Mutmaßlicher Mittäter Weiterer Verdächtiger in BND-Spionageaffäre festgenommen

BND-Zentrale in Berlin
Foto:Christoph Hardt / Future Image / IMAGO
In der Spionageaffäre beim Bundesnachrichtendienst (BND) gibt es eine weitere Festnahme. Laut Generalbundesanwalt wurde am Sonntag der deutsche Staatsbürger Arthur E. am Flughafen München festgenommen. Er soll zuletzt in den USA gewesen sein.
E. soll von dem BND-Mitarbeiter und mutmaßlichen Spion Russlands Carsten L. geheime Informationen entgegengenommen haben und in Russland einem der dortigen Geheimdienste übergeben haben (mehr über den Fall lesen Sie hier ).
Mit der Festnahme gelingt den Ermittlern der Bundesanwaltschaft und des Bundeskriminalamts ein wichtiger Erfolg. Ihnen eröffnet sich nun die Chance, den Fall weitestgehend aufzuklären, nachdem sie zunächst noch große Lücken bei der Frage hatten, wie das mutmaßlich von L. aufgebrachte Material nach Russland gelangt sein soll.
Womöglich lässt sich sogar eine der großen Ungereimtheiten des Falls klären: das Motiv von Carsten L. Nach SPIEGEL-Informationen häufen sich die Anzeichen, dass Geld im Spiel gewesen sein soll. Zudem soll L. zunehmend frustriert über seinen Arbeitgeber gewesen sein. Es gab auch Berichte über eine mögliche Nähe zur AfD.
Für den Bundesnachrichtendienst ist die Affäre hochbrisant: Ausgerechnet während des russischen Angriffskriegs in der Ukraine fliegt ein russischer Spion in den eigenen Reihen auf.
Noch viel schlimmer ist, welche Position Carsten L. zuletzt innehatte: Nachdem er zuvor als Referatsleiter in der Abteilung »Technische Aufklärung« eingesetzt gewesen war, übernahm er kürzlich eine neue Aufgabe in der Sicherheitsabteilung des BND. Er wäre dort für die Sicherheitsüberprüfung von BND-Mitarbeitern und Bewerbern zuständig gewesen und hätte damit seinen mutmaßlichen Abnehmern in Moskau intimste Kenntnisse über Hunderte BND-Bedienstete mitteilen können.
Zusammenarbeit mit dem FBI
Generalbundesanwalt Peter Frank wirft L. schweren Landesverrat vor. Bei den Materialien, die L. weitergegeben haben soll, soll es sich um Staatsgeheimnisse gehandelt haben. Er sitzt seit kurz vor Weihnachten in Untersuchungshaft. Gegen Arthur E. als mutmaßlichen Mittäter wurde am Montag die Untersuchungshaft angeordnet.
Der Bundesnachrichtendienst soll L. durch den Hinweis eines ausländischen Nachrichtendienstes auf die Spur gekommen sein. Eine zwischenzeitlich verdächtigte und in dem Verfahren ebenfalls beschuldigte Kollegin soll inzwischen weitgehend entlastet sein, heißt es. Bei der Ergreifung E.s arbeiteten BKA und Bundesanwaltschaft eng mit der US-amerikanischen Bundespolizei FBI zusammen. Es ist kein Beschäftigter des BND.