Pistorius in Augustdorf »Eine Wehrpflicht würde uns in den nächsten zwei, drei Jahren nicht helfen«

Deutschland will der Ukraine 14 Leopard 2 liefern. Abgeben soll sie das Panzerbataillon in Augustdorf. Beim Besuch rechtfertigt der Verteidigungsminister die Entscheidung – und erklärt eine frühere Aussage zur Wehrpflicht.
Boris Pistorius

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BENJAMIN WESTHOFF / REUTERS

Kehrt Deutschland zurück zur Wehrpflicht? Die Diskussion darüber hatte auch der Verteidigungsminister selbst angefeuert. Bei einem Besuch der Bundeswehr in Augustdorf sagte Boris Pistorius (SPD) nun: »Die Wehrpflicht würde uns in den nächsten zwei, drei Jahren überhaupt nicht helfen.« Pistorius war ins lippische Augustdorf gereist, um sich dort selbst ein Bild von den Leopard-Panzern zu machen, die die Bundesregierung der Ukraine zugesagt hat.

In der vergangenen Woche hatte Pistorius die Aussetzung der Wehrpflicht durch die schwarz-gelbe Bundesregierung im Jahr 2011 als Fehler bezeichnet – und damit eine neuerliche Debatte zum Pflichtdienst an der Waffe ins Rollen gebracht.

Er habe damit mitnichten die Wiedereinführung ins Gespräch gebracht, sagte Pistorius nun in der Feldmarschall-Rommel-Kaserne in Augustdorf. Er habe lediglich »im Kontext einer Dienstpflicht im Allgemeinen« über die Wahrnehmung der Bundeswehr in der heutigen Gesellschaft gesprochen, so Pistorius weiter. In diesem Zusammenhang habe er gesagt, die Abschaffung sei ein Fehler gewesen. »Und dabei bleibe ich auch.«

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte nach langer Abwägung am Mittwoch vergangener Woche mitgeteilt, dass Deutschland die Ukraine auch mit der Lieferung von 14 Leopard-2-Kampfpanzern zur Verteidigung gegen Russland unterstützen will. Sie sollen vom Panzerbataillon 203 in Augustdorf abgegeben werden. Dieses stellt seit August 2022 mit rund 550 Soldatinnen und Soldaten auch den Kern des multinationalen Nato-Gefechtsverbands in Litauen.

»Woher das Geld kommt, ist mir ehrlich gesagt egal«

Da mit dieser Lieferung – sowie fünf zusätzlich als Reserve bereitgestellten Panzern – die Übungs- und Ausbildungskapazitäten des Bataillons deutlich eingeschränkt werde, sei es ihm wichtig gewesen, dass die Soldatinnen und Soldaten diese Nachricht »auch von ihrem Minister« hören. »Natürlich blutet ihnen das Herz«, sagte Pistorius weiter: »Aber sie verstehen das.« Die Ukraine brauche jede Unterstützung, die sie bekommen könne, so Pistorius weiter: »Und die Leopard können eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Aggressor spielen.«

Er habe den Soldatinnen und Soldaten zugesagt, sich »mit Nachdruck« für Nachbeschaffung mit Panzern des Typs 2A7 einzusetzen. Darüber habe er auch bereits mit Vertretern der Industrie gesprochen. Der Leopard 2A7 ist die neueste Version des Kampfpanzers. Deutschland hat der Ukraine die Lieferung von 14 Panzern des Typs Leopard 2A6 zugesagt.

Über Details seines Gesprächs mit Industrievertretern, etwa über Abnahmegarantien oder Anschubfinanzierung, machte Pistorius keine Angaben, sagte auf Nachfrage zur Finanzierung: »Entscheidend ist, dass wir neue Panzer beschaffen müssen. Woher das Geld kommt, ist mir ehrlich gesagt egal, entscheidend ist, dass wir es schnell bereitstellen.«

sak

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