "Ein sehr harter Gegner des Westens"

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Geheimdienst-Überwachung Honecker, der "deutsche Chinese"

Der Bundesnachrichtendienst behielt Erich Honecker genau im Blick. Dies geht aus Geheimdienstakten hervor, die dem SPIEGEL vorliegen. So manches Überraschende findet sich darin über den früheren DDR-Chef.

Erich Honecker (1912-1994) hing zeitlebens der Ruf eines Apparatschiks und Langweilers an - nicht allerdings beim Bundesnachrichtendienst (BND).

1967 notierte der Geheimdienst, angeblich sei Honecker "nach Kriegsende oft nach West-Berlin gefahren, wo in Berlin-Grunewald Orgien veranstaltet wurden". Sechs Jahre später meldete der BND, der Kommunist nehme insgeheim "Schauspiel- und Sprachunterricht".

Seit 1950 hatten westdeutsche Agenten den langjährigen DDR-Chef im Visier. Das geht aus Akten zu Honecker hervor, die der BND auf Antrag des SPIEGEL freigegeben hat. Den Geheimdienstlern galt Honecker als "ein sehr harter Gegner des Westens", wenn auch "nicht so verschlagen" wie sein Vorgänger Walter Ulbricht.

(Diese Meldung stammt aus dem SPIEGEL. Den neuen SPIEGEL finden Sie hier.)

Über Jahrzehnte hinweg registrierten die Westdeutschen, wo Honecker beim Neujahrsempfang saß ("am Tisch von Walter Ulbricht"), seinen Urlaub verbrachte ("auf der Krim") und welche Ehrungen ihm zuteil wurden ("Großer Ehrenstern des Sozialistischen Äthiopiens"). Unter Diplomaten des Ostblocks trug Honecker nach BND-Erkenntnissen den Spitznamen "deutscher Chinese" - wohl eine Anspielung auf die hohen Wangenknochen und schmalen Augen des gebürtigen Saarländers.

Es ist jetzt das zweite Mal, dass der BND Akten zu Honecker freigibt (SPIEGEL 4/2012). Allerdings hält der Dienst noch immer Unterlagen zurück. Honecker ist zwar längst verstorben und die DDR vor Jahrzehnten untergegangen, doch der BND beruft sich für einige Papiere auf eine 30-Jahre-Sperrfrist. Manche Dokumente will der Geheimdienst sogar nie freigeben. Begründung: "Informantenschutz".

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